Warnstreik in Arztpraxen
Auch Praxispersonal im Arbeitskampf

| Redaktion 
| 08.02.2024

Keine zwei Monate nach dem letzten Ärztestreik ist die derzeitige Welle der Arbeitsniederlegungen wieder im Gesundheitswesen angekommen: Medizinische Fachangestellte sollen durch höheres Gehalt vom Verbleib im Beruf überzeugt werden.

Unser täglich Streik gib uns heute: Während sich der Flugverkehr am Donnerstagvormittag nach der Lufthansa-Auszeit allmählich wieder normalisiert, geht der Arbeitskampf an anderer Stelle weiter. Zur Abwechslung sind diesmal weder Verdi noch Mobilität als solche involviert – stattdessen ruft der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) die bundesweit rund 330.000 Vertretenen zu bestreikten Arztpraxen auf.

Die Maßnahme war bereits vor drei Tagen angekündigt worden und ist dem vmf zufolge "unverzichtbar für die Zukunft der Medizinischen Fachangestellten" (MFA). Schon seit letztem Oktober laufen Verhandlungen mit der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten (AAA), die durch den Warnstreik am Donnerstag zu einer "grundlegenden Verbesserungen beim Gehalt" motiviert werden soll.

Erster Warnstreik überhaupt

Der vmf bemängelt, dass das bisherige Angebot von durchschnittlich 5,5-prozentiger Gehaltserhöhung vor allem "in die unteren Gehaltsgruppen fließen und zu Lasten der höher qualifizierten MFA" erfolgen würde. Verbandspräsidentin Hannelore König erklärt: "Mit dem aktuellen Angebot der AAA erhalten die Berufsanfängerinnen nach ihrer dreijährigen Ausbildung immer noch weniger als Pflegekräfte nach einjähriger Ausbildung. Und den Kolleginnen und Kollegen mit 17 Jahren Berufserfahrung und hohen Zusatzausbildungen werden ganze 0,1 Prozent Plus vorgeschlagen."

Es handelt sich um den allerersten Warnstreik in der jahrzehntelangen Geschichte des Verbandes. König bittet "bei den Patientinnen und Patienten um Verständnis und Solidarität" für die Maßnahme und erkennt an, dass die Auswirkungen "unmittelbar zu spüren sein" werden. Sie sei dennoch notwendig, damit "nicht noch mehr Berufsangehörige den Beruf wegen der niedrigen Gehälter bei enormer Stressbelastung und hoher Verantwortung verlassen."

Teilnahme schwer abschätzbar

Während sich König in der öffentlichen Ankündigung des Warnstreiks über "zahlreiche Rückmeldungen zur Teilnahme aus fast allen Bundesländern" freut, relativiert die Tagesschau am Donnerstag unter Berufung auf eine Verbandssprecherin, dass die tatsächliche Beteiligung unter anderem aufgrund der geringen gewerkschaftlichen Organisation der Angestellten schwer abzuschätzen sei.

Für Menschen, die heute einen Arzttermin haben, könnten die Arbeitskampfmaßnahmen nichtsdestotrotz zu empfindlichen Verspätungen, verlängerten Wartezeiten und kompletten Verschiebungen führen. Protestversammlungen sind in Dortmund, Hamburg, Marburg, Nürnberg und Stuttgart zu verzeichnen; eine zentrale Kundgebung findet vor der Bundesärztekammer in Berlin statt.

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