Alkoholismus könnte sich bald heilen lassen

Darmbakterien spielen laut Wissenschaftlern eine entscheidende Rolle.

Menschen, die viel Alkohol konsumieren, sind möglicherweise zumindest teilweise unschuldig an diesem Missbrauch. Die Zusammensetzung der Darmbakterien spielt dabei eine wichtige Rolle, sagen Forscher der Universität Complutense. "Die Studie stellt einen bedeutenden Fortschritt in unserem Verständnis der Rolle der Darmmikrobims beim motivierten Verhalten dar, insbesondere beim Verhalten des freiwilligen Alkoholkonsums", sagt Zellbiologin Elena Giné.

Hohe Actinobakterien-Konzentration

Mit ihrem Team hat sie zunächst 507 junge Freiwillige untersucht, die je einen Fragebogen zum Trinkverhalten ausfüllen und Stuhlproben zur Analyse einreichen mussten. Unter Verwendung eines Maßes, das als "Bristol Stool Scale" bekannt ist, fanden die Forscher eine lineare Beziehung zwischen Alkoholkonsum und dem Stuhltyp. Dann analysierten sie einen Teil der Stuhlproben und verglichen die Ergebnisse bei Nichttrinkern und starken Trinkern.

Bei Letzteren stellten die Forscher eine erhöhte Zahl von Actinobakterien fest, die in der Umwelt weitverbreitet sind. Sie bauen Schadstoffe ab und sind Basis für die Herstellung von Antibiotika, können allerdings auch Krankheiten auslösen. Diese Bakterien sind allerdings nicht Ursache, sondern Folge des Alkoholkonsums. Jetzt geht es darum, die Rolle der übrigen Darmbakterien zu ergründen. Mit diesem Ergebnis gab sich das Team noch nicht zufrieden. Es untersuchte die Beziehung zwischen Alkoholkonsum und dem Mikrobiom in einer Tierstichprobe. Es wurde schnell klar, dass erhöhte Mengen an Alkohol bei einer Ratte die Zusammensetzung des Mikrobioms veränderte.

Stuhltransplantation gibt Aufschluss

Um dies zu testen, haben die Forscher eine Stuhltransplantation von alkoholabhängigen Tieren in eine gesunde Kontrollgruppe durchgeführt. Daraufhin haben die Tiere, die die alkoholabhängige Stuhltransplantation erhielten, ihre freiwillige Aufnahme von Alkohol im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant erhöht. Um die mögliche zufällige Assoziation weiter zu bestätigen, haben die Forscher den alkoholabhängigen Tieren dann Antibiotika verabreicht, was in der Folge zur Abnahme des Alkoholkonsums führte.

Werden die Zusammenhänge noch besser verstanden, ist es plausibel anzunehmen, dass die Modifikation des Mikrobioms eine Möglichkeit sein könnte, Menschen mit Alkoholkonsumstörungen zu behandeln, meint Wissenschaftler José Antonio López Moreno. "Das könnte durch die Verwendung von Probiotika, Präbiotika und/oder Symbiotika gelingen." (pte)

www.ucm.es

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