Verfahrenskomplex um Signa-Insolvenz
Benko-Prozess: Investor beharrt auf Unschuld; erster Tag endet vorzeitig

| Redaktion 
| 14.10.2025

Zum ersten Mal seit seiner Verhaftung im Januar ist René Benko öffentlich in Erscheinung getreten: In Innsbruck begann der Prozess gegen den gefallenen Immobilien-Milliardär. Verhandelt wird jedoch nicht die Pleite der Signa Holding, sondern Vorwürfe gegen ihn als Einzelunternehmer. Als solcher habe Benko laut Anwalt bis zur Erschöpfung um sein Lebenswerk gekämpft; auch der Ex-Investor betont seine Unschuld.

Im November 2023 erschütterte der Zusammenbruch der von René Benko angeführten Signa-Gruppe die internationale Immobilien- und Handelssphäre. Das einst milliardenschwere Konglomerat, aufgebaut um Luxusimmobilien und Kaufhausgrößen wie Galeria oder das Berliner KaDeWe, brach in einer Kettenreaktion aus überschuldeten Projekten und Liquiditätsengpässen zusammen.

Banken, Bauunternehmen und Investoren blieben auf Forderungen in Milliardenhöhe sitzen, während Beteiligungen – etwa der Elbtower in Hamburg – gestoppt oder verkauft werden mussten. Der Fall markierte eines der spektakulärsten europäischen Unternehmensbeben der letzten Jahrzehnte und offenbarte, wie engmaschig Benkos Netzwerk aus Finanzierungen, Beteiligungen und politischem Einfluss miteinander verflochten war.

Anklage im Rahmen von Benkos Insolvenz als Einzelunternehmer 

Im Januar dieses Jahres ist der Investor auf Anordnung der Innsbrucker Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft erhob im Juli als Teil des Verfahrenskomplexes Signa offiziell Anklage gegen Benko, wobei zunächst Vorwürfe der "betrügerischen Krida" um seine Insolvenz als Einzelunternehmer im Raum stehen. Mit dem Begriff bezeichnen Österreicher entsprechende Delikte.

Verhandelt werden nun also nicht die Milliardenverluste seiner Unternehmensgruppe, sondern persönliche Vorwürfe gegen Benko. Zur Last gelegt wird ihm:

  • Vorauszahlung für Luxusvilla: Benko soll kurz vor seiner Insolvenz rund 360.000 Euro Mietvorauszahlung für eine Villa auf der Innsbrucker Hungerburg geleistet haben – ein Schritt, den die Staatsanwaltschaft als wirtschaftlich unvertretbar bewertet. Der Investor habe damit bewusst Geld aus der Insolvenzmasse gezogen und so seine Gläubiger geschädigt.

  • Schenkung an Mutter: Benko soll seiner Mutter 300.000 Euro überwiesen haben, um Vermögen dem Zugriff seiner Gläubiger zu entziehen. Nach Ansicht der Anklage wollte Benko damit den wahren Umfang seines Vermögens verschleiern und seine familiären Interessen über die Gläubigeransprüche stellen.

Am Dienstagmorgen begann der Prozess gegen den einstigen Immobilienunternehmer am Landesgericht Innsbruck, dessen holzgetäfelten Schwurgerichtssaal der 48-jährige um kurz nach neun Uhr im dunklen Anzug betrat. Legitime Anspannung war ihm anzumerken – genau wie ein deutlicher Gewichtsverlust, der sich laut Informationen der Bild-Zeitung auf zwölf Kilo belaufen soll.

Zahlreiche Kamerateams und Reporter verfolgten den Auftakt eines Verfahrens, das trotz des Fokus auf Benko als Einzelunternehmer symbolisch für den spektakulären Niedergang eines Imperiums steht.

Statt eines eigentlich bis 18 Uhr angesetzten Verhandlungstages erlebten die Anwesenden eher einen kurzen Vorgeschmack: Richterin Andrea Wegscheider beendete die Sitzung bereits nach gut zwei Stunden wieder und vertagte weitere Befragungen auf den Mittwoch, da der Hausverwalter der beanstandeten Immobilie in Innsbruck und der Insolvenzverwalter erst dann vorstellig werden können.

Vorher kam Benkos Rechtsvertretung Dr. Norbert Wess zu Wort. Der Anwalt schilderte, er "verstehe die Anklageschrift nicht. Der Sachverhalt ist falsch und die rechtliche Beurteilung ist falsch. Es ist alles komplett falsch". Sein Mandat habe "bis zur körperlichen Selbstaufgabe" am Erhalt seines Lebenswerks gearbeitet, was "nicht strafbar, sondern sein gutes Recht" sei.

Benko bekennt sich "nicht schuldig"

René Benko selbst gab im Zeugenstand zu Protokoll, derzeit kein Einkommen zu generieren. Gleichzeitig wollte er aufgrund des laufenden Konkursverfahrens keine Angaben zu seinem verbleibenden Vermögen oder seinen Schulden machen.

Sehr wohl aber zur Frage, ob er schuldig ist: Das sei er nicht; die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft träfen dementsprechend nicht zu.

Sollte Richterin Andrea Wegscheider nach den ursprünglich zwei angesetzten (kompletten) Verhandlungstagen zu einer anderen Einschätzung kommen, drohen René Benko im schlimmsten Fall bis zu zehn Jahre Haft. Fortgesetzt wird der Prozess am Mittwochmorgen.

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