René Benkos Prestigeprojekt wankt
Elbtower steht vor millionenschwerem Teilverkauf

Der Elbtower in Hamburg, einst als Prestigeprojekt von Immobilieninvestor René Benko geplant, könnte nun teilweise in städtische Hand übergehen. Die Stadt prüft offenbar einen Ankauf von Flächen im Sockelbereich, um dort ein Naturkundemuseum unterzubringen. Damit rückt ausgerechnet das einstige Symbol privater Bauambitionen ins Zentrum einer politischen Debatte.

Die Diskussion um die Zukunft des Elbtowers bekommt eine neue Wendung. Obwohl Bürgermeister Peter Tschentscher eine Beteiligung der Stadt am Bauprojekt lange ausschloss, wird nun konkret geprüft, ob Hamburg Teile des markanten Hochhauses erwerben sollte. Ziel: ein Naturkundemuseum, für das die Stadt ohnehin nach einem Standort sucht. Der Elbtower, einst als Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft gedacht, ist inzwischen zum Sinnbild einer tiefgreifenden Vertrauenskrise in private Großinvestitionen geworden.

Stadt als Rettungsanker

Das von René Benko initiierte Elbtower-Projekt steht seit dem Baustopp vor über eineinhalb Jahren weitgehend still. Während Investor Dieter Becken versucht, das Projekt über private Mittel zu retten, bahnt sich nun eine mögliche Öffentlich-private-Lösung an. Wie die BILD-Zeitung berichtet, wurde im April 2025 innerhalb der stadteigenen HafenCity Hamburg GmbH die Möglichkeit eines Teilankaufs diskutiert. Im Fokus stehen 20.000 bis 60.000 Quadratmeter Nutzfläche in den unteren drei Etagen des Rohbaus.

Die Idee, die unteren Etagen des Elbtowers für ein kulturelles Prestigeprojekt zu nutzen, könnte auch neue Impulse für die gesamte HafenCity bringen. Experten sehen in einer teilweisen städtischen Nutzung ein deutliches Signal an potenzielle Investoren, dass das Projekt keinesfalls aufgegeben wird. Zudem würde das Naturkundemuseum nicht nur die Bildungslandschaft der Stadt erweitern, sondern auch fußläufig mit der benachbarten Speicherstadt und anderen Kulturorten vernetzt werden – ein potenzieller Gegenentwurf zu Abrissszenarien, wie sie zuletzt etwa von Milliardär Klaus-Michael Kühne ins Spiel gebracht wurden.

Politischer Spagat

Die Flächen sollen für ein geplantes Naturkundemuseum genutzt werden, das Hamburg der renommierten Leibniz-Gemeinschaft zugesagt hat. Alternativ zum Kauf steht eine Mietoption im Raum, die laut dem involvierten Bauunternehmer mit rund 32 Euro pro Quadratmeter kalt angesetzt ist. Der Deal würde auf eine Laufzeit von mehr als 20 Jahren hinauslaufen. Kritiker aus den Reihen der SPD befürchten jedoch eine Mithaftung für bauliche Risiken – unter anderem wurden bereits erste Setzrisse am nahegelegenen S-Bahnhof dokumentiert.

Zusätzlich steht die Frage im Raum, ob ein Engagement in einem privatwirtschaftlich gescheiterten Projekt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Stadtpolitik stärken oder schwächen würde. Die Stadtregierung muss also nicht nur wirtschaftlich argumentieren, sondern auch kommunikativ gegen den Vorwurf des "Einknickens vor einem Bauflop" ansteuern. Insbesondere im Hinblick auf das Wahljahr 2026 könnte jede Entscheidung am Elbtower politisch aufgeladen werden.

Entscheidung bis zur Sommerpause

Ob Ankauf, Miete oder alternative Standorte wie das DESY-Gelände in Bahrenfeld: Der Senat steht unter Entscheidungsdruck. Die parlamentarische Sommerpause beginnt am 23. Juli. Spätestens bis dahin soll eine wirtschaftlich tragbare und politisch vertretbare Lösung vorliegen. Der Fall Elbtower könnte somit vom urbanen Mahnmal zur städtischen Kulturchance werden.

Wirtschaftsverbände und Stadtplaner:innen fordern unterdessen eine längerfristige Strategie für Großprojekte in der Hansestadt. Der Elbtower-Fall dürfte dabei zur Blaupause für künftige städtebauliche Entscheidungen werden. Sollte Hamburg mit einem kulturellen Leuchtturmprojekt im Elbtower erfolgreich sein, könnte das nicht nur zur Wiederbelebung des Standorts beitragen, sondern auch ein neues Narrativ für den Umgang mit gescheiterten Großvorhaben etablieren.

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