Mit "Die Holländerinnen" hat die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger den Deutschen Buchpreis 2025 gewonnen. Ihr düsterer Roman über ein rätselhaftes Theaterprojekt im südamerikanischen Dschungel beeindruckt laut Jury mit literarischer Tiefe – und bringt zugleich eine unbequeme Gegenwart auf die Bühne. Dabei stand die Autorin während des Schreibprozesses selbst kurz davor, aufzugeben.
Dorothee Elmiger wurde für ihren Roman "Die Holländerinnen“ mit dem Deutschen Buchpreis 2025 ausgezeichnet. Die Jury – bestehend aus Jurysprecherin Laura de Weck (Schweizer Radio und Fernsehen), Maria Carolina Foi (Universität Triest), Jürgen Kaube (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Friedhelm Marx (Universität Bamberg), Kathrin Matern (Buchladen „Frau Rilke“, Neustrelitz), Lara Sielmann (Deutschlandfunk Kultur) und Shirin Sojitrawalla (freie Kritikerin) – würdigte das Werk als sprachlich vielschichtiges und psychologisch eindringliches Stück Gegenwartsliteratur, das Leser:innen auf eine albtraumhafte Expedition entführt. Die Entscheidung wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben, wo auch die weiteren Finalist:innen geehrt wurden.
Verstörende Reise ins Herz der Finsternis
Der preisgekrönte Roman "Die Holländerinnen“ erzählt von einem künstlerischen Selbstversuch tief im südamerikanischen Regenwald. Eine Theatergruppe will dort dem Verschwinden zweier niederländischer Frauen auf den Grund gehen – doch bald entwickelt sich die Reise zu einem psychologischen Höllentrip. Elmiger schildert das Geschehen in der Form einer Poetikvorlesung, weitgehend in indirekter Rede. Die Jury sprach von einem "fesselnden Stil, der gleichzeitig distanziert und intensiv“ sei, und verglich die Atmosphäre des Romans mit Joseph Conrads "Herz der Finsternis".
Je weiter die Gruppe in das Dickicht des Urwalds vordringt, desto mehr verlieren sich die Grenzen zwischen Realität, Wahn und kollektiver Angst. Die Erzählung verwebt literarische Anspielungen und persönliche Erfahrungen zu einem "Sog der Angst", in dem die Protagonist:innen in ihr "dunkelstes Gegenteil" verfallen. Die literarische Montage, die auch Adorno-Zitate und rare Fundstücke einbindet, fordert Leser:innen heraus – und belohnt mit tiefgreifender Reflexion über Macht, Gewalt und künstlerische Selbstüberhöhung.
Elmiger kurz vor dem Schreib-Aus
In einem Interview mit der Schweizer Wochenzeitung gab Dorothee Elmiger zu, dass sie beim Schreiben mehrfach am Aufgeben war: "Ich hatte gemerkt, dass mein Text sehr düster ist, auch verzweifelt. Darin entspricht er mir eigentlich nicht." Sie habe über Jahre hinweg immer wieder Teile verworfen, bis sie schließlich meinte: "Ich muss mich vom Schreiben verabschieden.“ Erst ein "beinahe fiebriger Endspurt" habe das Buch zu einem Abschluss geführt.
Elmiger, Jahrgang 1985, lebt in New York und gilt seit längerem als herausragende Stimme der zeitgenössischen Literatur im deutschsprachigen Raum. Die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis krönt nun ihren bisherigen Weg und dürfte ihre internationale Sichtbarkeit deutlich erhöhen.
Starke Konkurrenz – und Kritik an der Entscheidung
Neben Elmiger standen fünf weitere Werke im Finale. Dazu zählten:
Thomas Melle mit „Haus zur Sonne“, ein tief berührender Roman über Depression und Resilienz.
Jehona Kicaj mit „ë“, ein sprachlich radikales Werk über die Folgen des Kosovo-Kriegs.
Kaleb Erdmann mit „Die Ausweichschule“, das sich mit dem Amoklauf von Erfurt 2002 beschäftigt.
Fiona Sironic mit „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“.
Christine Wunnicke mit „Wachs“, ein literarisches Spiel mit historischen Perspektiven.
Insgesamt wurden über 200 Romane eingereicht. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse verliehen.
Doch die Juryentscheidung stieß nicht überall auf Zustimmung: stern-Kulturredakteur Oliver Creutz kritisierte in einem Kommentar die Preisvergabe an Elmiger als Fehlentscheidung. Seiner Meinung nach hätte Thomas Melle mit "Haus zur Sonne" den Preis verdient: ein "literarisches Großereignis", das Leser:innen tief berühre. Über Elmigers Buch schreibt Creutz: "Ein schmales Buch von 160 Seiten, nach dessen Lektüre mich das Gefühl überkam, 660 Seiten gelesen zu haben.“ Er nennt den Roman ein "sehr langes Rumgrübeln", das in seiner intertextuellen Dichte wenig Lust aufs Lesen wecke.
Zitat aus dem Kommentar: "Der Buchpreis soll auch das Lesen fördern, soll Lust auf Bücher wecken. Melles Buch belohnt das Lesen mit tiefen und erschreckenden Einblicken in eine Krankheit, wie es sie in dieser Ausprägung nur selten gibt.“
Laut stern-Kommentar werden "Die Holländerinnen" daher eher in der Liste abgebrochener Bücher landen als in Bestsellercharts. Dennoch bleibt Elmigers Werk ein hochliterarisches Statement, das – so auch Creutz – zumindest das Kriterium "literarische Qualität" erfüllt.
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