Studie von GFU / Oliver Wyman
Emotionale Bindung: Deutsche schließen Haushaltsroboter ins Herz

| Redaktion 
| 08.09.2025

Sie finden es merkwürdig, wenn Menschen ihre Haustiere als vollwertiges Familienmitglied betrachten? Unter Umständen müssen Sie Ihren persönlichen Maßstab bei Gelegenheit ein wenig nachjustieren, denn viele Haushalte haben gefühlstechnisch längst den nächsten Schritt in Richtung Zukunft gewagt: 40 Prozent der deutschen Nutzer von Haushaltsrobotern sehen ihre Assistenten laut einer neuen Studie als Teil der Familie.

Eigentlich ist die Branchenorganisation GFU Home & Consumer Tech dieser Tage gut beschäftigt, schließlich ist sie Markeninhaberin der derzeit in Berlin stattfindenden 101. Ausgabe der IFA. Daneben war jedoch noch Zeit, um die Ergebnisse einer Verbraucherumfrage zu teilen, die gemeinsam mit der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman (einem Unternehmen von Marsh McLennan) durchgeführt wurde.

Im Rahmen der Studie "Binary Hearts – International consumer study on robotics and companionship" wurden im August rund 4200 Roboternutzer aus den USA, Deutschland, Japan und China um ihre Angaben gebeten.

Dabei hat sich ergeben: Die Bindung zwischen Mensch und Maschine wird oftmals tiefschürfender von Nutzern interpretiert, als viele "uneingeweihte" Haushalte ohne Hilfsroboter wohl vermuten würden.

Von der Putzhilfe zum Familienmitglied

Geht es etwa darum, welcher Roboter den "Status eines Quasi-Familienmitglieds" genießt, führen elektronische Haustiere mit einigem Vorsprung und werden international von 71 Prozent der Befragten entsprechend anerkannt. Gleich 81 Prozent sprechen ihnen sogar zu, eine eigene Persönlichkeit an den Tag zu legen.

Beachtliche 63 Prozent der automatischen Fensterputzer sowie 43 Prozent der Küchenmaschinen sind demnach schon auf diese Weise "adoptiert" worden, während die Saugroboter mit 28 Prozent das vergleichsweise ungeliebte Schlusslicht bilden.

Auf Deutschland bezogen bringt "Binary Hearts" unter anderem folgende Erkenntnisse hervor:

  • 47 Prozent sprechen ihren Robotern hierzulande eine "eigene Persönlichkeit" zu
  • 40 Prozent betrachten Küchenmaschinen, Saughilfen oder Poolreiniger als "Teil der Familie"
  • 39 Prozent geben an, dass sie gerne Zeit mit ihrem Roboter verbringen
  • 38 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sie sich von ihrem Roboter verstanden fühlen

Damit liegt Deutschland in puncto Vermenschlichung hinter den USA, wo sich die entsprechenden Werte zwischen 63 bis 66 Prozent einpendeln. In Asien ist die Sentimentalität den Maschinen gegenüber weniger stark ausgeprägt: In China bewegen sich die Werte zwischen 35 und 38 Prozent, in Japan zwischen 28 und 32 Prozent. Übrigens tendieren Frauen um acht Prozentpunkte eher dazu, ihre Roboter zum Familienmitglied zu erklären.

"Die Menschen in Deutschland erkennen nicht nur die Vorteile von Haushaltsrobotern zunehmend an – sie integrieren die Helfer auch zunehmend in ihre Familie, vergeben Kosenamen und messen die Maschinen mit menschlichen Maßstäben. Daraus erwächst auch eine Verantwortung für die Hersteller, gerade was das Thema Datensicherheit angeht", gibt Dr. Martin Schulte, Partner Retail and Consumer Goods bei Oliver Wyman, zu bedenken.

Wie Kosenamen und Markentreue zusammenhängen

Etwa die Hälfte der Nutzer in Deutschland haben ihren Robotern längst einen eigenen Namen gegeben, wobei bedingt kreative Varianten wie Robbi, Robert und Putzi laut Studie derzeit am höchsten im Kurs stehen. Besonders in der Altersgruppe der 26- bis 45-Jährigen ist die Namensgebung üblich – international sprechen 61 Prozent der Befragten in diesem Segment ihren Roboter persönlich an.

Auch Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin bei GFU Home & Consumer Tech, geht auf die Bedeutung dieser Erkenntnisse für die Hersteller dazugehöriger Geräte ein: "Die Konsumentenbefragung zeigt den Herstellern deutlich: Haushaltsroboter haben ein enormes Potential für eine starke Kundenbindung. Lieben Nutzer:innen ihre Roboter, scheint die Liebe zur Marke nur ein konsequenter, weiterer Schritt. Wem es über Produktgestaltung und Marketing gelingt, diese Bindung zu stärken, kann viel Loyalität schaffen."

Passend dazu verrät die Studie, dass Nutzer mit einer hohen emotionalen Bindung eine vierfach höhere Bereitschaft zum Kauf eines Software-Upgrades aufweisen. Auch Kosten für Reparaturdienste werden zugunsten von "Familienmitgliedern" deutlich eher in Kauf genommen, während die Anschaffung eines Zusatzroboters derselben Marke ebenso weitaus wahrscheinlicher ist, wenn Gefühle im Spiel sind.

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