Gleichstellungspolitik unter Druck
Isabel Grupp-Kofler kritisiert Menstruationsurlaub in Stuttgart

| Redaktion 
| 03.09.2025

Die Stadt Stuttgart diskutiert einen Antrag auf Menstruationsurlaub für Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung – bis zu drei Tage pro Monat ohne Attest. Unternehmerin Isabel Grupp-Kofler reagiert mit scharfer Kritik: Für sie sei das nicht Fortschritt, sondern ein Rückschritt in der Gleichstellung. Der Vorschlag sorgt für eine hitzige Debatte über Leistung, Opferrolle und moderne Arbeitskultur.

Während einige Kommunen weltweit bereits Menstruationsurlaub eingeführt haben, diskutiert Stuttgart nun über ein Pilotprojekt. Der Vorschlag: Bis zu drei Tage Sonderurlaub im Monat, ohne ärztliches Attest, per einfacher Selbstmeldung. Unternehmerin Isabel Grupp-Kofler, Geschäftsführerin der Plastro Mayer GmbH, positionierte sich via LinkedIn mit deutlichen Worten dagegen – und entfacht damit eine Grundsatzdiskussion über Gleichstellung, Unternehmensrealität und moderne Arbeitsmodelle.

Widerstand aus der Wirtschaft

In einem viralen Social-Media-Post spricht Grupp-Kofler von einem „Rückschritt für jede Frau“ und warnt vor negativen Folgen für die Gleichstellung am Arbeitsplatz. Die Unternehmerin, selbst von der chronischen Krankheit Endometriose betroffen, sieht im Vorschlag keinen Fortschritt, sondern eine gefährliche "Opferrolle“, die Frauen auf dem Arbeitsmarkt schwächen könnte.

"Zwei Bewerber, gleiche Qualifikation, aber eine Frau könnte im Jahr bis zu 36 Tage mehr fehlen – welcher Arbeitgeber entscheidet sich dann für die Frau?“, fragt Grupp-Kofler provokant. Die Befürchtung: Eine strukturelle Benachteiligung von Frauen könnte durch gut gemeinte Sonderrechte sogar verstärkt werden.

Leistung vs. Fürsorge: Ein Zielkonflikt

Der Vorstoß in Stuttgart steht sinnbildlich für den Spagat zwischen moderner Fürsorgepolitik und klassischem Leistungsdenken. Für Grupp-Kofler ist klar: "Wir müssen in Richtung Leistung denken und nicht in Richtung Opferrolle." Sie plädiert stattdessen für pragmatische Maßnahmen: flexible Arbeitszeitmodelle, medizinische Aufklärung, bessere Betreuung und eine offenere Unternehmenskultur. Sonderrechte auf Basis biologischer Unterschiede hält sie für kontraproduktiv.

Polarisierung und politische Realität

Der Vorschlag der Stadtverwaltung ist Teil einer Debatte, die international an Fahrt gewinnt. In Spanien gibt es seit 2023 einen gesetzlichen Anspruch auf Menstruationsurlaub, auch Unternehmen wie Zomato oder Modibodi haben eigene Regelungen eingeführt. In Deutschland wäre Stuttgart Vorreiter – mit möglichen Signalwirkungen auf andere Kommunen oder gar den Bund.

Doch die Reaktionen zeigen: Die gesellschaftliche Akzeptanz ist alles andere als gegeben. Während Befürworter auf körperliche Belastung und Gleichstellungsdefizite verweisen, sehen Kritiker wie Grupp-Kofler den Grundgedanken von Gleichberechtigung untergraben: gleiche Rechte, gleiche Pflichten – ohne Ausnahme.

Auch Dr. Anna Weber, Co-CEO bei BabyOne, Co-Founder von ELSA & EMIL und Beirätin, äußerte sich klar ablehnend: "Absolut absurd! Hier geht es Null um Gleichberechtigung und die Stärkung von Frauenrechten, sondern bloß um die nächste behördliche Anordnung, die uns nicht weiter bringt. Ein wenig wie das Entgelttransparenzgesetz.“

Wie sich Stuttgart letztlich entscheidet, bleibt offen. Klar ist jedoch: Die Diskussion zeigt, wie tief der Graben zwischen Anspruch und Realität in Gleichstellungsfragen immer noch sein kann – gerade im Spannungsfeld von Wirtschaft und Politik.

Die Lösung ist ganz einfach:
Für jeden theoretisch 3 Krankenstandtage ohne Attest, Männer und Frauen und diverse. Die Krankenstände werden - das wäre jetzt meine Hypothese - anfänglich mehr, sich dann wieder einpendeln. Wer jetzt schon starke Regelschmerzen hat, bleibt vielleicht jetzt schon zu Hause mit dem Attest Übel/Kopfweh/Durchfall,...
In manchen Unternehmen braucht man wohl ohnehin erst ab dem 4 Krankenstandstag ein Attest, in anderen ab dem 1.

Wir sollten in Lösungen denken, Fakten und Zahlen erheben und nicht aus Prinzip gegen so einen Vorschlag wettern. Einen "Feldversuch" zu machen, was spricht dagegen? Vielleicht sieht man dann, dass nur wenige diese 3 Tage, manche 2, manche 1 in Anspruch nehmen - vielleicht geht es auch nur darum, die theoretische Möglichkeit zu haben und wer besondere Schmerzen und nicht arbeitsfähig ist, wird vermutlich auch jetzt schon heimgehen und je nach Beruf weniger produktiv, belastbar, fehleranfälliger,... sein. Who knows? Try and see.

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