Nostalgische Töne
Album-Charts: Deutschland schwimmt auf der Retro-Welle

| Redaktion 
| 21.04.2024

Nirvana, AC/DC, Metallica, Peter Fox, Lana del Rey - sie alle finden besetzen mit alten Platten derzeit Plätze in den Albumcharts der Bundesrepublik. Warum die Deutschen dieser Tage so sehr auf die "guten, alten Zeiten" stehen, hat Experten zufolge mehrere Gründe.

Wer dieser Tage einen Blick in die deutschen Album-Charts wirft, der wird womöglich verwundert seine Äuglein reiben: Es finden sich eine Menge Alben darunter, die vor zehn, 20 oder sogar mehr als 30 Jahren entstanden sind. Peter Fox ist so zum Beispiel mit "Stadtaffe" (2008) vertreten, Nirvana mit "Nevermind" (1991), Lana del Rey mit "Born to die" (2012) und die Altrocker von AC/DC und Metallica mit Reissues erprobter Erfolgswerke. Was ist da los? Sehnen wir uns nach den „guten, alten Zeiten“ oder steckt ein anderer Grund dahinter?

Schon zehn Jahre alte Nummern gelten heute als retro

"Bands wie AC/DC oder Metallica wissen, dass die Leute nicht nur Neues, sondern auch wieder mehr Altes hören wollen“, sagt Alex Gernandt, Musikjournalist und ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Bravo im ARD-Magazin Brisant.

Der Experte führt die Retro-Wellte zum Teil auch auf die Pandemie zurück. "Damals hatten die Leute Zeit, sich mit Musik zu beschäftigen. Sie taten das nicht nur mit Klassikern wie Metallica oder Pink Floyd, sondern auch mit neueren Künstlern wie Taylor Swift, Lady Gaga oder Peter Fox.“ Songs wie die Fox-Nummer "Haus am See“ gelten bereits als Retro-Klassiker, obwohl sie kaum über fünfzehn Jahre alt sind.

Der Zauber von Vinyl

Das wiederum hätte mit der altbewährten Schallplatte zu tun, die eben immer noch einen ganz anderen Stellenwert hat als Musik, die man über einen Swipe am Handy bezieht. "Man kauft die Platte, holt sie raus, legt sie auf, bewundert das Artwork, liest die Hinterseite. Dadurch ist man dem Künstler viel näher“, erklärt Gernandt.

Die LP erlebt seit geraumer Zeit einen Boom in der Bundesrepublik. Alleine in Deutschland wurden im vorletzten Jahr 4,3 Millionen Platten verkauft. Das sind siebenmal so viele wie zwanzig Jahre zuvor.

Wenn Filme und Serien alte Songs wieder bekannt machen

Ein weiterer Grund, weshalb alte Nummern zur allgemeinen Überraschung wieder zum Hit werden, ist deren Einsatz in neuen Filmproduktionen. Wenn es ein Song in eine beliebte Serie schafft, können beträchtliche Synergie-Effekte entstehen und für einen viralen Volltreffer sorgen. Dann folgt eine Art Schneeball-Effekt: Die Nummer wird auch außerhalb sozialer Medien plötzlich wieder vermehrt gespielt und so bestenfalls abermals zum ganz eigenständigen Hit.

Bekanntes Beispiel ist der Kate-Bush-Song "Running up that hill“ von 1985. Als er in der Erfolgsserie "Stranger Things" zu hören war, sorgte er ein zweites Mal für Furore und erreichte in den englischen Charts sogar Platz eins. Kate Bush selbst hat das Lied damit weitere 2,3 Millionen US-Dollar eingebracht - 37 Jahre nach der Erstveröffentlichung.

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