Im vergangenen November wurde Sam Bankman-Fried vor einem New Yorker Gericht in sieben von sieben Anklagepunkten (zweimal Betrug, fünfmal Verschwörung) für schuldig befunden. Die Geschworenen hatten nach fünf Wochen Verhandlung kaum Zweifel daran, dass der Gründer einer inzwischen inaktiven Börse für Kryptowährungen seine Kunden wohlwissentlich um mehrere Milliarden US-Dollar betrogen hat.
Dem 31-jährigen, der häufig mit SBF abgekürzt wird, blüht eine Haft von über einem Jahrhundert. Derzeit befindet er sich im berüchtigten Metropolitan Detention Center von Brooklyn, wo er dank vorheriger Aufenthalte von R. Kelly oder Ghislaine Maxwell keineswegs der erste namhafte Inhaftierte ist. Dort jedenfalls dürfte Bankman-Fried den 28. März, einen Donnerstag, mit einiger Spannung erwarten - dann nämlich soll das genaue Ausmaß seiner Strafe verkündet werden.
Brooklyn statt Bahamas
Die auf Krypto-Verbrechen spezialisierte Reporterin Tiffany Fong ist mit dem Werdegang von SBF aus naheliegenden Gründen bestens vertraut und konnte ihren Followern nun einen seltenen Eindruck von seinem Leben in Gefangenschaft vermitteln. Auf X, ehemals Twitter, teilte sie ein Foto aus der New Yorker Haftanstalt, auf dem sechs vor einer Wand stehende Männer nebeneinander posieren. Vier Gesichter sind unkenntlich gemacht; bei den anderen beiden handelt es sich um Sam Bankman-Fried und die als „G Lock" bekannte Quelle des Fotos.
Leadersnet Deutschland beschäftigt keine ausgebildeten Körperspracheexperten, allerdings strahlt SBF deutlich weniger Selbstsicherheit als die fünf anderen Inhaftierten aus. Er trägt ungewohnt viel Gesichtsbehaarung und hat merklich an Gewicht verloren. Einem CCN-Bericht zufolge haben seine Anwälte sowohl die unsauberen Zustände als auch das langsame Internet und das dürftige Essensangebot für ihren eigentlich vegan lebenden Klienten längst beklagt. Der Dateiname des Fotos legt nahe, dass es bereits am 17. Dezember letzten Jahres entstanden ist.
SBF und FTX: Was bisher geschah
Im Dezember 2022 wurde Sam Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen. Dort unterhielt FTX seinen Hauptsitz. Die von ihm gegründete Kryptowährungsbörse geriet einen Monat vorher in massive Zahlungsschwierigkeiten, da SBF mehr als sieben Milliarden US-Dollar an Kundenguthaben zur Finanzierung von Risikogeschäften bei Alameda Research genutzt hatte – ein ihm selbst gehörender und von seiner damaligen Freundin Caroline Ellison geführter Hedgefonds.
Als die widerrechtlich abgezweigten Mittel bei besagten Geschäften verloren gingen und vom kriselnden Kryptomarkt beeinflusste Anleger ihr Geld abziehen wollten, brach das FTX-Kartenhaus innerhalb kürzester Zeit zusammen. Nach seiner Auslieferung in die Vereinigten Staaten wurde SBF gegen eine Kaution von 250 Millionen US-Dollar unter Hausarrest gestellt. Aus seinem Elternhaus heraus soll er Zeugen des Prozesses beeinflusst haben, weshalb er im August abermals verhaftet wurde und seitdem in Brooklyn inhaftiert ist.
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