Mehrwertsteuer-Debatte: Tausende Betriebe vor Schließung bedroht

Allein im Freistaat sind laut Dehoga Bayern etwa 2.500 Betriebe gefährdet, sollten die Mehrwertsteuersätze wieder auf 19 Prozent angehoben werden. Bundesweit wären noch viel mehr Betriebe betroffen, wie die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung "ahgz" heute berichtet.

Angela Inselkammer, die Leiterin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, warnt davor, dass eine Rückkehr zum früheren Mehrwertsteuersatz Tausende von Betrieben im Freistaat in den Ruin treiben würde. Sie sagte: "Laut unserer deutschlandweiten Umfrage würden bei einer Erhöhung der Mehrwertsteuer 12.000 Betriebe schließen. In Bayern sind es nach aktuellen Erhebungen fast 2.500 Betriebe, die nicht mehr in der Lage wären, weiterzumachen."

Mehrwertsteuer im europäischen Vergleich

Sie betont auch, dass es international betrachtet unvernünftig wäre, zur alten Mehrwertsteuer zurückzukehren, da 23 EU-Länder einen reduzierten Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie haben. Ursprünglich wurde der Mehrwertsteuersatz von 19 auf 7 Prozent gesenkt, um der Gastronomie während der Corona-Lockdowns und der hohen Inflation zu helfen. Dieser niedrigere Satz soll zum Jahresende auslaufen.

Der Hotel- und Gaststättenverband Schleswig-Holstein um Hauptgeschäftsführer Stefan Scholtis schlägt ebenfalls Alarm: Scholtis erklärt, dass, wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird, das Gastgewerbe den Gästen nicht nur die zusätzlichen 12 Prozentpunkte in Rechnung stellen müsste, sondern auch eine Inflationsanpassung von 6,4 Prozent vornehmen müsste. "Das bedeutet, dass wir die Preise um fast ein Fünftel erhöhen müssten. Es ist leicht vorstellbar, wie viele Gäste dann noch kommen werden."

Schleswig-Holstein befürchtet starke Steuerausfälle

In diesem Fall erwartet er Betriebsschließungen und betonte, dass neue Gastronomen in Gebieten, wo Betriebe schließen, keine Chance hätten. Der Verband schätzt, dass die öffentliche Hand in Schleswig-Holstein Steuerausfälle in Höhe von 100 Millionen Euro erleiden würde, wie die ahgz berichtet.

Die Branche fordert eine gleichberechtigte Behandlung im Vergleich zu Imbissen oder Tankstellen, die nur 7 Prozent Mehrwertsteuer abführen müssen. 

Verbraucher unterstützen Forderung laut Metro Großhandel

Die WELT berichtet heute von einer Umfrage der Marktforscher von Civey im Auftrag des Großhändlers Metro, die der Zeitung exklusiv vorliegt: Knapp 82 Prozent der 10.000 online befragten Bundesbürger über 18 Jahren sprechen sich für eine Beibehaltung des in der Corona-Krise von 19 auf sieben Prozent reduzierten Steuersatzes aus.

Prominenter Befürworter: Tim Mälzer 

Auch Starkoch Tim Mälzer hat sich für die Beibehaltung der vergünstigten Mehrwertsteuer von sieben Prozent für Speisen in der Gastronomie ausgesprochen. Gegenüber der DPA sagte er: "Warum sollte ein Essen, das ich genüsslich und mit Service im Sitzen in einem angenehmen Ambiente zu mir nehme, mit 19 Prozent besteuert werden und das, was ich auf die Schnelle im Alukarton to go bzw. für außer Haus kaufe, mit 7 Prozent? Das ist mir unbegreiflich, ich verstehe es nicht."

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