Balenciaga und der Bondage-Bär: Das steckt hinter dem Aufreger

| Alexander Schöpf 
| 23.11.2022

Ein Plüschtier im Sadomaso-Outfit war in Promofotos gemeinsam mit Kindern zu sehen und sorgte für einen Shitstorm.

Mit seiner jüngsten Gift-Shop-Kampagne scheint sich Balenciaga nicht nur Freunde zu machen. Vor allem besorgte Eltern zeigen sich in den Sozialen Medien aufgeregt: Das spanische Modelabel bewarb auf Instagram unter anderem Haushaltswaren, Alltagsgegenstände, Spielzeug und vieles mehr. Dabei kamen auch Kinder als Models zum Einsatz und in zahlreichen Fotos mit den Kleinen war ein Teddybär im Sadomaso-Outfit zu sehen. In einigen Bilder hielten die Mädchen und Jungs den Bondage-Bären in den Händen, während er in anderen quasi beiläufig irgendwo platziert ist.

Die Reaktionen auf die von Balenciaga veröffentlichten Fotos reichten von "Verstörend", über "Völlig unangebracht" und der Frage, ob das Unternehmen jetzt Pädophile zu seinen Kunden machen könnte, bis hin zu Boykott-Aufrufen. Es gibt aber auch andere User:innen, die sich an den Fotos nicht zu stoßen scheinen und sie mit einem positiven Kommentar, wie etwa "Süß" versahen.

Für oder gegen Kinderpornographie?

Für zusätzliche Irriationen sorgte ein Bild, auf dem bei genauerem Hinsehen ein Zettel zu erkennen ist, das angeblich ein Dokument aus dem Rechtsstreit "Ashcroft vs. Free Speech Coalition" stammt. Bei diesem Fall wurde 2002 entschieden, dass das Verbot von Abbildungen mit kinderpornographischen Inhalt gegen den ersten Zusatz der US-Verfassung verstößt.

Das Foto mit den angeblichen "Ashcroft vs. Free Speech Coalition"-Dokumenten.
Das Foto mit den angeblichen "Ashcroft vs. Free Speech Coalition"-Dokumenten. © Balenciaga

Doch wie Recherchen des Online-Magazins Highsnobiety zeigen, handelt es sich bei dem Dokument nicht um den "Ashcroft vs. Free Speech Coalition", sondern um den sogenannten Protect Act. Der Protect Act ist ein US-Bundesgesetz, das die Verbreitung und Förderung von Kinderpornographie unter verbietet und unter Strafe stellt – also im Prinzip um das Gegenteil von "Ashcroft vs. Free Speech Coalition".

Entschuldigung und gelöschter Feed

Die Fotos sind übrigens nicht mehr auf dem Instagram-Profil von Balenciaga zu sehen. Das wäre an sich noch nichts Besonderes, da das Unternehmen seinen Insta-Feed regelmäßig löscht, um dann wieder neuen Content hochzuladen. Nichtsdestotrotz scheint man beim spanischen Modelabel nicht sonderlich glücklich über den Shitstorm zu sein, den die Bilder ausgelöst haben.

 
 
 
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Am Dienstag hat Balenciaga dann auch eine Entschuldigung in Form einer Insta-Story nachgeschoben. Die Plüschbärentaschen hätten nicht gemeinsam mit Kindern abgebildet werden dürfen: "Wir haben die Kampagne sofort von allen Plattformen entfernt."

Kurz darauf folgte dann noch eine weitere Story in der auf das Foto mit den Gerichtsdokumenten eingegangen wurde: "Wir entschuldigen uns dafür beunruhigende Dokumente in unserer Kampagne gezeigt zu haben. Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst und werden rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen für die Gestaltung des Sets und die Verwendung von nicht genehmigten Gegenständen für das Fotoshooting unserer Frühjahrskampagne 23 ein. Wir stehen für die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder ein." Ob diese Erklärung den Kund:innen reicht, wird sich zeigen.

www.balenciaga.com

Warum macht ihr die Kinder nicht unkenntlich?
Das ist dumm.
Alexander Schöpf
Lieber Leser, vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die Gesichter der Kinder in der Zwischenzeit verpixelt.

Alexander Schöpf
Chefredakteur LEADERSNET Deutschland

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