KI-Werbung im Mittelstand

Trigema Werbespot: Wie KI-Affe Charly zur Markenstrategie wird

Der Textilhersteller Trigema setzt in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit auf Markenstärkung durch Künstliche Intelligenz. Der neue Spot mit der digitalen Version des Affen Charly steht exemplarisch für eine Kommunikationsstrategie, die Innovation und Traditionsbewusstsein vereint – und dem Mittelstand als Vorbild dienen könnte.

Markenbindung in herausfordernden Zeiten

Trigema steht wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen für Standorttreue, unternehmerische Unabhängigkeit und klare Wertehaltung. Doch der globale Wettbewerbsdruck steigt. Energiepreise, Personalknappheit und Digitalisierung stellen auch etablierte Mittelständler vor strukturelle Herausforderungen. In dieser Lage setzt Trigema bewusst auf emotionale Markenführung – und auf eine Werbefigur, die seit 1990 zum Inventar deutscher Fernsehgeschichte gehört: Charly.

Die Figur des sprechenden Affen wurde über Jahrzehnte hinweg mit dem Firmengründer Wolfgang Grupp in Verbindung gebracht. Jetzt kehrt Charly als KI-generierter Influencer zurück – visuell vertraut, technologisch neu gedacht. Die Kampagne zielt darauf, Trigema als innovationsbereites Unternehmen im Gedächtnis zu verankern und gleichzeitig Vertrauen zu bewahren.

Digitaler Auftritt mit symbolischer Tiefe

Am 15. Oktober um 19.59 Uhr wurde der neue Werbespot erstmals ausgestrahlt – direkt vor der Tagesschau. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, wurde parallel dazu die Kampagne in sozialen Medien und über Addressable TV ausgespielt. Charly, animiert im Hoodie, spricht mit jugendlichem Ton, bleibt dabei aber dem klassischen Image treu.

"Charly verkörpert, wofür wir bei trigema stehen: für nachhaltige, faire und zeitlose Mode, produziert in Baden-Württemberg", erklärt Trigema-Co-Chefin Bonita Grupp. Die Entscheidung für eine KI-gesteuerte Version ist nicht nur eine technische Modernisierung, sondern Teil einer klaren Kommunikationsstrategie: Digitalisierung ohne Bruch der Markenkontinuität.

Ökonomisch betrachtet geht es dabei auch um Reichweite, Aufmerksamkeit und langfristige Kundenbindung – insbesondere in einem stagnierenden Modemarkt. Trigema zeigt, dass digitale Transformation auch im Marketing beginnt.

Unternehmerisches Signal mit biografischem Hintergrund

Im Juli wandte sich Wolfgang Grupp, langjähriger Trigema-Chef und prägender Kopf des Familienunternehmens, in einem Brief an seine Belegschaft. Darin fand er sehr offene Worte und erklärte, dass er unter Altersdepression leide und kürzlich versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Mit dieser Offenheit sprach Grupp über ein gesellschaftliches Tabuthema – und zeigte damit große persönliche Stärke. Grupp prägte über Jahrzehnte nicht nur die wirtschaftliche Ausrichtung, sondern war auch das mediale Gesicht der Marke. Seine Offenheit markiert einen weiteren Abschnitt im Wandel, in dem sich Trigema derzeit befindet – wirtschaftlich, kommunikativ und familiär.

In diesem Kontext erscheint die Rückkehr von Charly nicht nur als Werbemaßnahme, sondern auch als symbolischer Akt: ein Zeichen dafür, dass Trigema bereit ist, den Generationswechsel mit klarer Haltung zu vollziehen – und dabei kommunikativ neue Wege zu gehen.

Zwischen Mittelstand und Medienstrategie

Die Kampagne wurde von der Hamburger Kreativagentur thjnk entwickelt und gemeinsam mit Trigema realisiert. Die Zusammenarbeit mit einer der führenden deutschen Agenturen unterstreicht Trigemas Anspruch, die Traditionsmarke mit moderner Bildsprache und digitaler Strahlkraft weiterzuentwickeln.

Charlys digitale Wiedergeburt ist nicht nur ein PR-Coup, sondern Teil eines unternehmerischen Transformationsprozesses. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation ist Trigema damit ein Beispiel dafür, wie Mittelstand 2025 funktionieren kann.

• https://www.trigema.de/