Red Bull Konzern
Bravo, Mark Mateschitz!

Als Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 starb, schien die Frage offen: Kann der Sohn das Erbe eines Übervaters tragen? Drei Jahre später ist die Antwort klarer – und sie fällt überraschend positiv aus. Mark Mateschitz, gerade einmal 33, hat sich zwar aus der operativen Verantwortung zurückgezogen, hält aber 49 Prozent am Konzern. Er setzt wie schon sein Vater auf Understatement statt auf Personenkult und Großauftritte.

12,67 Milliarden Dosen verkaufte Red Bull im Vorjahr, ein neuer Rekord. Der Umsatz: über elf Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie noch 2018. Knapp 20.000 Mitarbeiter arbeiten inzwischen für die Marke in 178 Ländern. Die Dividende, die sich Mateschitz Junior 2024 auszahlte: 395 Millionen Euro. Für die meisten ein Vermögen – für ihn ein Jahresertrag. Forbes schätzt sein Vermögen auf rund 40 Milliarden Dollar. Damit gilt er als reichster Österreicher.

Doch Geld allein erzählt die Geschichte nicht. Entscheidend ist, dass der Konzern auch in den letzten drei Jahren Kurs hält. "Einen Bruch sehe ich nicht", sagt Automanager Hans-Jürgen Abt dem Handelsblatt. Die Führungscrew – CEO Franz Watzlawick, Fußballstratege Oliver Mintzlaff, Finanzchef Alexander Kirchmayr – sind allesamt Vertraute aus dem inneren Kreis seines Vaters. Sie setzen fort, was dieser aufgebaut hat: eine Mischung aus radikalem Marketing, eiserner Finanzdisziplin und globaler Expansion.

Weniger Rock’n’Roll, mehr Effizienz

Ein Unterschied ist allerdings spürbar. Ehemalige Manager berichten, dass der Konzern heute stärker auf Effizienz getrimmt ist. "Früher war alles möglich, Hauptsache, auf der Spesenrechnung stand eine Dose Red Bull", erinnert sich ein Ex-Mitarbeiter. Heute gilt: weniger Exzesse, mehr Kontrolle. Das gefällt auch den thailändischen Mitgesellschaftern, die mehr Effizienz einfordern.

Privat bleibt Mateschitz junior im Hintergrund. Selten taucht er mit seiner Partnerin Victoria Swarovski in der Öffentlichkeit auf. "Er hat kein übertriebenes Geltungsbewusstsein", urteilt ein früherer Manager. Seine Spur findet sich eher in Projekten: vom Automuseum bei Salzburg, wo 69 Rennwagen aus der Sammlung von Bernie Ecclestone für 595 Millionen Euro erworben wurden, bis zum Red Bull Ring, den er als Zentrum eines Tourismus- und Immobiliennetzwerks ausbaut.

Er muss es zuerst wollen. Und dann muss er es können.

Und die Marke Red Bull expandiert weiter aggressiv: Eigene Abfüllwerke in den USA und Kanada sichern den wichtigsten Markt, der inzwischen fast die Hälfte des Umsatzes bringt. Im Sportgeschäft setzt man neue Akzente – mit einem Einstieg in den Radsport und der Verpflichtung von Jürgen Klopp als "Head of Global Soccer". Gleichzeitig trennt man sich von verlustreichen Liebhaberprojekten, wie es sie zu Lebzeiten des Seniors noch gab.

"Sohn sein ist kein Beruf", sagte einst der Vater im Interview mit der Kleinen Zeitung. Er müsse es zuerst wollen. Und dann müsse er es können. Und er werde sich erst beweisen müssen. Heute stellt sich heraus: Junior erfüllt das Erbe auf seine Weise: vielleicht mit weniger Charisma, aber mit System. Dass er sich nicht als Operateur ins Rampenlicht drängt, könnte langfristig sogar ein Vorteil sein. Denn Red Bull war immer größer als die Person an der Spitze. "Der Held ist die Marke", sagt ein Ex-Manager dem Handelsblatt.

Red Bull wird seit dem Tod des Gründers leise und effizient geführt – und das bislang erfolgreich.

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