AfD-Erfolg bei Kommunalwahl schockt Parteien
Diese 36 Stichwahlen entscheiden über die Macht in NRW

| Redaktion 
| 15.09.2025

Die erste Runde der Kommunalwahl in NRW hat die Machtverhältnisse verschoben. Doch entschieden ist vielerorts noch nichts: In insgesamt 21 kreisfreien Städten und 15 Landkreisen müssen Stichwahlen über Oberbürgermeister- und Landratsämter entscheiden. Darunter auch besonders umkämpfte Duelle, bei denen CDU, SPD, Grüne oder sogar AfD-Kandidaten in der zweiten Runde gegeneinander antreten.

Am 28. September 2025 stehen in Nordrhein-Westfalen wichtige politische Entscheidungen an: Überall dort, wo am 14. September keine absolute Mehrheit erzielt wurde, kommt es zur Stichwahl. Das betrifft sowohl Großstädte wie Köln, Bonn, Gelsenkirchen und Duisburg als auch zahlreiche Landkreise. Die folgende Übersicht zeigt alle relevanten Stichwahlen mit den jeweiligen Kandidatenpaarungen und parteipolitischen Konstellationen.

Stichwahlen in NRW rücken AfD gefährlich nah an Rathäuser

In Gelsenkirchen, Duisburg und Hagen haben es AfD-Kandidaten in die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt geschafft – eine Premiere in NRW, die parteiübergreifend Besorgnis auslöst. Die Stichwahl wird damit zu einem Schlüsseltermin im Kampf um die politische Ausrichtung vieler NRW-Städte.

Oberbürgermeister-Stichwahlen in kreisfreien Städten:

  • Aachen: Keupen (Grüne, Amtsinhaberin) vs. Ziemons (CDU)
  • Bielefeld: Bauer (CDU) vs. Nürnberger (SPD)
  • Bochum: Lukas (SPD/Grüne) vs. Bracke (CDU)
  • Bonn: Dörner (Grüne, Amtsinhaberin) vs. Déus (CDU)
  • Bottrop: Buschfeld (SPD) vs. Kien (CDU)
  • Dortmund: Westphal (SPD, Amtsinhaber) vs. Kalouti (CDU)
  • Duisburg: Link (SPD, Amtsinhaber) vs. Groß (AfD)
  • Düsseldorf: Keller (CDU, Amtsinhaber) vs. Gerlach (Grüne)
  • Essen: Kufen (CDU, Amtsinhaber) vs. Klewin (SPD)
  • Gelsenkirchen: Henze (SPD) vs. Emmerich (AfD)
  • Hagen: Rehbein (CDU) vs. Eiche (AfD)
  • Köln: Aymaz (Grüne) vs. Burmester (SPD)
  • Krefeld: Meyer (SPD) vs. Kühn (CDU)
  • Leverkusen: Richrath (SPD, Amtsinhaber) vs. Hebbel (CDU)
  • Mönchengladbach: Heinrichs (SPD) vs. Wellens (CDU)
  • Mülheim a. d. Ruhr: Buchholz (CDU, Amtsinhaber) vs. Khalaf (SPD)
  • Münster: Lunemann (CDU) vs. Fuchs (Grüne)
  • Oberhausen: Schranz (CDU, Amtsinhaber) vs. Berg (SPD)
  • Remscheid: Wolf (SPD) vs. Kötter (CDU)
  • Solingen: Flemm (CDU) vs. Neumann (SPD)
  • Wuppertal: Nocke (CDU) vs. Scherff (SPD)
  • CDU und SPD ziehen eine Brandmauer

Die demokratischen Lager reagieren geschlossen: Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und SPD-Landesvorsitzende Sarah Philipp erklärten im WDR Fernsehen, dass ihre Parteien sich gegenseitig unterstützen werden, um Wahlsiege der AfD zu verhindern. "Wenn jemand von der AfD in der Stichwahl ist und jemand von einer demokratischen Partei, dann wissen Demokraten, was zu tun ist", so Wüst. Philipp betonte: "Mit Rechtsextremen gemeinsame Sache zu machen, geht nicht – nicht auf kommunaler Ebene und nicht auf jeder anderen."

Landrats-Stichwahlen in NRW:

  • Städteregion Aachen: Köster (SPD) vs. Grüttemeier (CDU)
  • Düren: Dichant (SPD) vs. Nolten (CDU)
  • Ennepe-Ruhr-Kreis: Schaberick (SPD) vs. Arlt (CDU/Grüne)
  • Herford: Diembeck (SPD) vs. Schmidt (CDU)
  • Lippe: Kottmann (SPD) vs. Haase (CDU)
  • Oberbergischer Kreis: Lichtmann (SPD/Linke) vs. Grootens (CDU)
  • Recklinghausen: Schneider (SPD) vs. Klimpel (CDU, Amtsinhaber)
  • Rhein-Erft-Kreis: Heinisch (SPD) vs. Rock (CDU)
  • Rhein-Kreis Neuss: Temel (SPD) vs. Reinhold (CDU)
  • Rhein-Sieg-Kreis: Zorlu (SPD) vs. Schuster (CDU)
  • Rheinisch-Bergischer Kreis: Winkels (SPD) vs. von Boetticher (CDU)
  • Siegen-Wittgenstein: Müller (SPD) vs. Otto (CDU)
  • Soest: Weber (SPD) vs. Frieling (CDU)
  • Viersen: Rönsberg (SPD) vs. Gielen (CDU)
  • Wesel: Paic (SPD) vs. Brohl (CDU/Grüne)
  • Weitere Parteien unter Druck

Die Grünen, die 2020 noch auf Rekordkurs waren, fielen landesweit auf 13,5 Prozent zurück. In Bonn muss sich Oberbürgermeisterin Katja Dörner der Stichwahl gegen CDU-Kandidat Guido Déus stellen. NRW-Landeschef Felix Banaszak sieht darin einen Ausdruck gesellschaftlicher Verschiebungen: "Ökologische, progressive Politik hat es gerade schwer."

Auch die FDP erlebt einen dramatischen Einbruch: Mit nur 3,7 Prozent bleibt sie unterhalb der kommunalpolitischen Relevanzschwelle. Landeschef Henning Höne sprach von einer "schweren Niederlage" und kündigte eine personelle wie strategische Aufarbeitung an.

Ein kleiner Gewinner ist die Linke, die mit 5,6 Prozent zulegen konnte. Bundesvorsitzender Jan van Aken sprach von einem "Sieg der Hoffnung über die Ohnmacht".

Die Stichwahlrunde 2025 in NRW ist nicht nur ein Nachklapp zur Kommunalwahl, sondern eine strategische Weichenstellung für die politische Zukunft vieler Regionen. Vor allem dort, wo AfD-Kandidaten in der Stichwahl stehen, wird die Wahl zur Richtungsentscheidung. CDU und SPD haben eine gegenseitige Unterstützung gegen die AfD angekündigt. Viele Kommunen könnten damit vor einer entscheidenden Neujustierung ihrer politischen Führung stehen.

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