Planet A Foods produziert kakaofrei
Sonnenblumen statt Kakao: Dieses Münchner Start-up krempelt die Schokoladenindustrie um

| Natalie Oberhollenzer 
| 27.07.2025

Planet A Foods ist ein deutsches Food-Tech-Startup mit Sitz in Planegg bei München, das 2021 von den Geschwistern Dr. Sara Marquart und Dr. Maximilian Marquart ins Leben gerufen wurde und eine kakaofreie Schokolade entwickelt hat, die bereits in Produkten großer Handelsmarken steckt. Die Gründer planen den nächsten großen Coup – und setzen auf Technologie statt Tropen.

Was tun, wenn der Klimawandel die Grundlage für eines der beliebtesten Genussmittel der Welt bedroht? Für Sara und Maximilian Marquart war die Antwort klar: Sie wollten Schokolade neu denken – ohne Kakaobohne, aber mit vertrautem Geschmack. Das Ergebnis ist ChoViva, eine Schokoladenalternative, die aus fermentierten Sonnenblumenkernen besteht und vom Münchner Food-Tech-Start-up Planet A Foods entwickelt wurde.

Schoko ohne Kakao: Wie funktioniert das?

Die Marquarts, eine Chemikerin und ein Ingenieur, entdeckten: Bis zu 80 Prozent des typischen Schoko-Geschmacks entstehen beim Röstprozess und nicht etwa durch die Bohne selbst. Stattdessen setzen sie bei Planet A Food auf Sonnenblumenkerne, die fermentiert, geröstet und gemahlen werden. Mit Traubenkernmehl, Zucker und optionalem Milchpulver entsteht daraus eine cremige, kakaofreie Masse.

Der Vorteil: Sonnenblumenkerne sind preisstabil und kommen ohne tropische Plantagen aus. Gerade in Zeiten explodierender Kakaopreise – 2024 stieg der Tonnenpreis zeitweise auf fast 13.000 US-Dollar – trifft die Alternative den Nerv der Industrie.

Produktion auf Industrie-Niveau, Kunden aus dem Lebensmittelhandel

Seit 2021 hat sich Planet A Foods von einem Küchenexperiment zum industriellen Anbieter entwickelt. Letztes Jahr produzierte das Unternehmen über 10.000 Tonnen ChoViva in einem Werk in Pilsen. Und das mit beachtlicher Abnehmerliste: Rewe, Kaufland, Griesson-de Beukelaer und Kölln verarbeiten ChoViva bereits in Pralinen, Keksen und Müslis.

Der Fokus liegt klar auf B2B: Statt mit einer eigenen Produktlinie in den Einzelhandel zu gehen, konzentriert sich das Start-up auf Technologie und Skalierung. "Unsere Expertise liegt in der Produktentwicklung", sagt Maximilian Marquart dem manager magazin. Rund 30 bis 40 Prozent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung.

Kapital, Skalierbarkeit – und eine Vision für die ganze Branche

Dass die Idee funktioniert, zeigen nicht nur die Produktionszahlen, sondern auch die Finanzierung: 45 Millionen Dollar Risikokapital hat Planet A Foods bislang eingesammelt. Investoren wie Burda Principal Investments oder Tengelmann Ventures sind überzeugt vom Potenzial. Auch die Jury des "Game Changer Awards" von Bain & Company und manager magazin kürte das Startup jüngst zum "Rising Star".

Die Pläne der Gründer gehen weit über Schokolade hinaus: Ziel ist eine Fermentationsplattform, die Ersatzstoffe für knappe Rohstoffe wie Palmöl, Kakaobutter oder Kokosöl liefern soll – und damit die Agrarindustrie insgesamt nachhaltiger machen könnte. Das langfristige Ziel: Jährlich bis zu 500 Millionen Tonnen CO₂ einsparen.

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