Neuer CEO und Spot mit Gwyneth Paltrow
Nach dem Coldplay-Skandal: Astronomer kann Krisenkommunikation

| Redaktion 
| 27.07.2025

Wenn das eigene Unternehmen nach fast zehn Jahren quasi über Nacht endlich weltbekannt wird, sollte das Grund zur Freude sein. Nicht so bei Astronomer – im ersten Moment, jedenfalls: Die berühmt-berüchtigte Kiss-Cam-Affäre hat zunächst für einen personellen Umbruch an der Spitze gesorgt, auf den nun ein selbstironischer Werbespot zur Image-Aufpolierung folgt. Mit dabei: Gwyneth Paltrow, die Ex-Frau von Coldplay-Sänger Chris Martin.

Astronomer ist ein US‑amerikanisches Technologieunternehmen mit Hauptsitz in New York, das eine Datengrundlage zur Automatisierung und Überwachung komplexer Daten-Workflows anbietet. Früher im Jahr wurde es mit 1,3 Milliarden US-Dollar bewertet – und doch war es bis vor kurzer Zeit gerade außerhalb der heimischen Branche nicht übermäßig namhaft.

Das änderte sich schlagartig, als CEO Andy Byron in der vorletzten Woche ein Coldplay-Konzert besucht hat. Während sich die Wahl der Band noch als Geschmackssache abtun lässt, zeigte sich die Online-Welt weit weniger verständnisvoll, was Byrons verliebte Begleitung angeht: Kristin Cabot war zu diesem Zeitpunkt einerseits Chief People Officer bei Astronomer und andererseits nicht seine Ehefrau.

Durch maximal auffälliges Verhalten unter den Augen von Coldplays Kameramann flog die Affäre auf, wurde zum viralen Großereignis und seitdem zahlreiche Male parodiert. Astronomer als Unternehmen war bekannter denn je… allerdings im Zusammenhang mit einer weltweiten Lachnummer.

Neuer CEO: "Astronomer ist nun ein Begriff"

Infolge des Vorfalls haben sowohl Byron als auch Cabot nach einer Beurlaubung durch Astronomer inzwischen ihren Rücktritt eingereicht; interimsmäßig steht nun Mitgründer Pete DeJoy an der Spitze des Unternehmens. Dieser schrieb zu seinem Antritt auf LinkedIn:

"Die Ereignisse der letzten Tage haben ein Maß an Medienaufmerksamkeit erhalten, das nur wenige Unternehmen – geschweige denn Startups in unserer kleinen Ecke der Daten- und KI-Welt – jemals erfahren. Das Rampenlicht war für unser Team ungewöhnlich und surreal, und obwohl ich mir das niemals auf diese Weise gewünscht hätte, ist Astronomer nun ein Begriff."

DeJoy betont, dass man sich bei Astronomer "nie vor Herausforderungen gescheut" habe und zwischen Krisen und Expansionen in den letzten knapp zehn Jahren bereits mehrere anspruchsvolle Phasen bewältigt werden konnten.

"Weil Astronomer von Menschen aufgebaut wurde, die sich der Lösung schwieriger Probleme verschrieben haben, lange bleiben, um Probleme zu beheben, und denen es sehr wichtig ist, Dinge richtig zu machen", schreibt DeJoy. "Wir sind hier, weil unsere Kunden uns ihre ehrgeizigsten Daten- und KI-Projekte anvertrauen. Und vor allem sind wir hier, weil die Mission größer ist als jeder einzelne Moment."

Flucht nach vorne – mithilfe von Gwyneth Paltrow

Während sich nach dem Kiss-Cam-Vorfall zunächst unbeteiligte Unternehmen zu kleineren Werbe-Gags haben hinreißen lassen, hat Astronomer selbst am Freitag nachgelegt: In einem einmütigen Spot stellt sich Schauspielerin Gwyneth Paltrow als "sehr temporäre Unternehmenssprecherin" vor, die aktuell kursierende Fragen im Namen der mehr als 300 Mitarbeiter aufgreifen möchte.

Diese Fragen werden eingeblendet und drehen sich um den jüngsten Skandal sowie das Durchhaltevermögen des hauseigenen Social-Media-Teams - in beiden Fällen preist Paltrow als Antwort jedoch Leistungen und Events von Astronomer an. "Wir sind begeistert, dass so viele Leute ihr Interesse an Data-Workflow-Automatisierung entdeckt haben", geht sie ironisch auf die rapide gewachsene Aufmerksamkeit ein.

Astronomer spielt mit Coldplay-Verknüpfung

Gwyneth Paltrow dürfte dabei gewiss nicht willkürlich als prominente Spokesperson auf Zeit gewählt worden sein: Von 2003 bis 2016 war die etwa aus "Sieben" oder den "Iron Man"-Filmen bekannte Schauspielerin mit Coldplay-Sänger Chris Martin verheiratet; der Ehe sind zwei inzwischen erwachsene Kinder entsprungen. Martin war auf dem schicksalhaften Konzert seiner Band der erste Mensch, der den Affären-Verdacht um Ex-Astronomer-CEO Andy Byron laut ausgesprochen hat.

Die kürzlich noch hämische Online-Community gesteht Astronomer größtenteils zu, aus dem möglichen Reputationsschaden auf clevere Weise einen popkulturellen Moment nach eigenem Geschmack gemacht zu haben. Eher vereinzelt wird die fehlende Ernsthaftigkeit im Umgang mit Machtmissbrauch und moralisch unangemessenem Verhalten kritisiert – beide Aspekte finden im Spot mit Gwyneth Paltrow keine konkrete Beachtung.

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