Alternative Suchmaschine zu Google und Bing
Ecosia und Qwant schaffen unabhängigen europäischen Suchindex

Die europäischen Suchmaschinenbetreiber Ecosia und Qwant arbeiten an einem eigenen Suchindex für Europa, um sich unabhängiger von Google und Microsoft zu machen. Ein gemeinsames Joint Venture soll diese Vision vorantreiben und dabei neue Technologien im Bereich Künstliche Intelligenz unterstützen. Der Weg dorthin bleibt jedoch herausfordernd und kostenintensiv.

Eine ambitionierte Zusammenarbeit der europäischen Suchmaschinenanbieter Ecosia und Qwant soll die Abhängigkeit von den US-Giganten Google und Microsoft reduzieren. Das Berliner Start-Up Unternehmen Ecosia, bekannt für sein umweltbewusstes Geschäftsmodell, und das französische Unternehmen Qwant mit Schwerpunkt auf Datenschutz, möchten mit einem eigenen Index künftig vermehrt europäische Nutzer ansprechen.

"Um unsere Zukunft zu garantieren, bauen wir zusammen mit Qwant einen eigenen Index für Europa", so Ecosia-Gründer Christian Kroll gegenüber dem Handelsblatt. Bisher sind die beiden Anbieter auf die Suchergebnisse von Google und Bing angewiesen – eine Abhängigkeit, die sich für Ecosia im vergangenen Jahr finanziell negativ bemerkbar machte, als Microsoft die Gebühren für den Bing-Zugriff exponentiell anhob. Neben den steigenden Kosten kritisiert Dirk Lewandowski, Professor für Informationswissenschaft in Hamburg, dass diese Abhängigkeit den Anbietern kaum Freiheiten in der Gestaltung der Ergebnisse lässt: "Sie können die Ergebnisse nicht ändern und es gibt keinerlei Flexibilität."

"European Search Perspective": Der Start des gemeinsamen Suchindex

Mit einem Joint Venture, das den Namen "European Search Perspective" (EUSP) trägt, wollen Ecosia und Qwant ab dem nächsten Jahr die ersten unabhängigen Suchergebnisse in französischer und später auch in deutscher Sprache anbieten. EUSP, an dem beide Partner je zur Hälfte beteiligt sind, soll unter der Leitung von Qwant-CEO Olivier Abecassis stehen und langfristig als Basis für europäische KI-Technologien dienen.

Beide Unternehmen möchten dabei ihren jeweiligen Fokus beibehalten: Ecosia plant weiterhin Investitionen in Umweltprojekte, Qwant setzt auf strenge Datenschutzrichtlinien. "Wir investieren zunächst einige Millionen, sind aber auch offen für Investoren", so Kroll. Der neue Index soll datenschutzkonform und transparent sein und auch anderen europäischen Organisationen als verlässliche Datenquelle zur Verfügung stehen.

"Wir rechnen mit einem großen Kundeninteresse. Eigentlich benötigt jedes europäische Unternehmen, jede Organisation und jeder Verband Zugang zu einem europäischen Suchindex", erklärt Kroll weiter.

Künstliche Intelligenz und die Herausforderungen eines eigenen Index

Ein europäischer Suchindex, der technisch und finanziell auf dem Niveau von Google und Microsoft steht, bedeutet einen hohen Aufwand: Allein Google hat 2020 rund 400 Milliarden Dokumente erfasst, die kontinuierlich aktualisiert werden. Lewandowski erläutert hierzu: "Google hat 2020 einmal veröffentlicht, 400 Milliarden Dokumente im Datenbestand zu haben." Dies zu pflegen, sei "technisch wie auch finanziell" enorm aufwendig.

Dennoch wird EUSP nicht von Anfang an vollkommen unabhängig agieren können: Zunächst wird der Index weiterhin Daten von Bing und Google integrieren, bevor ein schrittweiser Umstieg auf eigene Suchergebnisse erfolgt. Kroll betont jedoch: "Das Entscheidende ist, dass wir weiterhin Zugang zu Bing und Google haben."

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