Zögerliche Banken erschweren Finanzierung
ifo-Umfrage: Unternehmen kämpfen mit strengeren Kreditauflagen

| Redaktion 
| 14.10.2024

Immer mehr Unternehmen stoßen bei Kreditverhandlungen auf Hürden – ein Trend, der sich in den letzten Monaten verstärkt hat. Während einige Branchen leichteren Zugang zu Kapital bekommen, haben andere mit deutlich strengeren Prüfungen zu kämpfen. Was steckt hinter dieser Entwicklung, und welche Sektoren sind besonders betroffen?

Eine neue Umfrage des ifo Instituts zeigt, dass es für Unternehmen in Deutschland zunehmend schwieriger wird, Kredite zu erhalten. Im September meldeten 32,9 % der befragten Unternehmen, dass sie von den Banken zurückhaltend behandelt werden. Zum Vergleich: Im Juni waren es noch 27,1 %. Dies ist der höchste Wert seit 2017. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen, erklärt dazu: "Da die Unternehmen in Deutschland aktuell wenig investieren, wäre es gut, wenn sie leichter an Kredite kämen."

Der Anstieg der sogenannten Kredithürde trifft besonders Dienstleister und Industrieunternehmen. Bei den Dienstleistern stieg die Hürde von 27,0 % im Juni auf 35,7 %, während die Industrie einen Sprung von 26,2 % auf 34,3 % verzeichnete. "Fehlende Aufträge in vielen Branchen lassen die Banken bei der Kreditprüfung genauer hinschauen", erläutert Wohlrabe weiter.

Die zunehmende Zurückhaltung der Banken ist auf die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten zurückzuführen. Unternehmen aus Branchen, die besonders von Konjunkturrisiken betroffen sind, haben es schwerer, sich für Finanzierungen zu qualifizieren. Die Banken verlangen strengere Prüfungen und umfassendere Sicherheiten, bevor sie neue Kredite vergeben.

Erleichterung im Bau- und Handelssektor

Während Dienstleistungsunternehmen und die Industrie mit verschärften Bedingungen konfrontiert sind, zeigt sich in einigen anderen Branchen eine positive Entwicklung. Im Bauhauptgewerbe sank die Kredithürde deutlich von 32,2 % im Juni auf 20,7 % im September. Auch im Großhandel ging die Hürde leicht zurück – von 24,6 % auf 23,2 %. Im Einzelhandel sanken die Werte von 30,0 % auf 27,0 %. Dies deutet darauf hin, dass Banken in diesen Sektoren weniger restriktiv agieren, möglicherweise aufgrund einer stabileren Geschäftslage und besseren Wachstumsperspektiven.

Fehlende Investitionen bremsen den Aufschwung

Die zunehmende Kreditknappheit könnte schwerwiegende Folgen für die Investitionstätigkeit der deutschen Wirtschaft haben. Viele Unternehmen investieren aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten ohnehin weniger. Die steigende Kredithürde könnte diese Zurückhaltung noch verstärken, was den wirtschaftlichen Aufschwung weiter bremst. "Ein einfacher Zugang zu Krediten wäre dringend notwendig, um die Investitionstätigkeit wieder anzukurbeln", betont Wohlrabe.

Die derzeitigen Hürden bei der Kreditvergabe könnten sich also langfristig negativ auf das Wachstum vieler Unternehmen auswirken. Ohne ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten bleiben Modernisierungs- und Expansionsprojekte auf der Strecke, was insbesondere für die stark betroffene Industrie ein ernstes Problem darstellt.

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