Viele freie Stellen
Ingenieurwesen und Einzelhandel am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist im Moment besonders drastisch. Am ärgsten erwischt es einer Erhebung zufolge das Ingenieurswesen mit Stellen, die lange unbesetzt bleiben. Besonders hohe Nachfragen nach Personal gibt es im Einzelhandel und im Gesundheitswesen.

Deutschlands Wirtschaft leidet unter einem anhaltenden Fachkräftemangel. Eine aktuelle Umfrage des IFO-Instituts enthüllt, dass über die Hälfte der befragten Personalleiter Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen haben. Die Dringlichkeit dieses Themas wird anhand einer Indexstudie des auf personalisierte Werbeartikel spezialisierte Unternehmen Pens deutlich. Die Analyse zeigt auf, in welchen Branchen der Mangel am größten ist.

Laut der Studie steht das Ingenieurwesen an der Spitze des Fachkräftemangels. Mit einer Punktzahl von 8,24 von möglichen 10 Punkten und 80.602 offenen Stellen, die nach drei Monaten zu fast 50 Prozent unbesetzt bleiben, zeigt sich hier eine deutliche Diskrepanz zwischen Bedarf und Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte. Die Daten basieren auf einer Analyse der Stellenanzeigen und deren Vakanzzeiten auf der Jobplattform Indeed.

Hier ist das Ranking der Branchen nach der Anzahl der freien Stellen, gereiht nach Indexwert:

  1. Ingenieurwesen - 80,602 freie Stellen, Indexwert: 8.24
  2. Einzelhandel - 106,859 freie Stellen, Indexwert: 7.29
  3. Kundenservice - 17,042 freie Stellen, Indexwert: 7.23
  4. Gesundheitswesen - 139,455 freie Stellen, Indexwert: 7.17
  5. Design - 6,800 freie Stellen, Indexwert: 6.29
  6. IT - 38,921 freie Stellen, Indexwert: 6.00
  7. Bildungswesen - 6,899 freie Stellen, Indexwert: 5.59
  8. Rechtswesen - 5,196 freie Stellen, Indexwert: 5.59
  9. Unternehmen - 40,837 freie Stellen, Indexwert: 4.71
  10. Transport - 10,311 freie Stellen, Indexwert: 4.47
  11. Catering - 25,004 freie Stellen, Indexwert: 4.41
  12. Verwaltung - 12,826 freie Stellen, Indexwert: 4.30
  13. Finanzen - 30,302 freie Stellen, Indexwert: 3.41
  14. Sport - 12,609 freie Stellen, Indexwert: 3.18
  15. Wissenschaft - 919 freie Stellen, Indexwert: 1.29
  16. Sprache - 1,542 freie Stellen, Indexwert: 0.83

Was der Indexwert bedeutet

Obzwar Branchen wie der Einzelhandel oder das Gesundheitswesen in der Auswertung eine höhere Zahl an freien Stellen ausweisen, ist das Problem in jenen Sparten am größten, die den höchsten Indexwert aufweisen. Dieser nämlich fasst zusammen, wie hoch die Zahl der freien Stellen, ein, zwei und drei Monate nach der Erstanalyse noch war, sprich: Wie schwer es ist geeignete Kandidaten für die Posten zu finden.

Beschäftigte im Einzelhandel, dringend gesucht

Dicht gefolgt vom Ingenieurwesen ist der Einzelhandel, eine Branche, die traditionell viele Arbeitsplätze bereitstellt, jedoch aktuell mit 106.859 offenen Stellen und einer Gesamtpunktzahl von 7,29 ebenfalls stark unter dem Fachkräftemangel leidet. Mehr als die Hälfte der Stellen sind auch nach zwei Monaten noch unbesetzt.

Viele offene Posten im Kundenservice

Besonders alarmierend ist der Zustand im Kundenservice, wo trotz über 17.000 offenen Stellen, die höchste Quote an unbesetzten Positionen nach 30 Tagen zu verzeichnen ist – fast 70 Prozent bleiben leer. Der Sektor erhielt eine Bewertung von 7,23 Punkten.

Gesundheitswesen: Massiv freie Stellen, doch bessere Besetzungsraten

Das Gesundheitswesen, trotz der höchsten Anzahl offener Stellen aller Branchen mit 139.455 Vakanzen, zeigt etwas bessere Besetzungsraten, aber auch hier bleibt ein Drittel der Stellen nach drei Monaten unbesetzt. Die Branche erreichte eine Punktzahl von 7,17.

Überraschend niedrig im Ranking liegt die IT-Branche, die nur auf Platz 6 kommt, obwohl die Digitalisierung in allen Lebensbereichen zunimmt. Mit einer Bewertung von 6,0 und 38.921 offenen Stellen scheinen die Herausforderungen hier vor allem in der langen Besetzungsdauer der Stellen zu liegen.

Lehrermangel: Posten lange Zeit unbesetzt

Im Bildungswesen, das mit einer Punktzahl von 5,59 auf Platz 7 rangiert, zeigt sich der Lehrermangel besonders deutlich. Trotz verhältnismäßig weniger offenen Stellen im Vergleich zu anderen Sektoren, bleibt eine hohe Anzahl der Positionen lange Zeit unbesetzt.

Am anderen Ende des Spektrums steht die Sprachbranche mit dem geringsten Fachkräftemangel, erfasst mit einer Punktzahl von nur 0,83. Die Zahlen offenbaren, dass ein Drittel der Stellen bereits nach einem Monat besetzt wird und nach drei Monaten die Vakanzrate auf unter 20 Prozent fällt.

leadersnet.TV