Gaming auf Netflix: Kriechen, gehen, laufen?

| Redaktion 
| 07.01.2024

Netflix hat sich 2023 spürbar für den Ausbau seines Gaming-Angebots engagiert und verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Download-Zahlen. Der Haken: Nach wie vor ist das Interesse am Service insgesamt enorm überschaubar.

Kein anderer Anbieter ist derart Synonym für das Streamen von Filmen und Serien wie Netflix. Im immerwährenden Kampf um bestehende wie neue Nutzer ruht sich das im US-amerikanischen Los Gatos ansässige Medienunternehmen jedoch nur selten auf seinem Status aus und schlägt vermehrt neue Wege ein: Netflix hat im letzten Jahr nicht nur erstmals äußerst detaillierte Angaben zu der (nach Stunden gemessenen) Popularität einzelner Formate veröffentlicht, sondern darüber hinaus nennenswert ins Angebot an Spielen investiert.

Nicht gewusst? Alle Abonnenten haben Zugriff auf eine Auswahl an eigenproduzierten und lizensierten Videospielen; in Deutschland sind derzeit rund 80 Titel verfügbar, die auf Android-Geräten und iPhone, iPad oder iPod Touch gestartet werden können. Eine Aufstockung um mehrere Dutzend Games in diesem Jahr hat sich dabei deutlich in den Zahlen niedergeschlagen, die Nasdaq unter Berufung auf Sensor Tower teilt: Weltweit etwa 81,2 Millionen Downloads stellen eine enorme Steigerung zum Vorjahr (28,7 Millionen) dar.

Steigende Downloads: Wachstum mit Haken

Geschuldet dürfte dieser Sprung unter anderem der Lizensierung von Spielen sein, die auf dem PC oder Konsolen bereits für Aufsehen sorgen konnten: Mit „Hades", „Dead Cells", „Kentucky Route Zero", „Twelve Minutes" oder „Into the Breach" sind zahlreiche von Fans und / oder Kritikern gefeierte Titel vertreten. Als größter Renner erwies sich demnach „Grand Theft Auto: San Andreas" in seiner remasterten Version – der aufpolierte Rockstar-Klassiker zeichnete 2023 für ganze elf Prozent aller Spiele-Downloads auf Netflix verantwortlich.

Download-Platzhirsch: Kein Game auf Netflix war so beliebt wie die "Definitive Edition" von "GTA: San Andreas" (Bildrechte: Rockstar Games)
Bild: Rockstar Games / Take Two

Daten, die auf den ersten Blick klar für den Erfolg der langfristig angelegten Strategie zu sprechen scheinen. CNBC berichtete allerdings schon im Oktober, dass nach wie vor nicht einmal ein Prozent aller weltweiten Netflix-Nutzer täglich von dem Spieleangebot Gebrauch machen. Damit ist der Anteil der aktiven User im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert geblieben. Mit Bezug auf einen Earnings Call wird Co-CEO Greg Peters zitiert, dass er sein Unternehmen hinsichtlich der eigenen Gaming-Sparte in einer „Kriechen, gehen, laufen"-Situation wähnt. Schon in der Vergangenheit seien neue Regionen oder Genres zunächst nur langsam ins Rollen gekommen.

Ein Artikel des Wall Street Journal deutet nun an, wie Netflix die Schrittgeschwindigkeit in absehbarer Zukunft erhöhen könnte: Mit internen Vorgängen vertraute Personen sollen dem Magazin verraten haben, dass neben In-App-Einkäufen auch werbebasierte Gaming-Angebote und eine Extragebühr für Premium-Titel zur Debatte stehen, um die Sparte mittelfristig ertragreicher aufzuziehen.

Für den Kauf von Entwicklerstudios und die Erweiterung des Gaming-Programms soll Netflix Analysten zufolge etwa eine Milliarde US-Dollar investiert haben. Obwohl diese Ausgaben deutlich unter den ungefähr 17 Milliarden US-Dollar liegen, die jährlich in die Film- und Seriensparte fließen, zeigen sich erste Investoren laut Nasdaq skeptisch: Die Capital Group soll den Wert der Gaming-Ambitionen infrage stellen, insbesondere, wenn darunter das Budget für das „normale" Programm leiden sollte.

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