Wenn die Bordunterhaltung nicht gefällt: Jeder zweite Fluggast würde die Fluggesellschaft wechseln

Das Entertainment-Programm an Bord gehört zu den drei wichtigsten Kriterien für die Auswahl einer Airline.

"Das klassische Modell der Bordunterhaltung ist überholt", ist Philipp Bensel, Partner und Luftfahrtexperte bei der Unternehmensberatung Kearney überzeugt. "Seh- und Konsumgewohnheiten haben sich stark verändert, personalisierte und stets verfügbare Angebote werden immer wichtiger. Fluggesellschaften haben es allerdings bislang noch nicht geschafft, sich auf die neuen Anforderungen genügend einzustellen."

Eine neue Studie der Unternehmensberatung Kearney zu Inflight Entertainment und Connectivity (IFEC) hat die Bedürfnisse der Fluggäste und das bislang ungenutzte Potenzial für Fluggesellschaften, Medien- und Technologieunternehmen und Passagiere analysiert. Dafür wurden mehr als 3.000 Personen aus acht Ländern befragt, unter anderem aus Deutschland.

Bereitschaft für besseres WiFi zu bezahlen

Das Entertainment-Angebot an Bord ist entscheidend für die Auswahl einer Fluggesellschaft: Mehr als 80 Prozent der deutschen Befragten halten IFEC für einen wichtigen oder sehr wichtigen Faktor bei der Auswahl eines Langstreckenfluges. Knapp die Hälfte würde zu einer anderen Fluggesellschaft wechseln, wenn ihnen die Bordunterhaltung nicht gefallen hat. Fast doppelt so viele der 18- bis 35-jährigen Langstreckenpassagiere zieht es vor, eigene Inhalte und Geräte zu nutzen, anstatt die Inhalte des Bord-Systems. Mehr als 50 Prozent der 18- bis 35-Jährigen und mehr als 30 Prozent der über 35-Jährigen würden für besseres WiFi auf einem Flug von mehr als drei Stunden bezahlen. 87 Prozent haben nichts gegen relevante Produktwerbung.

Die Studie nimmt diese Ergebnisse als Ausgangspunkt, neue Möglichkeiten zu analysieren: Filmstudios könnten ihre Inhalte direkt an Fluggesellschaften lizenzieren. Streaming-Anbieter könnten den Fluggästen Zugang zu ihren Plattformen für die gesamte Dauer der Reise anbieten (also auch für An-/Abreise zum/vom Flughafen) und so neue Abonnenten gewinnen. Für Fluggäste würde das ein vielfältigeres und nahtloses Entertainment-Erlebnis bedeuten, das im Flugzeug weitergeführt werden kann, sowie mehr technische Möglichkeiten (beispielsweise Screen-Mirroring des eigenen Handys auf den Sitzbildschirm).

Zusätzliches Potential durch Kooperationen

Fluggesellschaften könnten neue Partnerschaften eingehen. Je mehr Anbieter sich um eine Kooperation bewerben, desto geringer würden die Kosten. Dadurch können Investitionen in bessere Breitbanddienste während des Fluges finanziert werden, die ihrerseits durch Werbeeinnahmen von Streamingdienst-Partnern finanziert werden. "Gehen die Airlines solche kommerziellen Partnerschaften ein, verbessern sie nicht nur das Kundenerlebnis an Bord, sondern sie können auch für sie relevante Inhalts- und Werbedaten sammeln", so Bensel.

www.de.kearney.com

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