"Der Anfang vom Ende": Primark steuert auf harte Zeiten zu

Der Mode-Discounter muss Filialen schließen und kündigt eine "Neupositionierung" an.

Es war zu schön, um wahr zu sein: Als der irische Modediscounter Primark im Jahr 2009 ihre erste deutsche Filiale in Bremen eröffnete, dauerte es nicht lange, bis sich ein regelrechter Hype um den Billigmodehändler entfachte. Die Umsatzzahlen stiegen von Jahr zu Jahr und dem Wachstum schienen nach oben hin keine Grenzen gesetzt.

Überholtes Geschäftsmodell

Jetzt, 13 Jahre später, schaut die Welt ein wenig anders aus. In einer Gesellschaft, in der das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielt und die einen unerwarteten Digitalisierungsschub durch die Corona-Pandemie erfahren hat, ist das Geschäftsmodell von Primark – nämlich Fashion zum Schleuderpreis anzubieten und dabei aber auf einen Onlineshop zu verzichten – offenbar nicht mehr ganz zeitgemäß. Da hilft auch die steigende Inflation nicht, die eigentlich mehr Kund:innen denn je zu Primark treiben müsste.

Der Umsatz in Deutschland ist nach einem Peak von 916 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 380 Millionen im vergangenen Jahr runtergekracht. Erste Filialen wurden bereits geschlossen und wie die Wirtschaftswoche berichtet, kündigte der Mutterkonzern ABF vor wenigen Wochen an, auf den Wert der Aktivitäten in Deutschland rund 240 Millionen Euro abzuschreiben. Um das Geschäft "nachhaltig profitabel" zu machen, sei eine "Neupositionierung" erforderlich. Übersetzt bedeutet das wohl, dass es zu weitreichenden Einschnitten kommen werde, befürchten Gewerkschaften und Expert:innen.

Deutscher Markt wurde überschätzt

Dass das Unternehmen jetzt in unruhiges Fahrwasser geraten ist, ist laut Wirtschaftswoche vor allem auch auf eigene Fehler zurückzuführen: Die Expansion wurde zu ehrgeizig vorangetrieben, die in guten Innenstadtlagen gekauften Ladenflächen hätten zudem viel Geld gekostet und der Onlinehandel ist eine mehr als ernstzunehmende Konkurrenz. "ABF hat, geblendet von den Anfängen, den deutschen Markt überschätzt", zitiert die Wirtschaftswoche einen ehemaligen Mitarbeiter. Man sei in zu viele Städte expandiert, habe zu große Läden gepachtet und zu viel Ware angeboten. Damit sei der Konzern "signifikant" von der Strategie abgewichen, die er in anderen Ländern verfolgt.

Die angekündigte "Neupositionierung" kommt offenbar keinen Tag zu früh. Im Gegenteil: Ein von der Wirtschaftswoche namentlich nicht genannter Handelsexperte befürchtet sogar, dass es schon zu spät sei. ;an erlebe womöglich gerade den "Anfang vom Ende" von Primark in Deutschland.

www.primark.com

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