Vergleich private und gesetzliche Krankenversicherung
Krankenkassen im Test: Welche beim Kostenvergleich besser abschneiden

| Redaktion 
| 13.10.2025

Die Kosten im deutschen Gesundheitswesen steigen seit Jahren und stellen das System zunehmend auf die Probe. Eine aktuelle Studie beleuchtet nun die oft gestellte Frage, ob private Krankenversicherungen tatsächlich effizienter arbeiten als gesetzliche. Die Ergebnisse werfen überraschende Erkenntnisse auf und entlarven einige verbreitete Mythen – mit weitreichenden Konsequenzen für Versicherte und Politik.

Die Debatte um die Effizienz von PKV und GKV ist nicht neu, erhält jedoch durch eine frische Analyse der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) neuen Zündstoff. Untersucht wurde unter anderem, ob die weitverbreitete Annahme stimmt, dass die private Krankenversicherung (PKV) effizienter arbeitet als die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild – und stellen viele gängige Vorstellungen auf den Prüfstand. Dabei wurden nicht nur Verwaltungskosten analysiert, sondern auch strukturelle Unterschiede, wirtschaftliche Auswirkungen und internationale Modelle betrachtet.

Verwaltungskosten im direkten Vergleich

Im Zentrum der Studie steht der Vergleich der Kostenquoten beider Systeme. Die gesetzliche Krankenversicherung verzeichnete 2023 eine Kostenquote von 4,4 Prozent. Die private Krankenversicherung lag mit 12,1 Prozent deutlich höher. Allerdings berücksichtigt dieser Wert die hohen Abschlusskosten in der PKV, insbesondere die Provisionen für Vermittler:innen. Wird dieser Posten herausgerechnet, ergibt sich für die PKV eine bereinigte Kostenquote von nur 2,9 Prozent – niedriger als bei der GKV. Doch Analyst Werner Schirmer warnt: "Die Abgrenzung zwischen Abschluss- und Verwaltungskosten ist oft nicht eindeutig." Somit bleibt offen, welches System tatsächlich effizienter arbeitet.

Hinzu kommt, dass sich der Blick allein auf Prozentwerte als zu kurz greifen könnte. Laut Schirmer ist auch die absolute Höhe der Aufwendungen pro Kopf entscheidend, um die Effizienz realistisch zu bewerten. Eine differenzierte Analyse müsse zudem berücksichtigen, dass die PKV vielfach individuellere Leistungen anbietet, was ebenfalls Verwaltungsaufwand erzeugt.

Kleine Kassen arbeiten oft günstiger

Ein weiterer Aspekt der Untersuchung betrifft die Größe der Krankenkassen. Entgegen der Erwartung, dass große Anbieter durch Skaleneffekte effizienter sein müssten, zeigte die Studie ein anderes Bild: Die zehn kleinsten gesetzlichen Kassen wiesen 2023 mit 156 Euro pro Versichertem geringere Verwaltungskosten auf als die zehn größten, die auf 171 Euro kamen. Ein ähnlicher Trend zeigte sich auch bei der PKV, mit Ausnahme des Marktführers Debeka, der besser abschnitt.

Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Größe einer Kasse nicht zwangsläufig ein Effizienzvorteil ist. Im Gegenteil: Kleine Anbieter könnten durch schlankere Strukturen, regionale Nähe und digitale Prozesse sogar flexibler und kostengünstiger agieren. Für Versicherte ergibt sich daraus die Möglichkeit, nicht nur nach dem Leistungskatalog, sondern auch nach Effizienzkriterien zu wählen.

Reformbedarf bleibt unbeantwortet

Obwohl die Studie die Ineffizienzen der Parallelstruktur zwischen PKV und GKV deutlich macht, bleibt eine klare Handlungsempfehlung aus. Ein Systemwechsel sei laut Schirmer politisch kaum durchsetzbar. Stattdessen verweist er auf internationale Beispiele wie Kanada, Australien oder die Niederlande, wo ein einheitliches Basissystem mit optionaler Zusatzversicherung erfolgreich umgesetzt wurde. Deutschland scheint von diesem Modell jedoch weit entfernt zu sein.

Interessant ist dabei, dass in vielen dieser Länder die Effizienz durch klare Rollentrennung, transparente Leistungen und digitalisierte Verwaltung gesteigert werden konnte. Die Studie deutet an, dass auch in Deutschland ähnliche Reformansätze möglich wären – etwa durch vereinfachte Abrechnungssysteme, stärkere Digitalisierung oder eine Harmonisierung bestimmter Leistungen zwischen GKV und PKV.

Trotzdem bleibt die Frage offen, ob der politische Wille vorhanden ist, langfristig strukturelle Reformen anzustoßen. Für Führungskräfte in der Gesundheitswirtschaft und bei Versicherern könnten die Ergebnisse der LBBW-Studie jedoch wertvolle Impulse bieten, um eigene Prozesse kritisch zu überprüfen und Effizienzpotenziale zu heben.

Wie das Handelsblatt berichtet, basiert die Analyse der Effizienz von PKV und GKV auf einer aktuellen Untersuchung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

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