Paramount zieht den Stecker
MTV stellt den linearen Betrieb in Europa ein

| Redaktion 
| 12.10.2025

"I want my MTV" ist schon lange kein Gedanke mehr, der täglich durch die Köpfe musikbegeisterter Menschen schwirrt. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis der Sender den aktuellen Sparmaßnahmen des Mutterkonzerns Paramount zum Opfer fallen würde. Diese ist nun weitgehend beantwortet: Zum Jahreswechsel werden bis auf eine Ausnahme alle linearen MTV-Kanäle in Europa abgeschaltet.

MTV gehört seit 1985 zum heutigen Paramount-Konzern, der damals noch als Viacom firmierte. Unter dem Dach des Unterhaltungsunternehmens wuchs der vier Jahre vorher in den USA gestartete Sender zum globalen Phänomen heran, das vor allem in den Neunziger- und Nullerjahren auch in Deutschland die Popkultur prägte.  

Nach mehreren Fusionen und Umstrukturierungen ist das einstige Viacom inzwischen als Paramount Global im Geschäft, wodurch MTV seit vier Jahrzehnten Teil desselben Konzerns ist - auch wenn sich Name, Struktur und strategische Ausrichtung des Mutterunternehmens mehrfach verändert haben.

Paramount will halbe Milliarde sparen

Der letztgenannte Aspekt wird sich diesmal deutlich stärker für MTV bemerkbar machen als eine Umbenennung des übergeordneten Konzerns: Im Sommer hat die US-Regulierungsbehörde die Fusion mit Skydance Media genehmigt, durch die Paramount das angeschlagene Film- und Fernsehgeschäft neu aufstellen, Produktionskosten senken und das hauseigene Streaming-Angebot Paramount+ stärken möchte.

Bis zu 500 Millionen US-Dollar sollen eingespart werden, weshalb im August bereits die Paramount Television Studios geschlossen wurden. Zum nächsten Jahresbeginn werden sich (fast) alle linearen MTV-Haupt- und Spartensender des europäischen Kontinents anschließen, wie die BBC zuerst berichtet hat.

Dort heißt es mit Blick auf die britische Senderlandschaft, dass MTV Music, MTV 80s, MTV 90s, Club MTV und MTV Live nach dem 31. Dezember ihren Betrieb einstellen werden. Lediglich der Hauptsender MTV HD soll erhalten bleiben, wobei Reality-Formate hier seit vielen Jahren den Vorrang vor Musikvideos genießen.

"MTV Europe war im Grunde der Vorläufer des Internets"

Auch im Rest der Welt geht es MTVs linearen Kanälen an den Kragen: MTV-Ableger in Australien, Polen, Frankreich und Brasilien sollen den Sparplänen laut BBC ebenso zum Opfer fallen, während digitalfernsehen.de ergänzend bestätigt, dass in Deutschland, Österreich und den Benelux-Nationen "alle hierzulande verbreiteten MTV-Sender" für immer verklingen.

"Es war wie ein Schulausflug ohne Lehrer. Wir hatten so viel Spaß. MTV Europe war im Grunde der Vorläufer des Internets – wir waren damals der am weitesten verbreitete TV-Sender der Welt, mit 100 bis 150 Millionen Zuschauern", erinnert sich die ehemalige MTV-Moderatorin Simone Angel gegenüber den britischen Broadcastern.

Diese Zahlen liegen jedoch weit in der Vergangenheit; der Konsum von Musikvideos hat sich nahezu komplett auf Plattformen wie YouTube und soziale Medien verlagert. In letzteren soll MTV gemäß des BBC-Berichts weiterhin als Marke erhalten bleiben; genau wie auf Paramount+. Ob die Abschaltung endgültige Auswirkungen auf die Europe Music Awards hat, ist bislang nicht bekannt - die diesjährige Ausgabe wurde bereits abgesagt.

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