Hims & Hers - Zava Übernahme
US-Börsenstar Hims & Hers greift nach Europa – Einstieg über Zava

| Redaktion 
| 14.09.2025

Der Markt für Abnehmspritzen boomt. Nun will der US-Telemedizinriese Hims & Hers nach Europa expandieren – und hat sich dafür den deutsch-britischen Anbieter Zava einverleibt. Der kolportierte Kaufpreis: bis zu 225 Millionen Euro. Dennoch sprechen Insider von einem Schnäppchen.

Das Geschäftsmodell ist simpel – und umstritten. Wer auf der Plattform von Hims & Hers oder Zava einen Fragebogen ausfüllt, kann sich online beraten lassen und erhält nach ärztlicher Prüfung ein Rezept. Im Angebot: Präparate gegen Haarausfall, Potenzmittel wie Viagra oder Abnehmspritzen à la Wegovy. Diskretion und einfache Zugänge sind Teil des Versprechens – bezahlt wird aus eigener Tasche.

Der Werdegang des Hamburger Star-ups Zava kann sich sehen lassen: Gegründet vor über zehn Jahren von dem Juristen David Meinertz, der das Unternehmen unter dem Namen DrEd in Hamburg startete und später nach London verlagerte. Politische Versuche, den wachsenden Markt zu regulieren – Stichwort Lex DrEd – scheiterten. Kontroversen mit Apothekern und Gesundheitspolitikern scheute Meinertz nicht. Jetzt hat er sein Unternehmen an Hims & Hers verkauft.

Der Anleger-Liebling aus den USA

Hims & Hers, 2020 an die Börse gegangen, gilt als einer der Lieblinge privater Anleger. Seit dem IPO hat sich der Aktienkurs um rund 260 Prozent gesteigert, der Börsenwert liegt bei knapp 12 Milliarden Dollar. CEO Andrew Dudum, einst Investor, steuert in diesem Jahr auf rund 2,4 Milliarden Dollar Umsatz zu – mit einer zweistelligen operativen Marge. Um die Wachstumsfantasie am Kapitalmarkt zu nähren, braucht das Unternehmen neue Märkte. Europa, so die Strategie, soll über Zava erschlossen werden.

Der Deal im Detail: Für Zava flossen zunächst 125 Millionen Euro in bar. Weitere bis zu 100 Millionen Euro sind an Erfolgsziele gekoppelt, wie das manager magazin berichtet. Vor dem Verkauf hielten Investoren wie HPE Growth und der Hamburger Unternehmer Marc Griefahn zusammen rund die Hälfte der Anteile. Gründer Meinertz besaß zuletzt 16 Prozent – ein Paket im Wert von etwa 36 Millionen Euro. Insgesamt dürfte der Exit die Investoren mit einem Vielfachen ihrer ursprünglichen Einsätze belohnen.

Boom mit "Schmuddelindikationen"

Der Markt für Abnehmspritzen hat sich seit Anfang des Jahres auch in Deutschland stark geöffnet – und zieht Anbieter wie Zava, Wellster/GoLighter oder diverse weniger seriöse Plattformen an. Branchenkenner sprechen von "Schmuddelindikationen": Themen, die Patienten ungern in einer Arztpraxis ansprechen, von Impotenz über Übergewicht bis Hautprobleme. Genau hier haben Telemedizin-Portale ihre Nische gefunden.

Leicht wird die trotzdem Expansion nicht. Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente ist in Deutschland stark reguliert. Immer wieder mussten Anbieter vor Gericht Niederlagen einstecken. Zudem bleibt Telemedizin ohne Anbindung an Krankenkassen in Deutschland ein schwieriges Geschäft. Die US-Firma verspricht, sich an die Vorgaben zu halten – Konkurrenten wie Wellster äußern jedoch Zweifel an den Prioritäten der Amerikaner.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV