European Railway Station Index 2025

Europas Bahnhöfe im Check: Viele deutsche Standorte schmieren ab

Mit 101 Punkten führt der Zürcher Hauptbahnhof das aktuelle Ranking an. Über 100 Millionen Fahrgäste nutzten den Knotenpunkt im vergangenen Jahr. Ausschlaggebend für die Spitzenposition: minimale Wartezeiten und kaum Verspätungen. Nur gut vier Prozent der Züge erreichten ihr Ziel mit mehr als fünf Minuten Verspätung, die durchschnittliche Wartezeit auf dem Bahnsteig betrug 1,33 Minuten – europäische Bestmarke. Die Autoren verweisen auf den "Vorteil eines intensiven Wettbewerbs und einer gepflegten, dezentralen Infrastruktur" in der Schweiz.

Hinter Zürich belegt Wroclaw Glówny in Polen den zweiten Rang – ein Neueinsteiger in die Top 10. Auf Platz drei folgt der Berner Hauptbahnhof, der seine Position aus dem Vorjahr behaupten konnte. Berlin Hauptbahnhof rückt mit Platz vier erstmals in die Spitzengruppe vor.

Deutschlands Problem-Bahnhöfe

Am anderen Ende des Rankings steht Deutschland. Besonders schlecht bewertet wurde der Berliner Bahnhof Gesundbrunnen, der als schlechtester Bahnhof Europas geführt wird. Trotz rund 74 Millionen Passagieren jährlich bietet er lediglich drei Geschäfte und sieben Restaurants. Noch gravierender: Die Wartezeit liegt im Schnitt bei 10,83 Minuten, und 42 Prozent der Züge sind verspätet.

Knapp davor: Berlin Ostkreuz (Platz 49) und der Dortmunder Hauptbahnhof (Platz 48). Auch Bremen, Stuttgart und Berlin Südkreuz finden sich unter den zehn schwächsten Standorten. Allerdings gilt: Mit 21 deutschen Bahnhöfen ist kein Land so stark vertreten – entsprechend höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, in den hinteren Rängen aufzutauchen. Zum Vergleich: Großbritannien bringt neun, Italien sieben und Frankreich sechs Bahnhöfe in die Wertung.

Sanierungsstau und schwache Pünktlichkeit

Die Analyse verweist zudem auf strukturelle Probleme der Deutschen Bahn. Die Sanierung des Netzes sei teurer und langwieriger als geplant, Pünktlichkeit ein Dauerproblem. Seit 2022 erreichen nur 62 Prozent der Züge in Deutschland planmäßig ihr Ziel, in der Schweiz sind es nahezu 99 Prozent. Brisant: In Deutschland gilt ein Zug erst dann als verspätet, wenn er mehr als sechs Minuten zu spät ist – im internationalen Vergleich liegt die Grenze meist bei fünf Minuten.

Zur Methodik des Rankings

Für den European Railway Station Index 2025 wurden Faktoren wie Ticketoptionen, Serviceangebot, Barrierefreiheit, kostenloses WLAN, Netzabdeckung und Mitfahrgelegenheiten ausgewertet. Grundlage waren offizielle Berichte, Online-Daten, Bahnhofspläne und Echtzeitinformationen. Maximal erreichbar waren 118 Punkte, allerdings schaffte es kein Bahnhof auf die volle Punktzahl.