Otto sorgt für Standing Ovations
Deutscher Fernsehpreis 2025 ehrt Preisträger in großer Gala

Bei der Gala in Köln wurden die prägendsten Produktionen des Fernsehjahres gewürdigt. Dabei wurde erneut deutlich, wie stark Streamingplattformen neben klassischen TV-Anbietern geworden sind. Otto Waalkes erhielt den Ehrenpreis, "KRANK Berlin" wurde zur besten Drama-Serie gewählt, Netflix ging mit zwei Auszeichnungen nach Hause.

Der Deutsche Fernsehpreis 2025 zeigt, wie sich das deutschsprachige Fernsehen unter dem Einfluss digitaler Plattformen weiterentwickelt. In 29 Kategorien zeichnete eine unabhängige Jury Programme aus Fiktion, Unterhaltung, Information und Sport aus. Auffällig ist die zunehmend gleichberechtigte Präsenz von Mediatheken und Streamingdiensten neben etablierten Sendern. Das zeigt sich nicht nur an den Preisträgern, sondern auch an den nominierten Produktionen und den veränderten Erzählweisen.

Preisverleihung als Spiegel eines tiefgreifenden Wandels

Im Kölner Coloneum wurden am Abend des 10. September die Auszeichnungen übergeben. Gastgeber war in diesem Jahr MagentaTV, das zugleich mit der Produktion und Distribution beauftragt war. Die Gala, moderiert von Barbara Schöneberger, wurde zeitversetzt im ZDF ausgestrahlt. Bereits am Vorabend wurden bei der "Nacht der Kreativen" elf Personenkategorien gewürdigt, die insbesondere die handwerklichen Leistungen in Regie, Drehbuch, Musik und Kamera würdigen.

Jury-Vorsitzender Wolf Bauer sprach von einem beschleunigten Wandel in der Branche. Besonders in der Fiktion sei der Trend zu neuen Erzählformen und weniger formatierten Inhalten deutlich geworden. So gewann "KRANK Berlin" (ZDF/Apple TV+) als beste Drama-Serie, "Ein Mann seiner Klasse" wurde gleich zweifach ausgezeichnet – als bester Fernsehfilm und für Hauptdarsteller Leonard Kunz. Produktionen wie "Uncivilized", "Bis zur Wahrheit" oder "Ich bin Dagobert" zeigten, wie breit das Spektrum an Themen und Tonalitäten geworden ist.

Auch handwerkliche Leistungen wurden stärker in den Fokus gerückt. Produktionen wie "ZEIT Verbrechen" oder "Herrhausen – Der Herr des Geldes" überzeugten unter anderem durch Kamera, Musik und Montage. Die technischen Kategorien boten einen tieferen Einblick in die Qualitätsentwicklung des deutschen Fernsehens, etwa durch den verstärkten Einsatz von cineastischer Bildsprache oder crossmedialer Narration.

Die Jury betonte zudem die Zunahme hybrider Erzählformen: Zwischen klassischer Fiktion, dokumentarischen Elementen und Reality-TV entstehen neue Formate, die sich gängigen Genregrenzen entziehen. Diese Entwicklung eröffne insbesondere jüngeren Produktionen mehr kreative Freiräume.

Streaminganbieter auf dem Vormarsch

Netflix, Prime Video und Apple TV+ waren unter den Preisträgern mehrfach vertreten. "Achtsam Morden" (Netflix) wurde als beste Comedy-Serie ausgezeichnet, ebenso wie "Kaulitz & Kaulitz" in der Reality-Kategorie. Prime Video punktete mit "German Cocaine Cowboy" in der Sparte Doku-Serie. Die Konkurrenzfähigkeit der Streaminganbieter gegenüber dem linearen Fernsehen wurde damit erneut deutlich. Besonders auffällig: Zahlreiche nominierte Produktionen basierten auf True-Crime-Vorlagen, Podcasts oder journalistischen Recherchen.

Auch VOX konnte mit einem gesellschaftlich relevanten Format überzeugen: Die Sendung "Herbstresidenz mit Tim Mälzer und André Dietz" thematisierte Inklusion im Pflegekontext und erhielt die Auszeichnung für Factual Entertainment. In der Dankesrede wies das Team auf konkrete Veränderungen im Pflegealltag hin, die durch die Sendung angestoßen wurden. Die Verbindung von Entertainment und Sozialthema wurde von der Jury als "authentisch und wegweisend" beschrieben.

Zunehmend bedeutend sind zudem internationale Koproduktionen. Produktionen mit ausländischen Partnern erweitern die Reichweite deutscher Inhalte und tragen zur Professionalisierung bei. Für Sender ergeben sich daraus Synergien im Hinblick auf Verwertung, Finanzierung und kreative Zusammenarbeit. Ein Beispiel: Die Serie "KRANK Berlin" wurde ursprünglich von Sky Deutschland entwickelt, aber nach dem Rückzug aus fiktionalen Produktionen durch ZDF und Apple TV+ weitergeführt.

Auch in der Comedy und Late-Night sind langlaufende Formate weiterhin beliebt, etwa "Inas Nacht", das bereits zum dritten Mal ausgezeichnet wurde. Der Jury zufolge zeige das, dass nicht nur Innovation, sondern auch Kontinuität und Weiterentwicklung honoriert würden.

Persönlichkeiten und politische Aussagen

Maria Furtwängler wurde für ihre Rolle in "Bis zur Wahrheit" als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Ihre differenzierte Darstellung einer zweifelnden Ermittlerin in einem komplexen Familiendrama überzeugte die Jury. Furtwängler, die sich auch gesellschaftspolitisch engagiert, nutzte ihre Dankesrede, um auf die Bedeutung starker Frauenfiguren im deutschen Fernsehen hinzuweisen.

Otto Waalkes erhielt den Ehrenpreis für sein Lebenswerk. In seiner gewohnt humorvollen Art kommentierte er: "Lebenswerk klingt ein bisschen wie Finale, das klingt nach Aufhören. Aber das will ich noch nicht." Der Förderpreis ging an Samuel Benito für seine schauspielerische Leistung in "ZEIT Verbrechen". Der mit 15.000 Euro dotierte Preis soll junge Talente in der Branche unterstützen und war für Benito laut eigenen Angaben "eine große Überraschung.

 
 
 
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Ein Novum stellte die Auszeichnung von Phoenix in der Kategorie "Beste Information" dar. Die Jury hob die Bedeutung unabhängiger Berichterstattung hervor – gerade vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Polarisierung. Die Laudatio enthielt ein klares Plädoyer für faktenbasierte, transparente und demokratiestärkende Inhalte. Auch Formate wie "Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal" oder "EXTRA Spezial: Krebs – warum meine Diagnose Ihr Leben ändern kann" griffen gesellschaftlich relevante Themen auf und überzeugten durch Tiefe und journalistische Sorgfalt.

Einige Dankesreden griffen aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten auf. Besonders häufig wurden Themen wie Inklusion, Meinungsfreiheit und Medienkompetenz angesprochen. Das zeigte sich auch an Produktionen wie "Die Anstalt – Freunde des Patriarchats", die mit spitzer Satire aktuelle Diskurse aufgriffen.

 Viele der nominierten Produktionen sind noch bis 17. September kostenlos und ohne Login auf www.magenta.tv/dfp2025 abrufbar. Die Plattform stellt dafür ein eigenes DFP-Special zur Verfügung, das auch Bonusmaterialien und Interviews mit Macher:innen enthält.

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