Immobilienmarkt bietet historische Schnäppchen

Top 10 günstige Schlösser und Villen mit Geschichte

Die Online-Plattform ImmoScout24 hat eine Marktanalyse durchgeführt, die insbesondere für Investor:innen, Bauträger und Individualist:innen mit Hang zur Romantik interessant sein dürfte. In ihrer aktuellen Untersuchung listet sie zehn historische Immobilien – darunter Villen und Schlösser – auf, die allesamt für unter 200.000 Euro zum Verkauf stehen. Die Standorte? Fast ausschließlich ostdeutsche Regionen mit entsprechendem Entwicklungspotenzial. Neben der günstigen Preisstruktur bietet die Liste auch Einblick in die architektonische Vielfalt und den kulturellen Wert der Objekte. Sie spannt den Bogen von Fabrikantenvillen der Jahrhundertwende bis hin zu Renaissanceschlössern, deren Historie sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.

Sachsen, Sachsen-Anhalt und das Comeback der Provinz

Neun der zehn analysierten Objekte befinden sich in Ostdeutschland – allein Sachsen kommt auf vier der gelisteten Anwesen, Sachsen-Anhalt auf drei. Das einzige westdeutsche Objekt ist das imposante Schloss Merchingen in Baden-Württemberg. Ein geografischer Trend, der aufhorchen lässt: Während Ballungsräume mit hohen Preisen kämpfen, locken ländliche Regionen mit großzügigem Raumangebot – allerdings meist in renovierungsbedürftigem Zustand.

Viele dieser Orte profitieren von zunehmender Aufmerksamkeit in der Folge regionaler Strukturprogramme oder EU-Förderinitiativen für den ländlichen Raum. Entsprechend könnte sich der Kauf eines historischen Objekts nicht nur emotional, sondern langfristig auch wirtschaftlich lohnen. Einige Gemeinden bieten zudem steuerliche Vorteile oder Zuschüsse für die denkmalgerechte Sanierung, was die Attraktivität für Kapitalanleger:innen weiter erhöht.

Quadratmeterpreise auf Rekordtief

Das günstigste Objekt ist eine 604 Quadratmeter große Villa in Schönheide im Erzgebirge für 130.000 Euro – also 215 Euro pro Quadratmeter. Noch günstiger wird es beim größten Anwesen der Liste: Schloss Tucheim an der Grenze zu Brandenburg kommt auf 958 Quadratmeter Wohnfläche und einen Quadratmeterpreis von nur 183 Euro. Inklusive: ein fast 19.000 Quadratmeter großer Park.

Ein Preis, der Investoren-Interesse wecken dürfte – vorausgesetzt, man ist bereit, umfassend zu sanieren. Denn wie die Analyse zeigt, sinkt der Quadratmeterpreis mit dem Sanierungsaufwand: Kleine, vergleichsweise gepflegte Villen erzielen bis zu 1.244 Euro pro Quadratmeter.

In der Liste vertreten ist auch eine ehemalige Fabrikantenvilla im Vogtlandkreis, die mit rund 160 Quadratmetern das kleinste Anwesen bildet – allerdings mit dem höchsten Quadratmeterpreis. Diese Differenz zeigt deutlich, dass Lage, Zustand und historische Bedeutung den Preis oft mehr beeinflussen als die reine Fläche.

Historischer Charme trifft wirtschaftliche Realität

Das älteste Objekt auf der Liste ist das Schloss Merchingen, ein Bauwerk aus dem Jahr 1593. Für 150.000 Euro bekommt man hier ein Denkmal mit Geschichte – in einem Zustand, der oft mehr Kosten verursacht als der Kauf selbst. Auch in den anderen Fällen gilt: Neben Romantik braucht es Kapital und Geduld. Die Immobilien bieten viel Raum, fordern aber ebenso viel Aufwand.

Für passionierte Denkmalliebhaber:innen bietet sich hier die Möglichkeit, kulturelles Erbe mit einer individuellen Vision zu vereinen. Gerade für Kreative, die ein Bed & Breakfast, ein Kunsthaus oder ein Seminarzentrum planen, könnte ein solches Anwesen zur attraktiven Plattform werden. Voraussetzung ist jedoch ein professionelles Sanierungskonzept sowie ein realistischer Kostenrahmen. Bei einigen Objekten belaufen sich die erforderlichen Investitionen auf ein Vielfaches des Kaufpreises – was angesichts der Größe, Bausubstanz und Auflagen wenig überrascht.

Wer dennoch bereit ist, abseits der Metropolen in die Vergangenheit zu investieren, kann sich für wenig Geld viel Fläche sichern – und sich damit vielleicht ein Stück deutscher Baugeschichte bewahren. Gerade in einer Zeit, in der Neubauten zunehmend unter ökologischen Gesichtspunkten infrage gestellt werden, können Sanierungen historischer Bauten einen nachhaltigen Beitrag zur Baukultur leisten.

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