Donald Trump startet eine neue Digitaloffensive: Der frühere Airbnb-Manager Joe Gebbia wird zum Chefdesigner der US-Regierung ernannt. Mit dem neu gegründeten "National Design Studio" soll er die veralteten Onlineportale über 26.000 Behörden radikal verbessern. Gebbia verspricht ein Nutzererlebnis, das an die Standards des Silicon Valley heranreicht – modern, effizient und bürgernah. Das Vorhaben gilt als eines der ambitioniertesten Digitalprojekte der letzten Jahrzehnte. Beobachter:innen vergleichen den Schritt mit Trumps früherer Entscheidung, Elon Musk ins Regierungsteam zu holen. Wie das ZDF berichtet, soll Gebbia mit seiner Design-Philosophie vor allem die digitale Nutzerfreundlichkeit in den Mittelpunkt der Regierungsarbeit rücken.
UX-Innovation für öffentliche Dienste
"Wunderschön gestaltet, intuitiv und schnell" – so beschreibt Joe Gebbia seine Vision für die künftigen US-Regierungsportale. In einem Post auf X kündigte der Designer an, er wolle den Alltag der Bürgerinnen und Bürger verbessern, indem er staatliche Dienstleistungen so nutzerfreundlich gestalte wie ein Apple-Produkt. Im Fokus stehen Steuerportale, Sozialsysteme und Behördenplattformen – also genau jene Touchpoints, an denen täglich Millionen Amerikaner:innen mit dem Staat in Kontakt treten.
Doch es geht um mehr als nur Ästhetik. Das Weiße Haus betont, dass die neue digitale Infrastruktur die Effizienz der Verwaltung massiv steigern soll. Die Neugestaltung zielt nicht nur auf ein einheitliches Erscheinungsbild ab, sondern auch auf Interoperabilität, bessere Performance und barrierefreie Zugänge. Erste Pilotprojekte starten noch in diesem Quartal – unter anderem beim Finanzministerium und der Veteranenbehörde.
Der offizielle Auftrag umfasst das Redesign von über 26.000 Onlineportalen auf Bundesebene. Eine Vereinheitlichung der digitalen Infrastruktur ist ebenfalls geplant, um redundante Systeme abzulösen. Die neuen Standards sollen auf Open-Source-Technologien basieren und sowohl Wartung als auch Skalierung erleichtern. Gebbia setzt dafür auf ein interdisziplinäres Team aus Designer:innen, Entwickler:innen und UX-Expert:innen.
Musk, Doge und der digitale Staat
Die Berufung Gebbias erinnert nicht zufällig an Trumps frühere Digitalstrategie. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte der Präsident mit der Gründung des "Department of Government Efficiency" (Doge) für Aufsehen gesorgt – einer Initiative, die zwischenzeitlich unter der Leitung von Elon Musk stand. Ziel war es damals, staatliche Strukturen zu verschlanken und durch technologische Innovationen effizienter zu gestalten.
Mit dem neuen "National Design Studio" geht Trump nun einen Schritt weiter – weg von reiner Effizienz hin zu Benutzerzentrierung. Während Musk als Symbol für radikale Disruption galt, verkörpert Gebbia eher den gestalterischen und nutzerorientierten Ansatz des Silicon Valley. Der Vergleich liegt nahe: Beide stammen aus dem Umfeld der großen kalifornischen Techkonzerne, beide stehen für ein neues Verständnis von Verwaltungsmodernisierung – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Ein neues Doge?
Die Einrichtung des "National Design Studio" erinnert Beobachter:innen an das aufgelöste "Department of Government Efficiency" (Doge), das einst unter Elon Musk operierte. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters sehen viele in Gebbia eine Art Nachfolger Musks – wenn auch mit stärkerem Fokus auf Design statt Strukturabbau. Das Weiße Haus hält sich zu den Vergleichen bislang bedeckt.
Wie bereits Doge soll auch das Design Studio beratend tätig sein und Potenziale für Einsparungen aufdecken. Die Designstandards sollen zudem für alle Bundesportale verbindlich werden, um langfristig mehr Einheitlichkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich soll das Studio eine Art Thinktank für digitale Innovationen bilden, der Impulse auch für andere Regierungsbereiche wie Bildung, Gesundheit und Sicherheit liefert.
In internen Kreisen wird bereits über mögliche Folgeprojekte diskutiert – etwa ein föderaler Digitalpass, eine zentrale Bürgerplattform oder die Einführung von KI-basierten Self-Service-Angeboten. Gebbia selbst äußerte sich dazu bislang zurückhaltend, betonte aber, dass "jedes gute Design mit Zuhören beginnt" und kündigte eine enge Zusammenarbeit mit Nutzergruppen und Interessenvertretungen an.
Vom Airbnb-Zimmer zur Regierungsetage
Joe Gebbia hat eine beachtliche Karriere hinter sich: 2007 gründete er gemeinsam mit Brian Chesky und Nathan Blecharczyk die Zimmervermittlungsplattform Airbnb. Die Idee, Gäste in der eigenen Wohnung übernachten zu lassen, entwickelte sich zum globalen Milliardenunternehmen. Nach dem Börsengang 2020 zog sich Gebbia 2022 aus dem Tagesgeschäft zurück und wechselte in den Vorstand von Tesla. Dort ist er laut Website weiterhin gelistet.
Bereits vor seiner jetzigen Berufung arbeitete Gebbia in Washington an einem Projekt zur Digitalisierung der Rentenprozesse mit. In internen Berichten lobten Regierungsmitarbeiter:innen seine analytischen Fähigkeiten und seinen pragmatischen Innovationsansatz. Seine Berufung gilt daher nicht nur als politisches Signal, sondern als konkrete Maßnahme zur Steigerung digitaler Souveränität.
Seine Ernennung fügt sich in eine Serie technokratischer Personalentscheidungen von Trump ein, der mit der Digitalreform offenbar gezielt auf Innovationsimpulse aus dem Silicon Valley setzt. Beobachter:innen sehen darin den Versuch, der Regierung einen Startup-ähnlichen Geist zu verleihen – schnell, mutig, nutzerzentriert. Gebbia hat für seine Mission exakt drei Jahre Zeit – dann wird das Studio planmäßig aufgelöst. Ob es bis dahin als Erfolgsmodell oder als Experiment in Erinnerung bleibt, wird sich zeigen.
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