Alternative zu umstrittenen Fliegern und überfüllten Nachtzügen
Von Zürich nach Amsterdam im Liegebett: Twiliner startet Luxus-Nachtbusse

Schlafen statt Sitzen – und dabei nachhaltiger reisen als im Flugzeug. Im November startet das Zürcher Start-up Twiliner seine ersten Routen mit dem Luxus-Nachtbus. Die Fahrzeuge sollen nicht nur Komfort auf Langstrecken bieten, sondern auch eine ernsthafte Alternative zu Nachtzügen und Billigfliegern darstellen.

Die Idee klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Mit dem Bus in die Nacht – und morgens ausgeschlafen in Brüssel oder Barcelona ankommen. Möglich machen soll das ein Sitz, der sich auf Knopfdruck in ein vollwertiges Bett verwandelt. 21 Reisende finden Platz: 18 in den oberen Kabinen, drei im unteren Bereich. Die Schlafkojen sind durch Schalenkonstruktionen abgeschirmt, bieten Privatsphäre, Ablagefläche für Laptop oder Mahlzeiten – und erinnern mehr an eine Flugzeug-Business-Class als an den klassischen Reisebus. Ein Plus gegenüber dem Zug hat das neue Angebot auch auf seiner Seite: Das Kurvenkreischen, das beim Bahnfahren besonders nächtens stört, fällt weg.

"Wir haben den ersten und einzigen Bussitz entwickelt, der sich vollständig in ein Bett umwandeln lässt", erklärte Twiliner-Chef Luca Bortolani in einem Gespräch mit der Schweizer Handelszeitung. Für die Sicherheit der liegenden Passagiere wurde eigens ein Rückhaltesystem konzipiert, das bereits patentiert ist.

Zwei Routen zum Start

Zum Auftakt im November nimmt Twiliner zwei Linien in Betrieb:

  • Zürich – Basel – Luxemburg – Brüssel – Rotterdam – Amsterdam
  • Zürich – Girona – Barcelona

Die Fahrzeuge sind mit WLAN, Steckdosen, Toiletten und einem Umkleidebereich ausgestattet, in dem sich die Passagiere vor der Ankunft frisch machen können. Der Fahrpreis liegt etwa bei 180 Euro für eine Strecke von Zürich nach Brüssel. "Wir bieten ein einzigartiges Produkt an. Die Anzahl der Passagiere ist begrenzt, aber wir benötigen zwei Fahrer pro Strecke. Man könnte auch den Zug nehmen, aber der ist ebenfalls teuer, und Nachtzüge sind oft überbucht", sagte Bortolani dem belgischen Sender VRT NWS.

CO²-Bilanz mit Zügen vergleichbar

Die Zielgruppe ist klar: Reisende, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Laut Twiliner haben die Busse eine CO₂-Bilanz, die mit jener von Zügen vergleichbar ist. Beim Einsatz von Biodiesel reduziere sich der ökologische Fußabdruck noch einmal deutlich.

Bis 2026 will das Start-up rund 25 Routen betreiben und so ein europaweites Nachtbusnetz aufbauen. "Unsere Vision ist, in fünf Jahren ein umfassendes Netzwerk in ganz Europa zu haben, mit einer Vielzahl von Verbindungen, die auch kleinere Städte einschließen", so Bortolani. In den ersten Monaten fahren die Busse nur an ausgewählten Tagen, schon im kommenden Jahr soll der Takt aber täglich werden.

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