TikTok-Nutzung trotz Verbot
Trump bringt das Weiße Haus auf TikTok

| Redaktion 
| 20.08.2025

Obwohl in den USA ein Gesetz den Verkauf oder das Verbot von TikTok erzwingt, setzt Präsident Donald Trump nun auf die umstrittene Plattform. Das Weiße Haus ist seit Kurzem mit einem eigenen Account vertreten – ein Signal, das für Irritationen sorgt und Spekulationen über Trumps Kommunikationsstrategie auslöst. Kritiker:innen sehen darin einen Bruch mit der bisherigen Linie, Befürworter:innen hingegen einen strategischen Schachzug.

TikTok steht in den Vereinigten Staaten seit Jahren unter massiver Kritik. Sicherheitsbedenken, geopolitische Spannungen und der Vorwurf chinesischer Einflussnahme prägen die Debatte. Wie die Tagesschau berichtet, startete das Weiße Haus am 20. August 2025 einen eigenen TikTok-Account. Umso überraschender ist die Entscheidung des Weißen Hauses, nun offiziell auf der Plattform aktiv zu werden – unter Präsident Trump, der TikTok einst selbst verbieten wollte. Die politische Kehrtwende wirft grundlegende Fragen über Prioritäten und Machtverhältnisse im digitalen Raum auf.

Gesetzliche Grundlage für Verbot besteht

Im Januar 2025 trat in den USA ein Gesetz in Kraft, das den chinesischen Mutterkonzern Bytedance dazu verpflichtet, TikTok an ein nicht-chinesisches Unternehmen zu verkaufen. Andernfalls soll die App verboten werden. Präsident Trump hatte das Gesetz zunächst unterstützt, jedoch bereits mehrfach die Frist zur Umsetzung verlängert. Aktuell läuft diese bis Mitte September 2025. Trotz der rechtlich festgelegten Rahmenbedingungen erklärte Trump, er wolle "nicht, dass TikTok von der Bildfläche verschwindet". Offenbar überwiegt bei ihm der strategische Nutzen gegenüber geopolitischen Bedenken.

In der politischen Diskussion verweisen Gegner:innen Trumps auf die Gefahren digitaler Abhängigkeiten. Datenschützer:innen warnen davor, dass ein staatlicher Account auf einer Plattform mit chinesischer Eigentümerschaft eine riskante Signalwirkung entfalten könnte. Gleichwohl sehen Analyst:innen in Trumps Vorgehen ein Beispiel pragmatischer Realpolitik, das gezielt Emotionen junger Wähler:innen anspricht.

Plattform für junge Zielgruppen

Die erste Veröffentlichung des offiziellen TikTok-Accounts des Weißen Hauses besteht aus einem kurzen Clip, in dem öffentliche Auftritte des Präsidenten zusammengeschnitten sind. Der Titel: "Amerika, wir sind zurück!" Damit adressiert Trump vor allem jüngere Wähler:innen – eine Gruppe, die zunehmend via TikTok konsumiert und informiert wird. Laut Studien ist die Plattform in der Altersgruppe unter 30 deutlich beliebter als Instagram oder Facebook. Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt betonte: "Die Trump-Administration ist bestrebt, die historischen Erfolge, die Präsident Trump dem amerikanischen Volk beschert hat, mit so vielen Zielgruppen und Plattformen wie möglich zu kommunizieren."

@whitehouse

America we are BACK! What’s up TikTok?

♬ original sound - The White House

Die Plattformwahl zeigt klar: Wer in digitalen Arenen sichtbar sein will, muss dort präsent sein, wo die Zielgruppen kommunizieren. TikTok ermöglicht Reichweite ohne Filter – mit hoher Viralität und emotionaler Ansprache. Dass Trump nun darauf setzt, passt zu seinem bisherigen Kommunikationsstil, der stets auf Direktheit, Schlagkraft und Mobilisierung setzte. Es ist ein kalkulierter Versuch, die politische Meinungsbildung über visuelle Reize zu beeinflussen – ein Konzept, das in Social Media besonders effektiv funktioniert.

Politischer Spagat zwischen Kontrolle und Reichweite

Die Entscheidung, TikTok trotz der anhaltenden Kritik zu nutzen, wirft auch Fragen hinsichtlich sicherheitspolitischer Kohärenz auf. Denn die US-Regierung hatte wiederholt betont, TikTok könne ein Einfallstor für Spionage und Meinungsmache durch die chinesische Regierung darstellen, wie zuletzt auch ein Eilantrag vor dem Obersten US-Gericht zeigte – Vorwürfe, die das Unternehmen vehement zurückweist. Dennoch folgt Trump mit seinem Schritt einem internationalen Trend: Auch in Deutschland sind etwa Bundeskanzler Friedrich Merz sowie der Bundestag auf TikTok aktiv. Es scheint, als wiege die kommunikative Reichweite mittlerweile schwerer als politische Vorbehalte – ein riskantes Signal in einer zunehmend polarisierten digitalen Welt.

Beobachter:innen sprechen bereits von einem Paradigmenwechsel in der politischen Kommunikation. Wo einst Sicherheitsabwägungen dominierten, scheint nun die Reichweite zur Währung des Erfolgs zu werden. Die Entscheidung, auf TikTok präsent zu sein, wird auch als Versuch gedeutet, sich in der schnelllebigen Medienwelt neu zu positionieren. Die Kommunikationsstrategie der Trump-Administration lässt erkennen, dass politische Botschaften zunehmend auf Plattformlogik und Algorithmen zugeschnitten werden.

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