KI trifft 3D-Druck
So entwickelt Luqom neue Leuchten in nur drei Wochen

Während viele Handelsunternehmen Künstliche Intelligenz bislang vorwiegend für Marketing und Prognosen nutzen, geht der Leuchtenspezialist Luqom einen Schritt weiter: Auf der E-Commerce-Plattform Lampenwelt.de designt KI nicht nur neue Leuchten, sondern gestaltet den gesamten Entwicklungsprozess grundlegend um. Das Ergebnis: kürzere Produktzyklen, höhere Margen und ein internationales Umsatzwachstum gegen den Branchentrend.

Der Einsatz von KI in der Handelsbranche ist keine Zukunftsmusik mehr – er ist Realität. Luqom, Betreiber der Plattform Lampenwelt.de, setzt Künstliche Intelligenz inzwischen in der gesamten Produktentwicklung ein. Damit verschlankt das Unternehmen nicht nur interne Prozesse, sondern erzielt auch deutliche Wettbewerbsvorteile.

Intelligente Ideen auf Knopfdruck

Laut eines Berichts des Handelsblatts hat Luqom die Produktentwicklung seiner Eigenmarken vollständig digitalisiert und auf KI umgestellt. Im ersten Schritt sammeln Mitarbeitende Trendinformationen aus der Branche, die anschließend von einem speziell geschulten Team in Prompts für die generative KI übersetzt werden. Die Software liefert daraufhin Hunderte Designvorschläge. In einem nächsten Schritt erfolgt eine rechtliche und technische Machbarkeitsprüfung. Vielversprechende Entwürfe werden als 3D-Prototypen ausgedruckt – und erst dann beginnt der eigentliche Sourcing-Prozess.

Luqom-Chefin Vanessa Stützle spricht von einem "komplett neu aufgesetzten Entwicklungsprozess". Früher dauerten einzelne Phasen mehrere Monate – jetzt reicht oft ein Zeitraum von drei Wochen bis zum marktreifen Produkt. "Da wir diese Produkte dann exklusiv haben, erzielen wir mit ihnen auch höhere Margen", so Stützle. Der KI-unterstützte Workflow sei vollständig in eine Nutzerapplikation eingebettet, basierend auf Gemini, dem Chatbot von Google.

Wachstum gegen den Branchentrend

Die Ergebnisse sprechen für sich: Während der Onlinehandel mit Lampen, Möbeln und Dekoration laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) 2024 lediglich um 1,2 Prozent zulegte, wuchs der Umsatz von Luqom um beachtliche acht Prozent – auf knapp 400 Millionen Euro. Parallel dazu konnte das Unternehmen seine Ebitda-Marge um zwei Prozentpunkte verbessern und das Jahr mit einem positiven Cashflow abschließen. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung: die systematische Integration von KI in den Wertschöpfungsprozess.

Auch in der Internationalisierung zeigt sich die Stärke von KI. Innerhalb eines Jahres hat Luqom seine Plattform auf neun weitere Länder ausgerollt und ist nun in 30 Märkten aktiv. Die sprachliche Anpassung der Inhalte – ein traditioneller Kostenfaktor – wird heute weitgehend automatisiert erledigt. "So, wie wir auch Produkttexte und Fotos schon mit KI erstellen, geht das auch mit den Übersetzungen", erklärt Stützle.

Handel entdeckt KI als Innovationsmotor

Laut einer aktuellen Umfrage des EHI Retail Institute setzen zwar bereits 92 Prozent der befragten Händler KI ein – aber meist in einfachen Anwendungsfeldern wie Text- oder Bildgenerierung sowie zur Kundendialogoptimierung. Der strategische Einsatz in der Produktentwicklung bleibt bislang die Ausnahme. Die Otto-Tochter Bonprix zählt zu den wenigen weiteren Beispielen: Mit der "Fashion-Creation-App" nutzt das Unternehmen KI für neue Modedesigns, um die Inspirationsphase der Produktentwicklung zu beschleunigen.

Auch der B2B-Marktplatz Alibaba.com geht neue Wege. Händler können dort nicht nur Produktideen via KI generieren lassen – die Software empfiehlt sogar Materialien, Farben und passende Hersteller weltweit. Für viele Mittelständler eröffnet sich so die Möglichkeit, deutlich effizienter zu arbeiten und schneller neue Märkte zu erschließen.

"Die KI-Anwendungen sind für uns in vielen Bereichen schon ein echter Werttreiber", resümiert Stützle. Für das Jahr 2025 erwartet sie trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiteres Umsatzwachstum – dank KI-basierter Prozesseffizienz und Innovationskraft.

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