Abgang beim KI-Pionier
Unruhe bei OpenAI: Sicherheitschef Jan Leike tritt zurück

| Natalie Oberhollenzer 
| 21.05.2024

Die Debatte über die Sicherheitskultur bei OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT, ist erneut entbrannt. Jan Leike, ein ranghoher Manager mit deutschen Wurzeln, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben und dabei scharfe Kritik an der Führung des Unternehmens geübt.

In einer Serie von Beiträgen auf der Plattform X machte Leike deutlich, dass die Sicherheitsaspekte der künstlichen Intelligenz bei OpenAI zunehmend vernachlässigt würden. Er bemängelte, dass die Prioritäten des Unternehmens sich in den letzten Jahren zugunsten von „funkelnden Produkten“ verschoben hätten. Bereits seit einiger Zeit habe es Spannungen zwischen ihm und der Unternehmensführung bezüglich der „Kernprioritäten“ gegeben, nun sei ein „Bruchpunkt“ erreicht.

Leike, ein enger Mitarbeiter von Mitgründer Ilya Sutskever, der kürzlich ebenfalls seinen Abschied angekündigt hatte, war maßgeblich an der Gründung der „Superalignment“-Gruppe beteiligt. Diese Einheit konzentrierte sich auf die Sicherheit hochentwickelter KI-Systeme. Doch wie die Branchenpublikation „Wired“ berichtet, wurde diese Gruppe kürzlich aufgelöst.

Kritik an der Sicherheitskultur

Leike betonte in seinen Beiträgen, dass die Arbeit an superintelligenten KI-Technologien ein „von Natur aus gefährliches Unterfangen“ sei. Er forderte OpenAI auf, mehr Verantwortung zu übernehmen und die Sicherheitsaspekte sowie die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Technologien stärker in den Fokus zu rücken. „OpenAI muss ein Unternehmen werden, bei dem Sicherheit an erster Stelle steht“, schrieb Leike.

Diese Forderung wurde auch von Elon Musk unterstützt, einem der ursprünglichen Mitgründer von OpenAI und derzeitiger CEO von Tesla. Musk erklärte, dass Sicherheit derzeit offenbar keine „Top-Priorität“ bei OpenAI habe. Musk hatte in der Vergangenheit wiederholt Kritik an OpenAI und deren CEO Sam Altman geübt.

Reaktionen aus der Führungsebene

Sam Altman, CEO von OpenAI, zeigte sich „sehr traurig“ über Leikes Weggang und räumte ein, dass noch viel Arbeit vor ihnen liege. Er versprach, in den kommenden Tagen ausführlich auf die Kritikpunkte einzugehen und bekräftigte, dass das Unternehmen die Sicherheit seiner KI-Systeme weiter verbessern wolle.

Unter Altman hat OpenAI eine aggressive Kommerzialisierungsstrategie verfolgt. Erst kürzlich wurde eine neue Generation der KI-Technologie hinter ChatGPT vorgestellt. Der ebenfalls ausgeschiedene Ilya Sutskever gehörte zu einer Gruppe von Mitarbeitern, die einen vorsichtigeren Kurs verfolgten.

Sutskever, der im vergangenen Herbst zu den Verwaltungsratsmitgliedern gehörte, die für Altmans Entlassung gestimmt hatten, hatte diese Entscheidung später öffentlich bereut. Bei seinem Abschied zeigte er sich deutlich versöhnlicher als Leike und äußerte Vertrauen in die Fähigkeit von OpenAI, sichere KI-Systeme zu entwickeln.

Die aktuellen Entwicklungen werfen jedoch erneut Fragen zur Sicherheitskultur bei OpenAI auf und lassen Zweifel aufkommen, ob das Unternehmen seine ambitionierten Ziele im Bereich der Künstlichen Intelligenz verantwortungsvoll verfolgen kann.

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