Bei diesen Berufen haben BWL-Abgänger die besten Jobchancen

| Redaktion 
| 01.10.2023

Eine Auswertung zeigt, in welchen Posten hochqualifizierte Betriebs- und Volkswirte trotz hoher Bezüge mit einer geringen Bewerber-Konkurrenz zu rechnen haben.

Ein Abschluss in BWL und VWL von einer angesehenen Hochschule wird oft als Sprungbrett zur obersten Führungsebene betrachtet. Doch auch diejenigen, die nicht den Weg zum Top-Management anstreben, profitieren von solch einer fundierten wirtschaftlichen Bildung. Sie ermöglicht Karrieremöglichkeiten in einer Vielzahl von Bereichen, von Produktmanagement bis hin zu Vertriebsführungspositionen.

Viel Gehalt, wenig Wettbewerb

Laut einer Untersuchung der Jobplattform Indeed für das Handelsblatt gibt es bestimmte Jobprofile für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften, bei denen sie nicht nur ein attraktives Gehalt erwarten können, sondern auch weniger Wettbewerb im Bewerbungsprozess erleben.

Die betrachteten Stellen in dieser Studie versprechen alle ein durchschnittliches Bruttogehalt von über 70.000 Euro jährlich, basierend auf den Gehaltsinformationen der jeweiligen Unternehmen. Ein zusätzlicher Indikator, das "Bewerberinteresse", zeigt in der dazugehörigen Tabelle, wie oft eine bestimmte Stellenbezeichnung auf Indeed im Vergleich zu einem durchschnittlichen Jobposting im letzten Jahr angeklickt wurde.

Die am wenigsten umkämpften Stellen

Ein erkennbares Muster deutet darauf hin, dass besonders beratungsintensive Jobs, die ein tiefgreifendes Wissen in Finanzthemen erfordern - sei es im Versicherungsbereich, Bauwesen oder Steuerwesen - am wenigsten umkämpft sind.

  • Finanzberater für Versicherung: 100.000 €*, -95%**
  • Baufinanzierungsberater: 90.000 €, -82%
  • Steuerberater: 84.501 €, -77%
  • Senior Expert Transformation: 82.000 €, -77%
  • SAP-Berater: 76.081 €, -76%
  • Senior Manager Recruiting: 71.070 €, -58%
  • Growth Manager: 72.500 €, -52%
  • Risikomanager: 72.500 €, -50%
  • Senior Account Executive: 75.000 €, -50%
  • Senior Sales Manager: 77.347 €, -41%
  • Teamleiter Controlling: 75.000 €, -29%
  • Transport Manager: 91.500 €, -25%
  • Asset Manager: 77.572 €, -11%
  • Auditor: 74.143 €, -10%

*Bruttojahresgehalt: Stand: September 2023; **weniger Interesse im Vergleich zu einer Durchschnitts-Stellenanzeige bei Indeed

Für Steuerfachleute ist ein Jobwechsel aktuell insofern attraktiv, als es bundesweit etwa 11.000 offene Stellen auf Indeed gibt. Finanzberater im Versicherungsbereich haben im Gegensatz dazu lediglich eine Auswahl von 1.000 Angeboten.

Mangel an Fachkräften

Annina Hering, Expertin für den Arbeitsmarkt bei Indeed, bemerkt, dass in Berufen wie Steuerexperten, Finanzberatern und besonders bei SAP-Spezialisten aufgrund des Mangels an Fachkräften die Bewerberkonkurrenz gering ist. Aktuell sind etwa 7.000 Stellen für diese Software-Experten offen.

Hering äußert sich überrascht über den plötzlichen Anstieg der Baufinanzierungsberater, die in der letzten Umfrage im Dezember 2021 nicht einmal unter den Top 15 der gefragten Berufe in BWL und VWL standen. Sie spekuliert, dass die derzeitige Schwäche in der Baubranche wegen steigender Zinsen die Jobsuche in diesem Bereich weniger attraktiv macht.

Quereinsteiger könnten enttäuscht sein, da im Vergleich zur vorherigen Umfrage weniger Positionen für sie verfügbar sind. Stattdessen profitieren spezialisierte Fachkräfte von geringerer Konkurrenz. Allerdings haben Quereinsteiger im Vertriebsbereich immer noch gute Chancen, besonders in besser bezahlten Positionen wie Senior Sales Manager, wo das Interesse gering zu sein scheint.

Bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen

Es ist jedoch ein Missverständnis zu denken, dass hoch dotierte Positionen automatisch weniger Bewerber anziehen. Jobs wie Immobilienmakler, Chief Financial Officer, Director Personal, Business Intelligence Analyst und besonders Geschäftsführer erleben deutlich höhere Bewerberzahlen.

Laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab es im zweiten Quartal 2023 bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen. Das ist ein Rückgang von rund 10% im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem waren etwa 78% dieser Stellen sofort zu besetzen. Alexander Kubis, ein Arbeitsmarktforscher beim IAB, betont, dass trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten die Nachfrage nach Personal stabil bleibt. Das ist eine positive Nachricht für Bewerber, da sie in Verhandlungen eine stärkere Position gegenüber den Arbeitgebern haben.

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