Reiche werden immer schneller noch reicher

| Alexander Schöpf 
| 16.01.2023

Ein Prozent kassiert laut dem Oxfam-Bericht "Survival of the Richest" fast den gesamten Vermögenszuwachs.

Die Reichen werden immer reicher, klagt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam. Laut dem Bericht "Survival of the Richest" hat seit Beginn der Corona-Pandemie das reichste Prozent der Weltbevölkerung rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert. Gleichzeitig leben 1,7 Milliarden Arbeitnehmer in Ländern, in denen die Lohnentwicklung die Inflation nicht ausgleicht. 828 Millionen Menschen – etwa jeder Zehnte auf der Erde – hungern. Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zugenommen. Laut Weltbank besteht derzeit die größte Zunahme der weltweiten Ungleichheit und Armut seit dem Zweiten Weltkrieg.

"Exzessive Übergewinne" kassieren

Oxfam fordert die Regierungen auf, diesem Trend mit Steuern auf "exzessive Übergewinne" und große Vermögen entgegenzutreten und die Mehreinnahmen in soziale Sicherung, Bildung und Gesundheit zu investieren, um Ungleichheit und Armut zu bekämpfen. In Deutschland sahnen die Reichsten besonders ab, heißt es. Von dem gesamten Vermögenszuwachs, der zwischen 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, seien 81 Prozent an das reichste Prozent gegangen. 99 Prozent der Bevölkerung hätte sich den Rest teilen müssen.

Die Milliardäre dieser Welt hätten ihren Reichtum in den Jahren der Pandemie und des massiven Anstiegs der Lebenshaltung deutlich ausgebaut. Deren Vermögen sei täglich um 2,7 Milliarden Dollar gestiegen. Weltweit stammen nur noch vier Prozent der Steuereinnahmen aus Steuern auf Vermögen, so Oxfam. Einige profitierten von den Krisen. Der Bericht zeigt, dass 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne ihre Gewinne 2022 mehr als verdoppelt haben. Sie erzielten 306 Mrd. Dollar an angeblichen Übergewinnen und schütteten 257 Milliarden Dollar (84 Prozent) davon an Aktionäre aus.

Ungleichheiten und Armut bekämpfen

Die einkommensschwächsten Länder geben inzwischen viermal mehr für die Rückzahlung von Schulden aus als für die Gesundheitsversorgung. Drei Viertel der Regierungen der Welt wollen ihre Ausgaben im öffentlichen Sektor, etwa im Bildungs- und Gesundheitswesen, kürzen - um insgesamt 7,8 Billionen Dollar in den nächsten fünf Jahren. Der deutsche Ableger von Oxfam fordert von der Bundesregierung eine systematische und weitreichende Besteuerung von "Krisengewinnen" und eine höhere Besteuerung reicher Menschen, um mit den Einnahmen Armut und Ungleichheit weltweit zu bekämpfen.

www.oxfam.org

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