Die Wirtschaft gefangen zwischen Krieg und Pandemie

Ein Rückblick auf 2022 zeigt, dass der Ukraine-Konflikt und die Folgen der Pandemie die Wirtschaft maßgeblich beeinflusst haben.


Die Weltwirtschaft war 2022 mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Zahlreiche Branchen und Märkte sahen sich angesichts der Folgen des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert. Daraus resultierende geopolitische Spannungen, stark gestiegene Energie- und Strompreise, unterbrochene Lieferketten, knappe Rohstoffe, Personalmangel und die Inflation zeigten Wirkung und sorgten etwa für Neujustierungen von Lieferketten.

Lieferketten und Standort-Prüfungen

Einer Studie der Hans-Blöckler-Stiftung zufolge hat die deutsche Industrie von 2021 bis Mitte 2022 rund knapp 64 Mrd. Euro an Wertschöpfung verloren. Dabei litt vor allem die Automobilbranche an den Produktionsschwierigkeiten. Mittlerweile haben sogar zwei Drittel der Firmen ihre Lieferketten angepasst. Aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine prüften zahlreiche Konzerne ihre internationalen Standorte.

Neben der Autobranche litt auch das deutsche Bauwesen unter Materialknappheit. Laut einer Umfrage des ifo Instituts im Mai 2022 erreichte diese ihren Höchststand seit 1991. Aber nicht nur die Materialknappheit, sondern auch die Materialkosten und die gestiegenen Energiepreise führten zu einer starken Verteuerung rund um den Hausbau.

Energie, Rezession, Inflation

Hochpreisige Energie-Importe sorgen in Deutschland und im ganzen Euroraum für einen Kurs in die Rezession. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft sagt der deutschen Wirtschaft für 2023 ein BIP-Minus von ungefähr 0,7 Prozent voraus und schätzt, dass die Inflation erst 2024 sinken wird. Auch die Wirtschaft der Eurozone schrumpft, insbesondere wegen reduzierter Binnen- und Exportnachfrage sowie massiver Lieferengpässe.

Für Entscheider führender US-Unternehmen ist die Inflation ebenfalls ein großes Sorgenkind. Laut KPMG-Umfrage unter 400 CEOs befürchten viele von ihnen eine steigende Inflation. 91 Prozent rechnen mit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten. Auch jenseits der Manager-Etagen grassiert Inflationsangst: Einer „Momentive“-Umfrage zufolge bezeichnen 40 Prozent der US-Bürger die Inflation 2023 als größtes Risiko für ihre Finanzen.

Digitalisierung: Dänemark vor Deutschland

Im globalen Länder-Vergleich der digitalen Wettbewerbsfähigkeit wurden die USA vom neuen Spitzenreiter Dänemark abgelöst. Ansonsten hinkt Europas digitale Wirtschaft hinterher. Hier mangelt es bei Plattformen und Infrastrukturen an digitaler Souveränität. Für Deutschland ist der Befund ebenfalls negativ: Deutsche Unternehmen verschlafen die Digitalisierung. Laut CIO-Barometer vergaben die 200 befragten CIOs und IT-Entscheider im Oktober in der Index-Studie nur 102 von 200 möglichen Punkten für den aktuellen Stand der Digitalisierung.

Im Zuge der Digitalisierung und der Corona-Pandemie hat auch die Arbeit von zu Hause aus zugenommen. Das löst neben Begeisterung auch Skepsis aus. Laut einer Microsoft-Umfrage zweifeln vier von fünf Chefs in Deutschland bei hybriden Arbeitsmodellen an der Produktivität ihrer Mitarbeiter:innen. Laut ifo/Randstad-Personalleiterbefragung bieten trotzdem rund 62 Prozent der deutschen Firmen auch Home-Office-Optionen an.

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