Leistungskultur vor dem Kollaps
"Wir sind erschöpft, aber nennen es engagiert": Erik Rulands rechnet mit der Selbstoptimierungs-Gesellschaft ab

| Redaktion 
| 06.11.2025

Mentale Gesundheit als Business-Thema: Warum Emotionscoach Erik Rulands den "kulturellen Burnout" unserer Zeit anprangert. In einer Welt, die Leistung über Lebendigkeit stellt, fordert er ein radikales Umdenken – weg vom Funktionieren, hin zum Fühlen.

"Willkommen in einer Welt, die Stress managt, statt ihn zu verstehen"

In einer Gesellschaft voller Achtsamkeits-Apps, Schrittzähler und To-do-Listen klingt die Frage von Emotions- und Hypnosecoach Erik Rulands wie ein Weckruf:

  • "Die Frage ist nicht: Wie werden wir wieder gesund? Sondern: Wie leben wir wieder menschlich?"

Mit seinem jüngsten LinkedIn-Beitrag trifft der Business-Trainer und Transformationsbegleiter einen Nerv – buchstäblich. Rulands spricht von einer Welt, die Stress managt, statt ihn zu verstehen. Von Menschen, die funktionieren, aber längst verlernt haben zu fühlen.

"Wir sind erschöpft, aber nennen es engagiert"

Rulands seziert präzise die Mechanismen der modernen Leistungskultur:
Wir nennen Erschöpfung „Engagement“, Überforderung "Ambition" und Leere "Dankbarkeit".
Wir zählen Kalorien, To-dos und Follower – aber nicht die Momente, in denen wir wirklich leben.

  • "Wir schlafen mit dem Handy auf dem Nachttisch und wachen mit dem Kalender im Kopf auf", schreibt Rulands.

Sein Fazit: Das ist keine individuelle Schwäche, sondern das Symptom einer Kultur, in der Funktionieren zur neuen Religion geworden ist.

Vom Leistungsrausch ins kulturelle Koma

Der Coach beschreibt, was viele im Business-Alltag spüren, aber kaum jemand ausspricht:
Die permanente Erreichbarkeit, die Vermessung des eigenen Lebens und der Druck zur Selbstoptimierung führen zu einer stillen Epidemie – nicht von Depression oder Burnout, sondern von Entfremdung.

  • "Wir wurden trainiert, Leistung über Lebendigkeit zu stellen. Stärke über Ehrlichkeit. Selbstoptimierung über Selbstkontakt", so Rulands.

Seine Botschaft: Mentale Gesundheit ist kein Luxus, sondern das Fundament für Glück, Beziehungen und nachhaltigen Erfolg – auch im Beruf.

"Das Herz schlägt – aber nicht für uns"

Was Rulands’ Text so kraftvoll macht, ist seine Mischung aus Poesie und Präzision.
Er spricht nicht über psychologische Diagnosen, sondern über den Verlust von Menschlichkeit in einer Wirtschaft, die immer schneller, digitaler und entgrenzter wird.

Der Appell richtet sich nicht nur an Einzelpersonen, sondern auch an Unternehmen:
Wer von Resilienz und Performance redet, muss anfangen, Räume für echte Verbindung zu schaffen – mit sich selbst und mit anderen.

Ein Appell an Führungskräfte und Entscheidungsträger

In einer Zeit, in der mentale Gesundheit längst zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist, fordert Rulands ein Umdenken:

  • Weg von oberflächlicher Achtsamkeit, hin zu echtem Bewusstsein.
  • Weg vom Managen, hin zum Verstehen.
  • Weg vom Optimieren, hin zum Fühlen.

Der Beitrag von Erik Rulands ist mehr als ein Kommentar – er ist ein Weckruf an eine erschöpfte Generation von Leistungsträgern, die wieder lernen darf, sich selbst zu spüren.
Seine Worte wirken weit über den privaten Raum hinaus: Auch im Business-Kontext wird klar, dass Leistung ohne Lebendigkeit auf Dauer hohl bleibt.
Denn eine Gesellschaft, die nur noch funktioniert, verliert am Ende das, was sie antreibt – den Sinn.

Achtsame Leistungskultur gewinnt an Bedeutung

Dass diese Werte zunehmend auch in der Wirtschaft ankommen, zeigt ein Blick auf aktuelle Entwicklungen. Formate wie die New Perspective Days 2025, initiiert von Schauspielerin und Unternehmerin Vivien Wulf im 5-Sterne-Hotel Forsthofgut Leogang, setzen bewusst auf Entschleunigung, Achtsamkeit und echte Begegnung.

Statt Dauerperformance und digitaler Reizüberflutung standen dort Themen wie Reflexion, Regeneration und neue Denkansätze für Führung und Erfolg im Mittelpunkt – ein Ansatz, der genau das verkörpert, was Rulands in seinem Appell fordert: Leistung mit Bewusstsein statt Funktionieren ohne Gefühl.

Vom Burnout zur Lebendigkeit: Die Geschichte hinter den Worten

Was Erik Rulands heute über mentale Gesundheit, Sinn und Selbstkontakt sagt, ist keine Theorie – es ist gelebte Erfahrung. Nach sieben Jahren in der Unternehmensberatung verfügte er über alles, was gesellschaftlich zählt: Karriere, Geld, Anerkennung. Und doch fehlte das Wesentliche.

2019 stoppte ihn ein Burnout. "Ich hatte alles – und gleichzeitig nichts", beschreibt er rückblickend. Der Zusammenbruch wurde zum Wendepunkt: weg vom Funktionieren, hin zum Fühlen.

Rulands begann zu forschen – nicht nur in Fachbüchern und Seminaren, sondern in sich selbst. Er erkannte, wie sehr er sich von seiner eigenen Lebendigkeit entfremdet hatte:

  • "Ich habe funktioniert, aber nicht mehr gefühlt. Ich bin gerannt – und habe dabei das Leben verpasst."

Nach fünf Jahren intensiver Selbsterforschung zieht er eine klare Bilanz:

  • "Wir sind nicht kaputt. Wir sind nur abgeschnitten von unserer Lebendigkeit."

Heute begleitet Rulands als Emotions- und Hypnosecoach sowie Business-Trainer Menschen und Organisationen dabei, wieder in Verbindung zu kommen – mit sich selbst, mit anderen, mit dem Leben. Nicht um mehr zu leisten. Nicht um sich zu optimieren. Sondern um zu spüren:

  • "Ich bin genug. Ich bin lebendig. Ich bin da."

Das ist seine Mission – Räume zu schaffen, in denen Menschen sich erinnern, wer sie wirklich sind. Nicht perfekter. Sondern lebendig.

Burn-out-Fälle in Deutschland auf historischem Höchststand

Wie ernst das Thema ist, zeigen aktuelle Zahlen der AOK:

Im Jahr 2023 wurden durchschnittlich 7,7 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 1.000 Mitglieder aufgrund einer Burn-out-Diagnose registriert – so viele wie nie zuvor.

Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich die Diagnosehäufigkeit damit drastisch erhöht. Auch das Krankheitsvolumen ist stark gestiegen:
Während im Jahr 2005 durchschnittlich 13,9 Krankheitstage je 1.000 Versicherte auf Burn-out entfielen, waren es 2023 bereits 174,8 AU-Tage.

Hochgerechnet auf alle gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten ergibt sich für 2023 eine alarmierende Bilanz: rund 186.000 Betroffene und insgesamt 4,7 Millionen Krankheitstage aufgrund von Burn-out.

Auch andere Untersuchungen bestätigen diesen Trend:
Laut einer aktuellen Studie des McKinsey Health Institute (MHI) spürt jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland Burnout-Symptome.
Mehr als ein Drittel der Befragten (37 %) klagt über körperliche und geistige Erschöpfung, und nur etwa die Hälfte (51 %) fühlt sich wirklich gesund.

Diese Entwicklung verdeutlicht, dass Erschöpfung längst kein individuelles Problem mehr ist, sondern zu einem strukturellen Phänomen unserer Arbeitskultur geworden ist.

(Quellen: AOK / Statista, McKinsey Health Institute, Studie 2023)

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Burn-out-Fälle in Deutschland auf historischem Höchststand

Wie ernst das Thema ist, zeigen aktuelle Zahlen der AOK:

Im Jahr 2023 wurden durchschnittlich 7,7 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 1.000 Mitglieder aufgrund einer Burn-out-Diagnose registriert – so viele wie nie zuvor.

Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich die Diagnosehäufigkeit damit drastisch erhöht. Auch das Krankheitsvolumen ist stark gestiegen:
Während im Jahr 2005 durchschnittlich 13,9 Krankheitstage je 1.000 Versicherte auf Burn-out entfielen, waren es 2023 bereits 174,8 AU-Tage.

Hochgerechnet auf alle gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten ergibt sich für 2023 eine alarmierende Bilanz: rund 186.000 Betroffene und insgesamt 4,7 Millionen Krankheitstage aufgrund von Burn-out.

Auch andere Untersuchungen bestätigen diesen Trend:
Laut einer aktuellen Studie des McKinsey Health Institute (MHI) spürt jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland Burnout-Symptome.
Mehr als ein Drittel der Befragten (37 %) klagt über körperliche und geistige Erschöpfung, und nur etwa die Hälfte (51 %) fühlt sich wirklich gesund.

Diese Entwicklung verdeutlicht, dass Erschöpfung längst kein individuelles Problem mehr ist, sondern zu einem strukturellen Phänomen unserer Arbeitskultur geworden ist.

(Quellen: AOK / Statista, McKinsey Health Institute, Studie 2023)

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