iPhone-Nutzer betroffen
Apple droht Verbot der Anti-Tracking-Funktion durch Bundeskartellamt

| Redaktion 
| 23.10.2025

Apple steht in Europa unter starkem Druck: Die App-Tracking-Transparenzfunktion (ATT), eine von Apple entwickelte Anti-Tracking-Technologie, könnte bald verboten werden. Wettbewerbsbehörden prüfen, ob sich der Tech-Konzern durch seine Datenschutzregeln selbst bevorteilt. Millionen iPhone-Nutzer:innen in Deutschland und der EU sind potenziell betroffen – mit weitreichenden Folgen für Privatsphäre und digitale Werbemärkte.

Seit der Einführung der App-Tracking-Transparenz (ATT) steht Apple im Zentrum regulatorischer Debatten. Die Funktion ermöglicht es iPhone-Nutzer:innen, das Tracking durch Drittanbieter-Apps zu unterbinden – ein Meilenstein im Datenschutz, aber gleichzeitig ein Dorn im Auge der Werbewirtschaft. Nun gerät Apple in Europa zunehmend unter kartellrechtlichen Druck. Der Fall zeigt exemplarisch, wie komplex das Zusammenspiel von Datenschutz und Wettbewerbsrecht geworden ist – und wie schnell eine Schutzfunktion zur juristischen Gratwanderung werden kann.

Warum könnte Apple ATT verlieren?

Wettbewerbsbehörden in mehreren EU-Staaten, darunter Deutschland, Frankreich und Italien, ermitteln gegen Apple. Der Vorwurf: Das Feature benachteilige andere Unternehmen, während Apple eigene Dienste nicht denselben Einschränkungen unterwerfe. Damit gerate das Prinzip der Gleichbehandlung im digitalen Ökosystem ins Wanken – ein zentraler Punkt europäischer Wettbewerbs- und Digitalpolitik.

Das Bundeskartellamt kam bereits im Februar zu einer vorläufigen Einschätzung, dass ATT gegen Missbrauchsregeln verstoßen könnte. Kritisiert wird insbesondere, dass Apple zwar Drittanbieter zur Nutzereinwilligung zwingt, gleichzeitig aber Daten aus dem App Store, der Apple ID und verbundenen Geräten selbst werblich nutzen kann. Laut den Behörden ist dies ein möglicher Fall von Selbstbevorzugung, der gegen §19a GWB (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) verstoßen könnte.

In Frankreich wurde im März ein Bußgeld in Höhe von 150 Millionen Euro verhängt. Apple legte Berufung ein. Die französische Wettbewerbsbehörde sah in der Umsetzung von ATT eine Ungleichbehandlung, die den Wettbewerb im digitalen Werbemarkt verzerrt. In Italien wird ein finales Urteil für Dezember 2025 erwartet – die italienische Behörde untersucht unter anderem, ob Apple durch ATT gezielt eigene Werbestrukturen bevorzugt.

Was sagt Apple zu den Vorwürfen?

Apple verteidigt die Funktion und betont, dass eigene Apps keine Daten von Drittanbietern erfassen würden. Die geplanten Auflagen würden die Datenschutzfunktion laut Apple "faktisch aushöhlen" und eine einfache Nutzererfahrung verkomplizieren. Das Unternehmen verweist auf den hohen Stellenwert von Datenschutz in der Unternehmensphilosophie.

"Nun könnten uns Wettbewerbsuntersuchungen in Deutschland, Italien und anderen europäischen Ländern dazu zwingen, diese Funktion zum Nachteil der europäischen Verbraucher zurückzuziehen", heißt es in einer Stellungnahme.

Man habe den Behörden diverse Vorschläge unterbreitet, jedoch ohne Einigung. Der Konzern spricht von einer "andauernden Dialogbereitschaft" mit europäischen Institutionen, sieht sich aber zunehmend missverstanden. Unterstützung erhält Apple von der US-Datenschutzorganisation EPIC, die warnt, Datenschutzmaßnahmen dürften nicht als Wettbewerbsnachteil gewertet werden.

EPIC argumentiert, ATT sei ein wichtiges Instrument für Nutzer:innen, um Kontrolle über ihre Daten zu behalten – ein Ziel, das mit den Grundwerten der DSGVO übereinstimme. Der Konflikt zwischen Regulierern und Apple sei daher nicht nur ein juristischer, sondern auch ein kultureller: Europa betone Gleichbehandlung, Apple hingegen Selbstverantwortung und Nutzerkontrolle.

Was bedeutet das für Nutzer:innen in Europa?

Ein Rückzug von ATT könnte die Privatsphäre von Millionen iPhone-Nutzer:innen schwächen. Gerade im EU-Markt, in dem Datenschutz ein zentrales Verbraucherkriterium ist, hätte das Signalwirkung. Nutzer:innen könnten zukünftig weniger Transparenz über Datenflüsse und Werbezwecke erwarten – eine Entwicklung, die nicht nur Verbraucherschützer:innen aufhorchen lässt, sondern auch politischen Sprengstoff birgt.

Wie das Handelsblatt berichtet, denken Behörden darüber nach, Apple zu verpflichten, für eigene Dienste dieselben Regeln wie für Drittanbieter gelten zu lassen. Das wäre ein massiver Eingriff in Apples iOS-Architektur – sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Experten sehen darin einen möglichen Präzedenzfall für künftige Eingriffe in Systemdesigns großer Tech-Konzerne.

Zudem stellt sich die Frage, wie andere Marktteilnehmer – etwa Google oder Meta – auf eine mögliche Neuausrichtung reagieren würden. Sollte ATT eingeschränkt oder zurückgenommen werden, könnte das neue Dynamiken im digitalen Werbemarkt auslösen. Unternehmen, die stark auf datengestützte Werbung setzen, könnten profitieren, während sich der regulatorische Fokus auf andere Anbieter verschieben dürfte.

Würden die diversen Anbieter bessere Apps entwickeln, bräuchten sie nicht auf Verkäufe von Werbungen zu bauen. Man sieht ja in der Spiele- und Filmindustrie dass Werbung auch anders möglich ist. Ich finde es richtig, dass man sich selbst entscheiden können soll, ob ich meine Daten weiter geben will oder nicht. Als ob die EU nicht andere Probleme hätte.
Das ist eine der besten Datenschutzfunktionen die es überhaupt gibt. Ich finde es gerade in Zeiten, in denen Onlinesicherheit andauernd diskutiert wird notwendig solche Features benutzen zu können.

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