Konkurrenz im Fast Fashion-Sektor

Urban Revivo: Wann kommt der Zara- und H&M-Rivale nach Deutschland?

Urban Revivo, ein Fast-Fashion-Label aus Guangzhou, tritt mit Tempo in westlichen Metropolen an. In diesem Jahr eröffnete die Kette Filialen in New York, Hongkong und gleich zweimal in London; der jüngste Store an der Themse misst knapp 2.700 Quadratmeter. Die Botschaft ist eindeutig: Urban Revivo meint es ernst mit der Expansion in Schlüsselmärkte.

Hier ein Blick auf den Londoner Standort:

 

 

 

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Warum jetzt die Expansion in den USA und in Europa?

Weil der Heimatmarkt schwächelt. Eine anhaltende Immobilienflaute sowie Unsicherheit bei Jobs und Löhnen drücken die Kauflaune in China. Wie Luckin Coffee oder Pop Mart sucht auch Urban Revivo Wachstum im Ausland – und bringt dafür bereits mehr als 400 Filialen weltweit mit. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen 200 weitere Auslandsstores hinzukommen.

Preis, Sortiment, Positionierung

Preis und Positionierung zielen direkt auf das Revier von Zara und H&M: Tops ab etwa 130 Yuan (rund 18 US-Dollar), Sommerkleider um 350 Yuan (knapp 49 US-Dollar). Hier der Onlineshop, auch aus Deutschland kann bestellt werden. Der Anspruch ist, die großen europäischen Modeketten jetzt anzugreifen – nicht irgendwann.

Strategisch ist das kein Reflex, betont Leo Li, Chairman und CEO der Muttergesellschaft Fashion Momentum Group (FMG). Die internationale Ausrichtung sei seit der Gründung 2006 Teil der DNA. 2023 setzte FMG 7 Milliarden Yuan (etwa 979 Millionen US-Dollar) um; bis 2030 sollen mindestens 5 Milliarden Yuan im Ausland erwirtschaftet werden, wie das Branchenportal Fashion United berichtet. Um näher an westlichen Vorlieben zu entwickeln, eröffnete Urban Revivo 2024 ein europäisches Designzentrum.

Produktentwicklung als kniffligste Disziplin

Der Weg ist jedoch kein Selbstläufer. Internationale Expansion heißt, Sozial- und Umweltstandards, politische Spannungen und Datenregulierung zu beherrschen. Berater Gabor Holch erinnert daran, dass Konzerne wie Inditex (Zara) und H&M stark datengetrieben arbeiten – wer China verlässt, müsse dieses "Overseas-Data-Playbook" praktisch von null an lernen. Auch Urban Revivo selbst nennt die Produktentwicklung für Europa und die USA als "schwierigste Disziplin".

Für Zara und H&M ist die neue Konkurrenz gleichwohl spürbar – vor allem in A-Lagen. Urban Revivo kopiert nicht nur Preisfenster und Geschwindigkeit, sondern sichert sich sichtbare Flächen in Modezentren. Ob daraus ein dritter großer Vollsortimenter an der Spitze der Fast Fashion wird, hängt daran, ob die Chinesen kollektionssicher liefern (Passform, Qualität), Nachfrage datenbasiert steuern, ESG- und Compliance-Vorgaben sauber erfüllen und Lieferketten stabil halten. Gelingt das, geraten Margen der Platzhirsche – und Mieten in Toplagen – in Bewegung.

Kommt Urban Revivo nach Deutschland?

Leadersnet hat beim Unternehmen angefragt, bisher aber noch keinen Deutschland-Start bestätigt bekommen. Doch die Zeichen sprechen dafür: London als Sprungbrett, ein ambitionierter Fünfjahresplan und ein Preis-/Sortimentsmix, der zum deutschen Markt passt. Naheliegende Ziele wären Berlin, Hamburg, München, Köln oder Düsseldorf – frequentierte Innenstädte, touristische Ströme, Kundschaft mit Zara/H&M-Erfahrung. Kurz: Es wäre eher überraschend, würde Deutschland auf Sicht ausgelassen.

Für Verbraucher:innen bedeutete das mehr Auswahl. Für Wettbewerber weniger Preissetzungsmacht. Und für Vermieter womöglich einen weiteren Ankermieter. Die Frage lautet deshalb weniger "ob", sondern "wann" Urban Revivo deutsche Einkaufsstraßen betritt.