Surveillance Secrets - Recherche
Red-Bull-Mitarbeiter jahrelang per Handy getrackt – wer steckte dahinter?

| Redaktion 
| 15.10.2025

Mehrere Dutzend Beschäftigte der Mediensparte des Konzerns wurden über Jahre hinweg per Handy geortet – teils sogar auf privaten Geräten. Eine internationale Recherche zeichnet ein Netz aus Ortungsanfragen, Techniklieferanten und umstrittenen Zugängen nach. Wer die Abfragen veranlasst hat, bleibt offen – die Betroffenen fordern Aufklärung und prüfen rechtliche Schritte.

Eine internationale Medienkooperation ("Surveillance Secrets") hat einen Datensatz zu 14.000 Telefonnummern in 168 Ländern ausgewertet – mit mehr als 1,5 Millionen Ortungsabfragen, vor allem zwischen 2007 und 2014. Unter den Betroffenen finden sich über 20 aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Red Bull Media House; geortet wurde im Büro, im Urlaub und bei Familienbesuchen. In einigen Fällen war die Frequenz so hoch, dass sich detaillierte Bewegungsprofile ergaben. Geschilderte Reaktionen reichen von Fassungslosigkeit bis zur Ankündigung rechtlicher Schritte, wie die österreichische Tageszeitung Der Standard berichtet.

Im Mittelpunkt der Recherche steht die Überwachungsfirma First Wap, gegründet vom Tiroler Josef Fuchs in Jakarta. Deren Technologie "Altamides" wurde genutzt, um Standorte abzufragen. Ein Undercover-Einsatz legt nahe, dass First Wap entsprechende Dienste weiterhin offeriert – ungeachtet rechtlicher Risiken. Als technisches Einfallstor nennt die Recherche das Netz der staatlichen Telecom Liechtenstein, die eine über 20-jährige Zusammenarbeit mit First Wap einräumt und nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Kooperation umgehend suspendiert hat.

Hohe arbeitsrechtliche Tragweite

Red Bull bestätigt, dass First Wap 2008/2009 bei kleineren Projekten mit dem Media House zusammengearbeitet habe – etwa beim Tracking von Fahrzeugen im Event-Kontext; das Gesamtvolumen lag demnach bei rund 6.000 Euro. Gleichzeitig bestreitet der Konzern, von einer Überwachung von Beschäftigten gewusst zu haben. Auch österreichische Behörden erklären, keine Kenntnis von entsprechenden Maßnahmen gehabt zu haben. First Wap weist illegale Aktivitäten zurück und betont, man beliefe ausschließlich staatliche Stellen; wer die Abfragen im Umfeld von Red Bull tatsächlich auslöste, geht aus den Daten nicht hervor.

Arbeitsrechtlich steht viel auf dem Spiel: Sollten Verantwortliche identifiziert werden, kommen Schadenersatzforderungen, DSG-Bußgelder und Verwaltungsstrafen in Betracht. In der Red-Bull-Welt galt Gründer Dietrich Mateschitz zwar als nah an zentralen Entscheidungen, belastbare Belege für eine direkte Verbindung zu den mutmaßlichen Überwachungsaktivitäten liegen jedoch nicht vor.

Damit bleibt die Kernfrage der Recherche vorerst unbeantwortet: Wer hat das Tracking beauftragt – und mit welchem Ziel?

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