Signa-Pleite verändert Elbtower-Pläne
Elbtower Hamburg vor neuem Nutzungskonzept

| Redaktion 
| 15.10.2025

Der Elbtower, einst als Symbol für Fortschritt und moderne Architektur gefeiert, steht nach dem Debakel rund um die Signa-Gruppe vor einer drastischen Neuausrichtung. Die Stadt Hamburg plant, einen Teil des Wolkenkratzers für ein Naturkundemuseum zu kaufen. Der Bau wird niedriger, öffentlicher – und politisch umstritten.

In den Bau des Elbtowers in der Hamburger Hafencity kommt Bewegung: Die Stadt Hamburg will die unteren zwölf Etagen des einstigen Prestigeprojekts übernehmen und dort ein neues Naturkundemuseum unterbringen. Dafür soll sie laut NDR einen Festpreis von 595 Millionen Euro zahlen. Gleichzeitig wird der Turm deutlich kleiner als ursprünglich geplant. Die Entscheidung sorgt für politische Debatten – und könnte dennoch der Schlüssel für den Weiterbau sein.

Schrumpfkur für Hamburgs Wolkenkratzer

Der Elbtower war ursprünglich als 245 Meter hohes Symbol für die Vollendung der Hamburger Hafencity geplant. Nun soll er um zwölf Stockwerke kleiner ausfallen – auf 199 Meter. Laut Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) senkt das die Baukosten und die Vermietungsrisiken. Auch in reduzierter Form wäre er Deutschlands höchstes Hochhaus außerhalb Frankfurts.

Die Stadt Hamburg plant, die unteren zwölf Etagen zu erwerben und dort das neue Naturkundemuseum unterzubringen. Die Finanzierung erfolgt über das Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen sowie ergänzende Darlehen, wie Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) erläuterte.

Politischer Gegenwind und offener Ausgang

Der Hamburger Senat will in Kürze entscheiden, ob die Verhandlungen mit den privaten Investoren weitergeführt werden. Die finale Zustimmung liegt jedoch bei der Bürgerschaft, die im Frühjahr 2026 abstimmen soll. Ob es zu einem Abschluss kommt, ist noch offen.

Während Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal (Grüne) betont, der Elbtower sei die "beste Option für das Museum", kommt von der Opposition scharfe Kritik. Die CDU wirft Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Wortbruch vor: Dieser habe öffentlich ausgeschlossen, dass Steuergeld in die Fertigstellung des Elbtowers fließe. Auch AfD und Linke äußern massive Zweifel an den Kosten und dem Vorgehen.

Zusätzliche Ausgaben für den Umzug und die Ausstattung des Museums kommen hinzu. Auch der Bund der Steuerzahler kritisiert die geplante Investition in ein zuvor privatwirtschaftlich gescheitertes Projekt als "haushaltspolitisch fragwürdig".

Nur Teilerwerb – kein Bau- oder Mietrisiko

Bürgermeister Tschentscher betonte, dass sich Hamburg nicht am wirtschaftlichen Risiko des Gesamtprojekts beteilige. Die Stadt übernehme lediglich die Museumsetagen und lasse die Vermietung der übrigen Flächen in privater Verantwortung. Ziel sei es, das Risiko eines späteren Baustopps für den städtischen Teil über wasserdichte Verträge auszuschließen.

Wissenschaftlicher Leuchtturm?

Der Direktor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels, Prof. Bernhard Misof, lobte das Vorhaben: Hamburg könne mit dem neuen Standort "in der ersten Liga der Naturkundemuseen" mitspielen – auf Augenhöhe mit Berlin, New York oder Washington. Für die Biodiversitäts- und Klimaforschung sei das Projekt von internationaler Bedeutung.

Fazit

Der Elbtower soll nicht mehr das höchste Hochhaus Deutschlands werden – aber womöglich eines der sinnvollsten. Mit dem Einstieg der Stadt und der geplanten Museumnutzung bekommt das ins Stocken geratene Bauprojekt eine neue Chance. Doch noch sind politische Hürden zu nehmen. Der Ausgang bleibt offen – und Hamburg steht vor einer Grundsatzentscheidung zwischen Prestige, Pragmatismus und öffentlicher Verantwortung.

Überblick: Elbtower-Fakten im Schnellcheck

  • Standort: Hamburger Hafencity

  • Geplante Höhe: 199 Meter (statt ursprünglich 245 Meter)

  • Etagenanzahl: 52 statt 64

  • Aktueller Status: Baustopp seit Oktober 2023

  • Bisheriger Baufortschritt: ca. 100 Meter Rohbauhöhe

  • Projektentwicklung: Ursprünglich Signa (René Benko), jetzt neue Struktur mit privater Investorengruppe

  • Geplanter Anteil für Stadt: 12 Etagen / 46.000 m² (ca. 48 % der Gesamtfläche)

  • Verwendungszweck: Neues Naturkundemuseum

  • Kaufpreis: 595 Millionen Euro (Festpreis)

  • Finanzierung: Sondervermögen & Darlehen (laut Finanzsenator Dressel)

  • Zustimmung: Entscheidung der Bürgerschaft steht noch aus (Frühjahr 2026)

  • Exklusivverhandlungen: verlängert (Datum offen)

  • Beteiligung Stadt: keine Verantwortung für restliche Projektbereiche

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Überblick: Elbtower-Fakten im Schnellcheck

  • Standort: Hamburger Hafencity

  • Geplante Höhe: 199 Meter (statt ursprünglich 245 Meter)

  • Etagenanzahl: 52 statt 64

  • Aktueller Status: Baustopp seit Oktober 2023

  • Bisheriger Baufortschritt: ca. 100 Meter Rohbauhöhe

  • Projektentwicklung: Ursprünglich Signa (René Benko), jetzt neue Struktur mit privater Investorengruppe

  • Geplanter Anteil für Stadt: 12 Etagen / 46.000 m² (ca. 48 % der Gesamtfläche)

  • Verwendungszweck: Neues Naturkundemuseum

  • Kaufpreis: 595 Millionen Euro (Festpreis)

  • Finanzierung: Sondervermögen & Darlehen (laut Finanzsenator Dressel)

  • Zustimmung: Entscheidung der Bürgerschaft steht noch aus (Frühjahr 2026)

  • Exklusivverhandlungen: verlängert (Datum offen)

  • Beteiligung Stadt: keine Verantwortung für restliche Projektbereiche

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