Wenn Geschäftsreisen plötzlich scheitern
Flugausfälle verursachen Milliardenkosten für Unternehmen

| Redaktion 
| 30.09.2025

Geschäftsreisen gelten als unverzichtbares Instrument für Vertrieb, Verhandlungen und Kundenbindung. Doch plötzliche Flugausfälle bringen nicht nur die Reiseplanung ins Wanken, sondern verursachen auch massive Folgekosten. Eine neue Erhebung zeigt, welche finanziellen und organisatorischen Belastungen dadurch auf Unternehmen zukommen.

Die Zahl gestrichener Flüge hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen – und trifft vor allem Geschäftsreisende. Laut einer aktuellen Untersuchung der Plattform TravelPerk summieren sich die dadurch entstehenden Mehrkosten für deutsche Unternehmen auf rund 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Neben finanziellen Einbußen stehen auch Produktivitätsverluste und Frustration auf der Tagesordnung.

Geschäftsreisen unter zunehmendem Druck

Flugausfälle betreffen jährlich fast eine Million Geschäftsreisende in Deutschland. Der Löwenanteil der Kosten – rund 1,1 Milliarden Euro – entsteht durch Zusatzaufwendungen für Unterkunft, Verpflegung, Transport und Überstunden. Weitere knapp 200 Millionen Euro entfallen auf Umbuchungsgebühren.

Die betroffenen Mitarbeiter:innen geraten dadurch nicht nur terminlich in Bedrängnis, sondern auch emotional unter Druck. "Sie greifen tief ins Privatleben ein. Wenn Stress steigt, die Work-Life-Balance leidet und sogar Familienmomente verpasst werden, hat das direkte Auswirkungen auf Motivation und Produktivität", warnt Eugen Triebelhorn, Deutschland-Chef von TravelPerk.

Zudem wird der administrative Aufwand für Travel Manager:innen immer komplexer. Stornierungen, Umbuchungen, Rückerstattungen und Kommunikationsprozesse mit Airlines und Dienstleistern binden Ressourcen und treiben die indirekten Kosten weiter nach oben. Auch Compliance-Regeln für Reiserichtlinien geraten zunehmend ins Wanken, wenn Ad-hoc-Entscheidungen notwendig werden.

Verpasste Meetings, verlorene Deals

Für Unternehmen können unzuverlässige Flugverbindungen ernsthafte Folgen haben. "Jedes verpasste Meeting kann auch ein geplatzter Deal sein", so Triebelhorn weiter. Neben den direkten Kosten geht es daher auch um entgangene Umsätze, verzögerte Entscheidungsprozesse und eine potenziell geschwächte Kundenbindung.

Hinzu kommen Auswirkungen auf das Employer Branding: Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden regelmäßig Reisestress und organisatorischem Chaos aussetzen, laufen Gefahr, an Attraktivität als Arbeitgeber zu verlieren. In einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt sind reibungslose Geschäftsreisen nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern auch der Mitarbeiterbindung.

Die Studie legt nahe, dass Flugausfälle nicht mehr als Ausnahme, sondern als kalkulierbares Risiko betrachtet werden sollten. Unternehmen, die weiterhin stark auf Präsenztermine setzen, sind gut beraten, flexible Reisepläne und Echtzeit-Kommunikationstools zu implementieren, um auf kurzfristige Änderungen reagieren zu können.

Blick auf die Zukunft der Reiseplanung

Wie das Handelsblatt berichtet, hat sich die Zahl annullierter Flüge in vielen Regionen bereits verdoppelt. Ursachen sind unter anderem Personalengpässe, wetterbedingte Zwischenfälle und strukturelle Probleme im Flugbetrieb.

Firmen müssen deshalb umdenken: Digitale Tools zur Reiseplanung, smarte Umbuchungssysteme und hybride Meeting-Formate könnten die Abhängigkeit von Flügen reduzieren. Denn wer dauerhaft auf unzuverlässige Verbindungen setzt, riskiert nicht nur Zusatzkosten, sondern auch Wettbewerbsnachteile.

Zudem sollte die Reisestrategie ganzheitlich neu gedacht werden. Unternehmen könnten etwa stärker auf Bahnreisen im Inland setzen oder dezentrale Eventformate etablieren, bei denen sich Teams regional statt zentral treffen. Auch strategische Partnerschaften mit bevorzugten Airlines, die verlässliche Services garantieren, gewinnen an Bedeutung.

Schließlich spielt auch die Datenauswertung eine zunehmend wichtige Rolle: Wer systematisch erfasst, welche Strecken besonders störanfällig sind, kann proaktiv Alternativen planen. KI-basierte Vorhersagetools helfen dabei, Risiken frühzeitig zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten.

So können Unternehmen präventiv handeln:

  • Reiserichtlinien überarbeiten und klare Vorgaben für den Umgang mit Flugausfällen und Verspätungen definieren

  • Frühzeitige Buchung und flexible Tickets bevorzugen, um Handlungsspielraum zu behalten

  • Vertragliche Vereinbarungen mit Airlines und Hotels treffen, um bevorzugte Behandlung bei Stornierungen zu sichern

  • Reiseversicherungen gezielt einsetzen, die auch bei betrieblichen Ausfällen greifen

  • Schulungen für Travel Manager:innen und Mitarbeitende anbieten, um im Ernstfall handlungssicher zu bleiben

  • Hybride und digitale Alternativen zur physischen Präsenz konsequenter nutzen, um Ausfallrisiken generell zu minimieren

  • Störanfällige Strecken identifizieren und analysieren, um bessere Alternativrouten zu planen

  • KI-gestützte Planungstools verwenden, die Vorhersagen über Risiken und Ausfälle ermöglichen

Fazit:

Flugausfälle sind längst kein Randphänomen mehr, sondern eine strategische Herausforderung im Unternehmensalltag. Wer Geschäftsreisen künftig zuverlässig und effizient gestalten will, muss nicht nur auf digitale Lösungen setzen, sondern auch die gesamte Reiselogistik neu denken. Prävention, Flexibilität und Datenkompetenz werden zu Schlüsselbegriffen im Umgang mit einer zunehmend unberechenbaren Mobilitätslandschaft. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich nicht nur ihre Handlungsfähigkeit – sondern auch ihren Vorsprung.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV