KI-Agenten - ChatGPT-Konkurrenz
DeepL wagt den Sprung ins Geschäft mit KI-Agenten

| Redaktion 
| 03.09.2025

Die Kölner KI-Übersetzungsfirma DeepL geht über ihr bisheriges Kerngeschäft hinaus und erweitert ihr Angebot um sogenannte KI-Agenten. Damit will das Unternehmen seinen Kunden künftig nicht nur Übersetzungen, sondern auch Automatisierungslösungen für wiederkehrende Aufgaben anbieten – und sich auf einem heiß umkämpften Feld behaupten.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärte DeepL-Chef Jaroslaw Kutylowski, die neue Technologie solle Nutzern helfen, Routinetätigkeiten effizienter zu erledigen. "Wir sehen sehr, sehr, sehr viel Potenzial in agentischer KI", so Kutylowski.

Damit verlässt DeepL erstmals die reine Spracharbeit und rückt in den Markt für allgemeine KI-Anwendungen vor – ein Schritt, der die Position des Unternehmens grundlegend verändern könnte.

Bislang war Spezialisierung das Erfolgsrezept: Während Google Translate, ChatGPT oder Claude längst Übersetzungen anbieten, konnte sich DeepL mit Qualität und Fokussierung durchsetzen. Heute zählt die 2017 gegründete Firma nach eigenen Angaben rund 200.000 Geschäftskunden weltweit. Bei einer Finanzierungsrunde im Frühjahr 2024 wurde das Unternehmen mit zwei Milliarden Dollar bewertet.

Doch der Wettbewerb schläft nicht. OpenAI, Anthropic oder das französische Start-up Mistral versprechen Kunden längst, mit ihren Chatbots nicht nur Texte zu übersetzen, sondern auch komplette Arbeitsprozesse zu übernehmen. Genau hier setzt DeepL an: Mit KI-Agenten, die etwa Vertriebsteams bei der Vorbereitung von Kundengesprächen unterstützen – von der Online-Recherche bis zur Erstellung von Präsentationsunterlagen.

Konkurrenz durch Allzweck-KI

KI-Agenten gelten als das zentrale Thema der Branche. OpenAI hat im Sommer "ChatGPT Agent" vorgestellt, Microsoft erlaubt Unternehmen die Entwicklung eigener Agenten mit "Copilot Studio". Auch Berliner Anbieter wie n8n drängen in den Markt. DeepL will sich differenzieren, indem seine Agenten direkt mit der Nutzeroberfläche arbeiten – unabhängig von Integrationen oder zusätzlicher Entwicklerarbeit. "Egal, was der Nutzer momentan machen kann, wir können das prinzipiell auch", so Kutylowski.

Zunächst sollen ausgewählte Bestandskunden wie die Deutsche Bahn die neuen Agenten in einer Beta-Phase erproben. Unternehmen nutzen DeepL bislang vor allem für komplexe Übersetzungen und können die Software an ihre interne Fachsprache anpassen. Ob sie das Kölner Unternehmen auch bei Prozessautomatisierung in sensiblen Bereichen unterstützen lassen, wird zur entscheidenden Frage.

Für DeepL selbst ist die Produkterweiterung mehr als ein Experiment. Beobachter rechnen damit, dass Kutylowski den Börsengang bereits im kommenden Jahr anstrebt. Dafür braucht er eine überzeugende Wachstumsstory. Das Potenzial sieht er in einer breiten Kundenbasis: Der Markt sei "fast unendlich".

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