Trump und von der Leyen einigen sich
US-Zölle auf EU-Importe sinken auf 15 Prozent

| Redaktion 
| 28.07.2025

Im letzten Moment haben sich die USA und die Europäische Union auf eine neue Zollregelung geeinigt. Statt der angedrohten 30 Prozent gilt künftig ein pauschaler Zollsatz von 15 Prozent – auch für die Autoindustrie. Die Einigung sorgt für Erleichterung, aber auch für Kritik.

Die Einigung zwischen den USA und der EU im Zollkonflikt wurde in letzter Minute erzielt und von beiden Seiten als Erfolg verkauft. US-Präsident Donald Trump sprach vom "größten Deal von allen", EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von einem guten Abkommen, dass "Gewissheit in unsicheren Zeiten" schaffe. Doch nicht alle Branchen zeigen sich zufrieden: Besonders die deutsche Industrie hadert mit den neuen Bedingungen. Zuvor hatten wochenlange Verhandlungen zwischen Brüssel und Washington stattgefunden.

Deutliche Entlastung für die Autobranche

Mit dem neuen Deal sinkt der US-Zollsatz auf Autos aus der EU von vormals 27,5 Prozent auf 15 Prozent. Damit entfällt ein erheblicher Teil der bisherigen Belastung. Dennoch bleibt der Satz weit über dem Vorkrisenniveau, was die Branche kritisch sieht. "Der Zollsatz der USA in Höhe von 15 Prozent auch für automobile Produkte wird die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten", warnte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Besonders betroffen: Volkswagen, das seit April Zollkosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro zu tragen hatte, sowie Stellantis mit einem Minus von 300 Millionen Euro.

Trotz Erleichterung über das Ende der Eskalation bleibt der Ton in der Branche verhalten. Eine ursprünglich geforderte Exportverrechnung, bei der die Ausfuhren aus US-Werken gegen die Importe aus Europa aufgerechnet worden wären, fand kein Gehör.

Nullzölle auf Schlüsselindustrien

Ein zentrales Element der Einigung ist die Einführung von "Null-für-Null"-Zöllen für ausgewählte strategische Branchen. Dazu zählen etwa Flugzeuge und Flugzeugteile, bestimmte Agrarprodukte und Chemikalien, Generika sowie Halbleiterausrüstung. Vom Wegfall der Zölle profitieren insbesondere Unternehmen wie Airbus und der niederländische Chiphersteller ASML.

Doch wie solide das Abkommen wirklich ist, bleibt unklar. Denn während von der Leyen von einem sektorübergreifenden 15-Prozent-Zollsatz "ohne Aufschläge" sprach, kündigte Trump gleichzeitig neue Zölle auf Pharmazeutika an. Auch bei Stahl und Aluminium bleibt es laut Trump bei den bisherigen Strafzöllen von 50 Prozent, obwohl die EU ein Kontingentsystem favorisiert.

Wirtschaftspolitischer Drahtseilakt

Wie das Handelsblatt berichtet, basiert das Abkommen auf intensiven Verhandlungen und signalisiert einen Strategiewechsel im transatlantischen Handel.

Der wirtschaftliche Effekt ist ambivalent. Zwar wurde ein drohender Zollsatz von 30 Prozent abgewendet, doch laut Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) wird das BIP Deutschlands durch den Deal dennoch um 0,15 Prozent schrumpfen. Für die EU insgesamt prognostizieren die Ökonomen ein Minus von 0,1 Prozent.

Trump präsentierte die Vereinbarung auch als wirtschaftspolitischen Hebel zur Marktöffnung: Die EU soll demnach künftig Importhürden für US-Fahrzeuge abbauen und jährlich Energie im Wert von 250 Milliarden US-Dollar aus den USA beziehen. Bis zum Ende seiner Amtszeit sollen sich diese Lieferungen auf 750 Milliarden summieren. Zudem sind massive Investitionen europäischer Unternehmen in den USA geplant – in Höhe von bis zu 600 Milliarden Dollar.

Industrie und Verbände bleiben skeptisch

Trotz des Teilerfolgs bleibt die deutsche Industrie alarmiert. BDI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Niedermark bezeichnete den Deal als fatales Signal, da man sich zu hohen Zöllen habe erpressen lassen: "Auch ein Zollsatz von 15 Prozent wird immense negative Auswirkungen auf die exportorientierte deutsche Industrie haben.“

Kritik kam auch vom Verband der chemischen Industrie (VCI). Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentierte das Ergebnis sarkastisch: "Wer mit einem Hurrikan rechnet, ist für ein Unwetter dankbar."

Brisant bleibt, dass die Einigung nicht auf einem multilateralen Rahmen basiert, sondern bilateral auf Druck Washingtons zustande kam. Damit stellt sie eine weitere Verschiebung im globalen Handelssystem dar – zugunsten einer US-zentrierten Ordnung.

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