Bayer-Aktienkurs stürzt um 5 Prozent ab
Glyphosat-Alptraum erschüttert Bayer

| Redaktion 
| 29.01.2024

Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer erlebt einen erheblichen Kurseinbruch, nachdem ein Geschworenengericht in Philadelphia dem Unternehmen eine Rekordstrafe von 2,25 Milliarden Dollar auferlegt hat.

Der Strafe liegt die Klage eines Mannes zugrunde, der seine Krebserkrankung auf den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup von Bayer zurückführt. Der Aktienkurs von Bayer fiel im frühen Handel am Montag um mehr als fünf Prozent auf 30,48 Euro und erreichte damit den tiefsten Stand seit knapp zwei Monaten, wie die FAZ/Reuter berichtet. Dies macht Bayer zum größten Verlierer im deutschen Leitindex Dax.

Nach einer längeren Serie von Erfolgen bei Glyphosat-Prozessen musste Bayer Ende des vergangenen Jahres fünf aufeinanderfolgende Niederlagen hinnehmen. Das aktuelle Urteil markiert mit 2,25 Milliarden Dollar die bisher höchste Strafe gegen das Unternehmen. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Summe im Berufungsverfahren deutlich reduziert wird.

Experte warnt vor weiteren Herausforderungen für Bayer

Fondsmanager Markus Manns von Union Investment äußert sich besorgt über die Situation und sieht begrenzte Optionen für Bayer. Er warnt davor, dass die Causa Glyphosat erneut Fahrt aufnimmt, da die Zahl der Zeitungsanzeigen von US-Anwälten, die potenzielle Glyphosat-Geschädigte suchen, massiv gestiegen ist. Manns betont, dass Bayer entweder einem neuen Vergleich zustimmen oder selektiv Fälle mit guten Erfolgsaussichten verhandeln könne. Ein neuer Vergleich würde jedoch keinen Schlussstrich unter die Causa Glyphosat setzen, da in den nächsten Jahren erneut Klagen zu erwarten seien.

Das Urteil sieht eine Entschädigungszahlung von 250 Millionen Dollar und einen Strafschadensersatz von zwei Milliarden Dollar vor. Auch Bayer weist darauf hin, dass der Schadenersatz bei bisher verlorenen Prozessen insgesamt um mehr als 90 Prozent gesenkt wurde.

Vorstandschef Bill Anderson, der bereits einen erheblichen Personalabbau bei Bayer angekündigt hat, dürfte durch das aktuelle Urteil zusätzlich belastet sein. Trotz der jüngsten Niederlagen plant Bayer laut Finanzchef Wolfgang Nickl keine Änderung seiner Prozessstrategie. Das Unternehmen hatte 2020 einen Großteil der damals anhängigen Roundup-Klagen gegen eine Zahlung von bis zu 9,6 Milliarden Dollar beigelegt, erhielt jedoch keine gerichtliche Genehmigung für eine Vereinbarung zur Verhinderung künftiger Klagen. Ende 2022 beliefen sich die Rückstellungen für Glyphosat-Klagen noch auf 6,4 Milliarden Dollar.

Verkaufsstopp in den USA

Um weiteren Klagen vorzubeugen, hat Bayer den Verkauf glyphosathaltiger Produkte an US-Privatkunden 2023 gestoppt. Die Vorwürfe gegen Glyphosat weist Bayer weiterhin zurück, während Behörden weltweit das Mittel als nicht krebserregend einstufen. Trotz der anhaltenden Rechtsstreitigkeiten bekräftigt Bayer seine Bereitschaft, Klagen vor Gericht auszutragen, um die wissenschaftlichen und regulatorischen Bewertungen richtigzustellen.

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