Der Mann hinter dem Ibiza-Video: "Ich bin unschuldig"

| Redaktion 
| 17.04.2023

Julian Hessenthaler spricht nach zweieinhalb Jahren Gefängnis in einem Video-Interview über das Entstehen des Ibiza-Videos und über seine Haft in Österreich. Interne Dokumente sollen zudem weitere Zweifel an dem Strafprozess gegen ihn zeigen.

Zweieinhalb Jahre war Julian Hessenthaler in Haft. Besser bekannt ist der Österreicher als "der Mann hinter dem Ibiza-Video". Besagtes Ibiza-Video löste 2019 einen der größten politischen Skandale Europas auslöste. Auf der Ferieninsel Ibiza hatte Hessenthaler ein Treffen von zwei FPÖ-Größen mit einer angeblichen Oligarchennichte organisiert und heimlich gefilmt. Der Film zeigt den damaligen Chef der rechtspopulistischen FPÖ und späteren Vizekanzler Österreichs, Heinz-Christian Strache, und dessen engen Vertrauten Johann Gudenus, damals ebenfalls FPÖ-Politiker, im Gespräch über mögliche Korruption.

Sie besprechen Wege der illegalen Parteienfinanzierung und den Einsatz von Staatsaufträgen im Austausch für Wahlkampfunterstützung. Konkret: den Kauf der auflagenstarken Kronen Zeitung als potenzielles Werbeblatt für die Partei im Gegenzug für staatliche Bauaufträge. Die Veröffentlichung des Videos führte zur Regierungskrise unter dem damaligen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Freilassung wegen guter Führung

Hessenthaler, der als Detektiv arbeitete, wurde später in Österreich wegen Drogenhandels und Urkundenfälschung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Tatvorwurf hatte nichts mit der Herstellung des Ibiza-Videos zu tun, das selbst nicht strafbar war. In Österreich gab es immer wieder Zweifel an der Beweisführung im Gerichtsverfahren.

Am 7. April wurde Julian Hessenthaler jetzt wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Im ersten Interview nach seiner Freilassung berichtet Julian Hessenthaler gegenüber der Rechercheplattform Correctiv ausführlich über die Entstehung des Ibiza-Videos und wirft der österreichischen Justiz vor, ihn zu unrecht verurteilt zu haben. Er zieht nun vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (ECHR). Der Anwalt des Detektivs legte dort Beschwerde ein.

Die dubiose Rolle der Staatsanwaltschaft

"Von maßgebenden Beamten des Innen- und Justizministeriums sowie des Bundeskriminalamts" sei versucht worden "vor und nach der Veröffentlichung des "Ibiza-Videos" Hessenthaler "durch eine strafrechtliche Verfolgung von Drogendelikten "mundtot" zu machen", heißt es in der Beschwerde, die Correctiv vorliegt. Das Gericht, das Hessenthaler verurteilt hatte, will die Beschwerde vor dem ECHR nicht kommentieren.

Interne Dokumente aus dem Prozess, die Correctiv nun einsehen konnte, würden die Zweifel an dem Verfahren gegen Hessenthaler bestärken. Aus einem Schreiben der Justizanstalt etwa gehe hervor, dass die Staatsanwaltschaft selbst die Anwaltspost mitlesen konnte. Sie sollte "erst nach erfolgter Zensur an den Insassen" übergeben werden. Weiterhin liegen Correctiv Dokumente vor, die belegen würden, dass eine Funkzellenüberwachung der Kanzlei des deutschen Anwalts von Julian Hessenthaler in Berlin durchgeführt wurde. Auch habe der Richter Aussagen einer Belastungszeugin im Urteil anders wiedergegeben

Die Rechten und die Russen

Die Nähe der europäischen Rechte zu Russland sei eines der Motive für das Ibiza-Video gewesen, sagt Hessenthaler gegenüber Correctiv. Er sei "der anhaltenden Überzeugung", dass es massive Bemühungen der russischen Nachrichtendienste gegeben habe, "in Europa Einfluss auf politische Entscheidungsträger zu nehmen."

Im 70-minütigen Exklusiv-Interview mit Correctiv spricht Hessenthaler darüber, wie das Video geplant gewesen sei und welche Folgen es danach für ihn hatte:

Eigentlich sollten die Ösis dem Mann einen Preis verleihen, anstatt ihn einzusperren. Das kommt davon, wenn man die rechte Brut an die Futtertröge lässt.

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