Outdoor-Ausrüstung
Nach Verkauf von Jack Wolfskin an Anta Group: Neustart mit Fokus China

| Redaktion 
| 04.11.2025

Wechselnde Eigentümer, hohe Schulden, schwächere Nachfrage: Jack Wolfskin landet unter dem Dach der chinesischen Anta Group. Der Outdoor-Ausrüster sieht darin die Chance für einen Neustart – mit Schwerpunkt Asien.

Anfang der 2010er avancierte Jack Wolfskin zur Massenmarke; die Wolfstatze wurde zum Sinnbild funktionaler Alltagskleidung. Zwischen 2005 und 2010 hatte der Hersteller seinen Umsatz mehr als verdreifacht. Danach folgten harte Jahre: 2011 zahlte Blackstone rund 700 Mio. € und lud dem Unternehmen einen großen Teil der Kaufsumme als Schulden auf – erst ein Schuldenschnitt verhinderte später die Insolvenz. 2018 übernahm Callaway für knapp 420 Mio. €; die Hoffnung: wieder ein strategischer Eigentümer mit Branchennähe.

Callaway expandierte breit – u. a. mit TravisMathew, Ogio und schließlich Topgolf. Die Pandemie belastete die hochverschuldete Gruppe; das Segment "Active Lifestyle", zu dem Jack Wolfskin zählte, verzeichnete 2024 einen Rückgang um knapp 8 Prozent. Im Sommer 2024 kündigte Callaway die Abspaltung an, wie das manager magazin schreibt. Bis 2026 sollen zwei börsennotierte Unternehmen entstehen; Callaway hält dann rund 20 Prozent an Topgolf, übernimmt aber die Schulden des kleineren Partners. Einmalige Trennungskosten: ca. 50 Mio. US‑Dollar.

Anta kauft günstig – und bringt Portfolio‑Power

Der Verkauf von Jack Wolfskin an Anta (April; 262 Mio. €) sollte diese Kosten mitfinanzieren und wieder Fokus aufs Kerngeschäft bringen. Für Callaway blieb Jack Wolfskin insgesamt ein Verlustgeschäft – die Differenz zum Kaufpreis 2018 beträgt rund 160 Mio. €. "Dieser Verkauf ermöglicht es uns, uns stärker auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren und unsere Ressourcen zu optimieren", begründete CEO Chip Brewer den Schritt. "Der Erlös wird unsere Bilanz und Liquidität verbessern und unsere finanzielle Flexibilität im Vorfeld der geplanten Trennung von Topgolf stärken", zitiert das manager magazin weiter.

Mit dem Eigentümerwechsel wandert Jack Wolfskin nach China. Anta verfügt über ein breites Markenportfolio, darunter Fila, und ist über eine Mehrheitsbeteiligung an Amer Sports u. a. mit Wilson, Salomon und Arc’teryx präsent. Jack Wolfskin soll dennoch eigenständig bleiben: "Jack Wolfskin wird weiterhin als eigenständige Marke innerhalb des Portfolios von Anta Sports agieren", teilt das Unternehmen mit.

Fragmentierter Markt, gedämpfte Nachfrage

Die Outdoor-Branche ist stark segmentiert: globale Konzerne konkurrieren mit spezialisierten Mittelständlern und Start‑ups. "Mittelgroße Anbieter haben ihre lokalen Stärken, auch innerhalb von Europa", sagt Felix Krüger (BCG). Zugleich bleibt die Konsumstimmung verhalten. "Die Menschen kaufen deutlich näher am Bedarf", so Jan Lorch (BSI). "Früher wurde mehr auch aus Lust gekauft." Strukturschwächen im Handel und Insolvenzen treffen die Branche; online konzentriert sich die Nachfrage auf wenige große Plattformen. Preisführer wie Decathlon erhöhen den Druck. "Viele Kunden orientieren sich am günstigeren Preissegment, hin zu niedrigeren Preispunkten", sagt Krüger. "Da muss sich jeder Outdoor-Hersteller die Frage stellen, wie spitz und klar man positioniert ist." Trotz Flaute liege der Markt jedoch "insgesamt deutlich über dem Vor‑Corona‑Niveau", betont Lorch

Zudem bremst die lange Haltbarkeit Ersatzkäufe: Camping, Rucksäcke, Bekleidung, Schuhe werden seltener neu angeschafft. Hersteller reagieren mit Kostensenkungen entlang der Kette – weniger Lager, präzisere Produktionsplanung, Anpassungen in der Lieferkette. "Die Frage, wie und wo ich günstiger herstellen kann, bewegt derzeit viele Anbieter", sagt Lorch. "Auch die Marketingbudgets stünden auf dem Prüfstand." Jack Wolfskin hält indes am Profil fest: Wandern, Nachhaltigkeit, Innovationen. "Unter der Eigentümerschaft von Anta werden wir diese Grundlagen stärken und gleichzeitig unser globales Wachstum und unsere Produktinnovation beschleunigen", so das Unternehmen. In Idstein läuft parallel der Umbau; eine neue Geschäftsführung soll bald vorgestellt werden. "Man darf seine Kredibilität als Sportausrüster nicht verlieren, indem man sich zu stark auf den Athleisure‑Bereich konzentriert", mahnt Krüger.

Asien als Wachstumshebel – Europa bleibt Anker

Europa gilt als weitgehend gesättigt; in Asien sind die Perspektiven besser. Für mittelständische Anbieter ist der Markteintritt jedoch anspruchsvoll. „Bei kleineren Unternehmen ist es typisch, dass man sich genau überlegt, in welche Länder man konkret expandiert“, sagt Lorch. "Es ist als Mittelständler wirklich eine Herausforderung, in Asien einen Fuß in die Tür zu bekommen – die Konkurrenz lokaler Marken ist stark." Zudem unterscheiden sich China, Japan und Südkorea deutlich in Handelsstrukturen und Kollektionsanforderungen.

Jack Wolfskin kündigt jedenfalls eine ausgewogene Wachstumsstrategie zwischen Europa und Asien an; Europa und die DACH‑Region bleiben Eckpfeiler. 

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