Airline-Deals in Vorbereitung
Condor und Marabu vor Eigentümerwechsel? Attestor lotet Verkaufsmöglichkeiten aus

Der Finanzinvestor Attestor hat die Ferienfluggesellschaft Condor aus der Krise geführt – und bereitet sich nun offenbar auf den Ausstieg vor. Auch die Schwester-Airline Marabu könnte betroffen sein. Der Verkauf beider Gesellschaften wäre ein Milliarden-Deal mit Signalwirkung für die europäische Luftfahrtbranche. Die Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Branche zunehmend konsolidiert und Investoren gezielt nach margenstarken Zukäufen Ausschau halten.

Laut eines Berichts von Bloomberg sondiert der Londoner Finanzinvestor Attestor derzeit aktiv den Markt für einen Teil- oder Komplettverkauf seiner Airline-Beteiligungen. Neben der bekannten deutschen Ferienfluggesellschaft Condor betrifft das auch die von Attestor gegründete Airline Marabu. Die Investmentbank Barclays soll mit dem Such- und Transaktionsprozess beauftragt worden sein. Der Einstieg eines neuen strategischen Partners wird als wahrscheinliches Szenario gehandelt.

KfW-Kredite als Wendepunkt

Attestor hatte Condor im Sommer 2021 übernommen und mit 200 Millionen Euro Eigenkapital sowie weiteren 250 Millionen Euro zur Flottenmodernisierung stabilisiert. Mit dem Kapital wurden unter anderem moderne Airbus A330-900, A320neo und A321neo angeschafft. Die Investitionen erfolgten in einer Phase, in der Condor nach dem Zusammenbruch von Thomas Cook und den pandemiebedingten Einschnitten am Rande des wirtschaftlichen Überlebens stand. Doch nun steht ein Strategiewechsel bevor: Ende 2026 laufen staatlich garantierte KfW-Kredite in dreistelliger Millionenhöhe aus. Von den ursprünglichen 550 Millionen Euro sind noch rund 400 Millionen zurückzuzahlen. "Die Kredite werden planmäßig Ende 2026 abgelöst sein", erklärte Condor-Chef Peter Gerber bereits im Sommer gegenüber der FAZ. Erst dann stelle sich die Frage, "was danach kommt". Für Attestor könnte genau dieser Zeitpunkt die ideale Gelegenheit bieten, um das Investment mit Gewinn abzuschließen.

Wie steht Condor wirtschaftlich da?

Trotz umfassender Modernisierung und steigender Passagierzahlen ist Condor noch nicht profitabel: Im Geschäftsjahr 2023/24 verzeichnete die Airline einen Verlust von 62 Millionen Euro. Das operative Ergebnis fiel laut Condor-Chef Gerber jedoch positiv aus, basierend auf internen Kennzahlen. Die Airline bilanziert nach HGB, was direkte Vergleiche mit internationalen Wettbewerbern erschwert. Die Gesamterlöse stiegen um rund 15 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro, die Passagierzahl legte um acht Prozent auf über 8,5 Millionen zu. Die Platzauslastung von über 91 Prozent gilt in der Branche als solide. Besonders im Bereich der Langstreckenflüge konnte Condor Marktanteile zurückgewinnen, auch dank der neuen A330neo-Flotte, die effizienter und komfortabler ist als ihre Vorgänger.

Wer kommt als Käufer infrage?

Brancheninsider spekulieren bereits über potenzielle Interessenten. Besonders oft fällt der Name International Airlines Group (IAG), zu der unter anderem British Airways und Iberia gehören. Eine Bestätigung für konkrete Gespräche liegt bisher nicht vor. Auch andere Airline-Gruppen wie Air France-KLM oder strategische Investoren aus dem arabischen Raum könnten ein Auge auf Condor geworfen haben. Für Condor wäre es nicht die erste Rettung durch einen neuen Eigentümer: Nach dem Aus des damaligen Mutterkonzerns Thomas Cook sowie in der Corona-Krise hatte der deutsche Staat mit KfW-Mitteln eingegriffen. Sollte ein Verkauf erfolgen, müsste auch das Bundeskartellamt zustimmen, was bei einem Zusammenschluss mit einer größeren Airline-Gruppe eine Hürde darstellen könnte.

Langfristiges Ziel: Flottenausbau

Unabhängig von einem Eigentümerwechsel verfolgt Condor laut Peter Gerber ambitionierte Pläne. Die Airline könnte ihre Flotte perspektivisch auf bis zu 140 Maschinen verdoppeln. Damit würde Condor zu einem der größten Ferienflieger Europas aufsteigen – ein attraktives Asset für Investoren, die im Luftfahrtsektor nach Wachstumschancen suchen. Bereits jetzt zeigt sich, dass Condor durch ein gut ausgebautes Streckennetz – insbesondere im Langstreckenbereich – und eine hohe Kundenzufriedenheit im Wettbewerb gut positioniert ist. Sollte ein kapitalkräftiger Partner einsteigen, könnte der Flottenausbau deutlich schneller umgesetzt werden. Zusätzliche Slots an beliebten Flughäfen wie Frankfurt und München würden zudem das Wachstum weiter begünstigen.

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