Der Fahrdienstleister Uber will sich endgültig als Plattform für autonomes Fahren etablieren und setzt dabei auf eine massive Partnerschaft mit dem Chiphersteller Nvidia. Im Rahmen der erweiterten Kooperation sollen bis 2027 erste Robotaxis auf Basis der neuen Hyperion-10-Technologie anrollen – ein ambitioniertes Ziel mit technologischem und wirtschaftlichem Sprengstoff.
Wie konkret sind Ubers Robotaxi-Pläne?
Die Ankündigung klingt spektakulär: Uber will künftig eine Flotte von 100.000 autonomen Taxis betreiben. Laut Nvidia, das die Pläne im Rahmen seiner GTC-Konferenz in Washington präsentierte, beginnt der Ausbau ab 2027. Basis dafür ist die neue Technologieplattform "Drive AGX Hyperion 10", die Fahrzeuge mit Sensoren, Chips und Software für autonomes Fahren ausstattet.
Stellantis wird als erster Hersteller mindestens 5.000 Robotaxis liefern, die auf der Nvidia-Plattform laufen. Weitere Partner sind Mercedes-Benz, Lucid Motors und das chinesische Unternehmen Foxconn, das für die Hardware-Integration mitverantwortlich ist. Die Produktion startet voraussichtlich 2028 – zunächst in den USA, danach international. Auch Softwareunternehmen aus dem Silicon Valley und europäische Zulieferer sollen in die technische Umsetzung eingebunden werden.
Ein vollständiges eigenes Flottenmanagement inklusive Reinigung, Wartung und Ladevorgängen übernimmt Uber selbst oder über Partnerunternehmen. Dabei soll künftig auch verstärkt auf automatisierte Wartungssysteme gesetzt werden, die mit Hilfe von KI vorausschauende Instandhaltung ermöglichen. Auch Waymo-Fahrzeuge und Modelle von Baidu und Volkswagen sollen künftig über die Uber-App buchbar sein. Die Plattformstrategie ist klar: Uber will zum weltweiten Robotaxi-Hub avancieren.
Gleichzeitig arbeitet Uber mit mehreren Kommunen und Verkehrsbehörden zusammen, um rechtliche Grundlagen und Betriebszonen für autonomes Fahren zu schaffen. Besonders in den USA und Asien läuft derzeit ein intensiver Dialog mit Stadtverwaltungen. Ziel ist es, die Integration in bestehende Verkehrsstrukturen so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Gründe für anhaltende Skepsis
Trotz der groß angekündigten Ziele bleibt der Weg zur fahrerlosen Zukunft steinig. Uber musste seine ersten autonomen Ambitionen nach einem tödlichen Unfall in Arizona 2017 abrupt beenden und verkaufte die eigene Entwicklungseinheit. Auch andere Player wie Tesla hinken ihren Versprechen weit hinterher. Experten weisen zudem darauf hin, dass die Technologie zwar im Testumfeld funktioniert, aber im komplexen Realverkehr weiterhin Schwächen zeigt.
Waymo, ein Schwesterunternehmen von Google, bleibt mit aktuell rund 2.000 Fahrzeugen in Städten wie San Francisco oder Phoenix führend – und ist derzeit der einzige Anbieter eines regulären Robotaxi-Dienstes in den USA. Uber hingegen beschränkt sich bislang auf Pilotprojekte. In Atlanta, Los Angeles und Miami laufen erste Tests, deren Ergebnisse bisher jedoch nicht veröffentlicht wurden.
Die Zahl von 100.000 geplanten Robotaxis dürfte somit in erster Linie als Signal an Investoren und Tech-Partner verstanden werden. Einen konkreten Zeitplan für das Erreichen dieser Marke gibt es nicht. Auch regulatorische Hürden, Datenschutzfragen und gesellschaftliche Akzeptanz stellen weiterhin große Herausforderungen dar. An der Börse reagierten Anleger zurückhaltend – die Uber-Aktie blieb nach der Ankündigung leicht im Minus.
Welche Rolle spielt Nvidia in diesem Ökosystem?
Der Chiphersteller Nvidia spielt eine zentrale Rolle im neuen Mobilitätsökosystem. Mit der Plattform Hyperion 10 liefert das Unternehmen nicht nur leistungsfähige Hardware, sondern auch ein modulares System für autonomes Fahren. Die Plattform ermöglicht es Automobilherstellern, ihre Fahrzeuge nahtlos für Robotaxi-Dienste auszustatten – ein wichtiger Schritt zur Skalierung. Die Software ist so konzipiert, dass sie sich mit bestehenden Systemen bei OEMs (Original Equipment Manufacturers) integrieren lässt.
Uber nutzt zudem Fahrdaten aus der eigenen App, um die KI-Modelle von Nvidia zu trainieren. Diese enge Verzahnung zwischen Plattformbetreiber und Technologieanbieter soll die Entwicklung beschleunigen und die Kosten für Endkunden senken. Parallel dazu werden neue Sicherheitsfunktionen erprobt, die auf Echtzeitdaten basieren und künftige Risiken frühzeitig erkennen sollen.
Laut eines Berichts des Handelsblatts will Nvidia mit dieser Technologie auch in Europa expandieren. Erste Gespräche mit Städten wie London und Tokio laufen bereits. Auch deutsche Autobauer wie Audi und BMW zeigen laut Brancheninsidern Interesse an einer Kooperation.
Die Initiative von Uber reiht sich in eine globale Entwicklung ein, bei der Mobilität bis 2035 völlig neu gedacht wird – mit autonomen, vernetzten und emissionsfreien Lösungen als Zielbild.
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