Deutscher scheitert an Passwort
Krypto-Pionier verliert 7002 Bitcoins im Wert von 735 Millionen Euro

| Redaktion 
| 13.10.2025

Ein einziger Moment der Unachtsamkeit hat aus einem deutschen IT-Experten einen der größten Krypto-Pechvögel gemacht. Stefan Thomas erhielt 2011 als Belohnung 7002 Bitcoins für ein Erklärvideo – heute wären sie über 735 Millionen Euro wert. Doch er kommt nicht mehr an sein Vermögen heran: Der Zugang ist gesperrt, das Passwort verloren, die Zeit läuft gegen ihn. Nur zwei Versuche bleiben ihm, bevor der Stick die Daten unwiderruflich zerstört.

Die Geschichte von Stefan Thomas ist ein Mahnmal für die Risiken digitaler Selbstverwaltung: Der gebürtige Deutsche hatte einst den richtigen Riecher für die Kryptowelt, als Bitcoin noch kaum jemand kannte. Doch ein simpler Fehler beim Passwort-Management könnte ihn nun den Zugriff auf ein Vermögen kosten, das ihn in die Liste der reichsten Deutschen katapultieren würde. Seine Bitcoins liegen sicher verschlüsselt auf einem IronKey-USB-Stick – aber der erlaubt nur noch zwei Eingabeversuche, bevor die Daten für immer verloren sind. Die Geschichte wirft nicht nur Fragen zur digitalen Sicherheit auf, sondern auch zur psychologischen Resilienz im Umgang mit potenziellen Verlusten.

Vom Video zum Vermögen

2011 produziert Stefan Thomas ein Erklärvideo über Bitcoin und gewinnt damit einen Preis. Seine Vergütung: 7002 BTC. Während sein Projektpartner sich für eine Auszahlung in Euro entscheidet, denkt Thomas langfristig und bewahrt die Coins auf einem hochsicheren USB-Stick vom Typ "IronKey" auf. Damals hatte ein Bitcoin einen Gegenwert von wenigen Dollar. Niemand ahnte, dass sich daraus eine der profitabelsten Entscheidungen seines Lebens hätte entwickeln können. Doch genau dieser Schritt wird ihm zum Verhängnis: Er verliert das Passwort – und der Stick erlaubt nur zehn Versuche, bevor er sich selbst sperrt.

Die Lage spitzt sich zu, als sich herausstellt, dass acht Versuche bereits fehlgeschlagen sind. Bleiben noch zwei. Danach wären Bitcoins im heutigen Wert von über 735 Millionen Euro für immer verloren. Dieser Umstand macht Thomas zum Symbol einer ganzen Generation von frühen Bitcoin-Investoren, die sich durch fehlende Zugangsdaten selbst aus der digitalen Schatztruhe ausgesperrt haben.

Krypto-Sicherheit mit Fallstrick

Der Fall von Stefan Thomas zeigt die Kehrseite absoluter Datensicherheit: Der IronKey ist so konzipiert, dass weder Hacking noch forensische Verfahren zum Erfolg führen sollen. Der Hersteller bewirbt das Produkt als nahezu "unknackbar". Die Technik dahinter gilt als militärisch erprobt und wird unter anderem für diplomatische Kommunikation eingesetzt. Das Passwort existiert nur noch in Thomas' Erinnerung – und die scheint ihn im Stich zu lassen. Zwar meldeten sich in den letzten Jahren mehrere Unternehmen, die den Stick entschlüsseln wollten, doch bislang ohne Erfolg. 2023 lehnte Thomas sogar ein weiteres Angebot ab, da bereits zwei andere Firmen beauftragt waren. Offenbar setzt er auf eine Lösung, die ohne Risiko für seine Daten auskommt – doch die Zeit spielt gegen ihn.

Hinzu kommt: Der Verlust betrifft nicht nur den Zugang zu einem digitalen Konto, sondern zu einem Asset, dessen Wert sich innerhalb von Jahren exponentiell vervielfacht hat. Bitcoin erreichte Anfang 2021 neue Höchststände, und auch 2025 bleibt die Kryptowährung mit einem Wert von über 100.000 Euro pro Coin ein globales Thema in Finanzmedien, Tech-Kreisen und unter institutionellen Investoren.

Derartige Verluste sind kein Einzelfall: Immer wieder gelangen ähnliche Fälle in die Öffentlichkeit, bei denen enorme Bitcoin-Beträge durch verloren gegangene Zugangsinformationen oder Speichermedien unwiederbringlich verschwinden. Besonders bekannt wurde der Fall eines britischen Investors, der seine Festplatte mit dem Zugang zu 8.000 Bitcoins versehentlich auf einer Mülldeponie entsorgte – und seither mit millionenschweren Mitteln versucht, sie dort wiederzufinden.

Digitale Risiken für Realvermögen

Der Fall hat Symbolcharakter: Wer auf maximale Sicherheit setzt, riskiert den Totalverlust bei minimaler Nachlässigkeit. Für Unternehmen, Vermögensverwalter und Privatpersonen stellt sich zunehmend die Frage nach der Balance zwischen digitalem Schutz und praktikabler Wiederherstellbarkeit. Es genügt nicht, digitale Werte sicher zu speichern – es braucht auch tragfähige Strategien zur Passwortverwaltung und Notfallzugriffen. Viele IT-Sicherheitsberater empfehlen heute den Einsatz redundanter Sicherheitsmechanismen, wie beispielsweise die Kombination aus Hardware-Wallet, Multi-Signatur und gesichertem Seed-Backup.

Die Geschichte von Stefan Thomas könnte dabei als Lehrbeispiel in künftigen Risk-Management-Seminaren dienen. Sie macht deutlich, dass digitale Vermögenswerte nicht nur technisches Know-how, sondern auch langfristige strategische Planung erfordern. In einem Zeitalter, in dem selbst Notare und Steuerberater mit Krypto-Themen konfrontiert werden, ist es essentiell, den Faktor Mensch in der Sicherheitsarchitektur mitzudenken.

Wie GamePro berichtet, zeigt sich Thomas heute erstaunlich gefasst. Im Interview sagt er: "Ich musste lernen, mit dem Verlust zu leben. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Geld." Eine Haltung, die angesichts des astronomischen Verlusts bemerkenswert wirkt – und doch auch stoische Weisheit in einer zunehmend volatilen Finanzwelt transportiert.

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